Eternal Riders: Limos (German Edition)
Zahnbürsten und Zahnpasta und Seife.« Sie zeigte auf die Terrassentür. »Du kannst auch auf die Veranda, aber unten stehen Wachen. Du bist kein Gefangener, aber ich kann nicht zulassen, dass du gehst, ehe es dir besser geht.«
Er starrte sie wütend an. »Ach, wenn ich nicht fortgehen darf, wie kann es sein, dass ich kein Gefangener bin?«
»Weil ich es gesagt habe.«
Oh, das war natürlich sehr klug gewesen. Verdammt, Arik hatte eine Art an sich, sie herauszufordern und völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie musste sich zusammenreißen. Und zwar schleunigst.
Ihr Herz raste, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen, und sie flüchtete aus dem Schlafzimmer und über den Gang in die Küche, wo sie eine kurze SMS an Thanatos schrieb, damit er ein paar Klamotten brachte. Dann widmete sie sich dem Einzigen, was ihr einfiel, um Arik zu helfen: ihn mit Essen wieder aufzupäppeln. Also machte sie ihm ein riesiges Sandwich mit Putenfleisch, schnitt ein großzügiges Stück vom Bananenkuchen ab und holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank.
Der Klang von Schritten ließ sie erstarren, noch ehe sie die drei Schritte zum Küchentresen zurückgelegt hatte.
Reseph.
Den Klang seines Schlenderns würde sie überall wiedererkennen. Nur dass er nicht mehr Reseph war, und wenn sie sich auch zu neunundneunzig Prozent der Zeit darüber im Klaren war, entfiel ihr diese Tatsache manchmal immer noch, und im Geiste war sie dann wieder mitten in den Erinnerungen an ihn, wie er etwas Typisches tat, zum Beispiel durch ihr Haus tanzte und Party machte oder ihr so lange auf den Geist ging, bis sie nachgab und sich einen Film mit ihm ansah.
»Hey, Schwesterherz«, sagte er langgezogen, während er sich im Türrahmen aufbaute, sodass sein riesiger gepanzerter Körper ihr den Weg in Ariks Zimmer versperrte. »Willst du mir denn gar nicht danken, dass ich dein jämmerliches menschliches Spielzeug gerettet habe?«
»Er ist geflohen , du Lügner.«
»Er hat es geschafft, aus seiner Zelle herauszukommen«, konterte Pestilence, »aber ich habe ihn zum Eingang des Höllenschlunds gebracht, ehe die Dämonen ihn erwischen konnten. Zugegeben, ich hab ihn in etwas schlechterem Zustand hinterlassen, als ich ihn gefunden hatte, aber ein bisschen Schwund ist ja immer, nicht wahr?«
»Du!«, knurrte sie. »Du bist schuld, dass er so übel zugerichtet war.«
Er zuckte mit den Schultern, sodass eine der mit Stacheln besetzten Panzerplatten eine tiefe Furche in der weißen Farbe des Türpfostens hinterließ. »Ich hab nichts getan, was seine Folterknechte ihm nicht auch schon angetan hatten. Oder ihm angetan hätten, wenn du ihn nicht vor Sartaels Team erreicht hättest.«
»Du bist widerlich.«
Pestilence fasste sich mit dramatischer Geste an die Brust. »Du verletzt mich zutiefst.«
Oh, sie würde ihn nur allzu gern verletzen. »Was willst du? Ich habe getan, was du verlangt hast, also verzieh dich aus meinem Haus.«
Ihr Bruder betastete das Symbol, das auf dem Rücken seines Panzerhandschuhs eingraviert war: Pfeil und Bogen. Bei der richtigen Berührung würde auf der Stelle eine reale Waffe in seiner Hand auftauchen, und Limos hoffte nur, dass er nicht plötzlich den Entschluss fassen würde, ihr einen Pfeil zwischen die Augen zu schießen.
»Ich bin gekommen, um dich zu warnen.« Er hörte auf, am Handschuh herumzuspielen.
Sie starrte ihn ausdruckslos an. »Ach wirklich?«
»Jepp.« Das amüsierte Glitzern in seinen Augen verschwand. Er blickte sie düster an und fletschte ein Paar Fangzähne, so lang wie ihr kleiner Finger. »Ich habe mich von deinem Jüngelchen genährt. Weich im Abgang. Wenn dein Siegel bricht, kannst du es selbst ausprobieren.«
Ungeheure Wut darüber, dass er diese Fänge in Arik geschlagen hatte, entzündete ein heftig loderndes Feuer in ihren Adern. Ihr Bruder hatte Arik Gewalt angetan, hatte ihn verletzt und benutzt, aber ihre Wut enthielt auch eine Portion Eifersucht. Pestilence war mit Arik intim gewesen … Zugegeben, die Intimität war durch und durch krank und verdreht gewesen, aber das Trinken, die Penetration … darin lag eindeutig eine gewisse aufgezwungene Nähe, und sie hegte keinen Zweifel daran, dass ihrem Bruder dabei einer abgegangen war.
Doch auch wenn sie Pestilence am liebsten eines der Messer aus dem Messerblock in den Kopf geschleudert hätte, gönnte sie ihrem Bruder diese Genugtuung nicht.
»Mein Siegel wird nicht brechen«, erwiderte sie ruhig.
»O doch.« Pestilence
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