Eternal Riders: Ares (German Edition)
wollte sowieso noch dorthin. Mal sehen, ob ich vielleicht was von Pestilence höre.« Er starrte auf die Schlafzimmertür. »Aber erst werde ich mal nach ihr sehen.«
»Das ist gar keine gute Idee.«
Aber er musste. Er musste sich davon überzeugen, dass er sie nicht wollte. Sie dazu bringen, ihn zu hassen oder so. Hauptsache, er wurde endlich diese unsägliche Lust los. Dabei ging es nicht nur um seinen körperlichen Hunger, es ging darum, sich zu vergewissern, dass er funktionierte. Ein abgelenkter Soldat war ein toter Soldat … aber ein abgelenkter Befehlshaber würde bald feststellen, dass das Einzige, über das er noch befahl, eine Armee von Leichen war. Er konnte es sich nicht leisten, ausgerechnet jetzt unkonzentriert zu sein; nicht, wenn die ganze Menschheit von ihm abhing.
»Ich komm schon klar«, versicherte er.
»Ares … «
»Geh mir aus dem Weg.« Ares drängte sich rau an seinem Bruder vorbei, und als Than ihm eine Hand auf den Bizeps legte, um ihn zu beruhigen, kochte heiße Wut in ihm hoch. »Nimm deine verdammte Hand von mir!«
Than schlug ihn. Rammte ihn regelrecht gegen die Wand. Brüllend schlug Ares zurück und traf seinen Bruder gegen das Kinn. Blut spritzte aus Thanatos’ Mund, und seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten wütend auf, aber er griff nicht an.
»Scheiße, Ares, ich versuch doch nur zu helfen. Du bist schon nicht mehr in der Lage, deinen eigenen Leichtsinn zu erkennen.« Er fuhr sich mit der Hand über den Mund und starrte auf die Feuchtigkeit, die sie bedeckte. »Vielleicht erinnerst du dich ja nicht mehr an die Spur von Toten, die du beim letzten Mal, als du so verbohrt und eigensinnig warst, hinter dir hergezogen hast, aber ich schon. Ich bin deiner Karte der Zerstörung gefolgt wie ein Junkie seinem Dealer, und ich will verdammt sein, wenn ich so was noch einmal durchmache.«
Thanatos’ Worten gelang es, Ares’ Nebel des Verlangens zu durchdringen, aber nur mit knapper Not. Die Anziehungskraft, die der Tod auf Than ausübte, nervte ihn, aber er war machtlos dagegen. Tod in großem Umfang verlieh Thanatos neue Energie wie sonst nichts auf der Welt; verschaffte ihm den Höhepunkt, den er auf keine andere Art empfinden konnte.
Ares schloss die Augen und holte tief Luft, um sich zu beruhigen, was ungefähr so effektiv war, wie in einen Waldbrand zu spucken, um ihn zu löschen. »Na gut. Dann bin ich mal weg. Sag Limos, sie – «
Der rauchige Gestank des Bösen traf ihn so fest, dass seine Augen tränten. Auf der Stelle wirbelten Than und er zur Doppeltür seines Schlafzimmers herum. Ares brach einfach hindurch, sodass eine der Türen aus den Angeln ging. Und blieb gleich darauf stocksteif stehen. Wie eine Faust hämmerte sein Herz gegen seine Rippen.
Der Höllenhund, der seine Familie ermordet hatte, befand sich nur Zentimeter von Cara entfernt.
Und seine Zähne waren direkt vor ihrer Kehle.
12
So ein Höllenhund stank wirklich mächtig aus dem Maul.
Cara hatte keine Ahnung, wie sie über Mundgeruch nachdenken konnte, während sie auf rasiermesserscharfe Zähne starrte, die zu einer Bestie gehörten, die drauf und dran zu sein schien, sie aufzufressen.
»Zurück zu mir, Cara«, ertönte Ares’ Befehl hinter ihr. »Ganz langsam.«
Das wütende Knurren des Hundes verriet Cara genau, was er von der Idee hielt, und sie stellte ihre Füße so fest auf den Boden, dass sie genauso gut darin hätte Wurzeln schlagen können.
Aus den Augenwinkeln sah sie Ares und Thanatos an gegenüberliegenden Wänden entlangschleichen, um den Hund in die Zange zu nehmen. Mit einem weiteren Knurren streckte er die Pfote aus und legte sie ihr um die Taille, sodass seine gezackten Klauen den Stoff ihres T-Shirts zerrissen. Sie schrie auf, wenn auch eher vor Schreck als vor Schmerz, obwohl sich die Krallenspitzen in ihre Haut bohrten.
»Lass sie los.« Ares’ tiefe Stimme war vor Wut kaum wiederzuerkennen.
In ihrem Kopf blitzte plötzlich eine Vision ihrer selbst auf, wie sie kopflos und mit heraushängenden Gedärmen dalag und der Hund an ihr fraß. Sie hatte schon immer die empathische Fähigkeit besessen, die Emotionen eines Tiers zu spüren, aber dies ging weit über Gefühle hinaus. Sie las die Gedanken der Bestie, was sie mit ihr vorhatte. Wieder blitzte ein Bild auf: Ares, der schrie, ohne dass ein Laut über seine Lippen kam; sein Körper war verstümmelt, seine Knochen zerschmettert, während sich ein Rudel Hunde über ihn hermachte. Das Siegel an seinem Hals war
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