Eternal Riders: Limos (German Edition)
stieß sich vom Türrahmen ab. »Das ist der einzige Grund, warum ich den Menschen noch nicht getötet habe. Ich will, dass du es tust. Ich will zusehen, wenn du ihn leer trinkst.«
»Warum spielt es für dich eine Rolle, ob er tot ist?«
»Weil«, seine Stimme war so dunkel wie das schwarze Zeug, das aus den Gelenken seiner Rüstung sickerte, »er sich auch von mir genährt hat. Das bedeutet, dass seine Seele mir gehört, wenn er stirbt. Und ich habe Pläne mit ihr.«
Vor Grauen war Limos’ Kehle wie zugeschnürt, sie bekam keine Luft mehr und kämpfte gegen den Drang an, sich auf ihn zu stürzen.
Als sie wieder sprechen konnte, war ihre Stimme rau und heiser. »Warum? Warum solltest du so etwas tun?«
Aber noch ehe die Frage vollständig ihren Mund verlassen hatte, wusste sie die Antwort. Jede Seele, die Pestilence nahm, machte ihn stärker, aber dies hier ging weit darüber hinaus.
»Du weißt, warum«, entgegnete Pestilence. »Du hattest schon immer mehr Hirn als Titten.« Er ließ seine Fänge aufblitzen. »Dein Ehemann wird mir im Austausch für Ariks Seele alles geben, was ich nur will.«
Ihre Ruhe verpuffte. Sie schnappte sich ein Fleischermesser und schleuderte es mit aller Kraft.
Pestilence trat anmutig einen Schritt zur Seite, und die Klinge bohrte sich in die Wand, wo der Griff noch harmlos vibrierte. Er schenkte ihr ein Lächeln über die Schulter hinweg, bog um die Ecke und verschwand aus ihrer Sichtweite.
Dieses Arschloch! Dieser gottverdammte Mistkerl!
Sie schloss die Augen, stützte beide Fäuste auf den Tresen und blieb so stehen, bis ihr Blutdruck ihr nicht mehr die Trommelfelle zu sprengen drohte. Aber schon hörte sie erneut Schritte. Diesmal war es Thanatos, der in die Küche trat. Er war wie immer in eine schwarze Hose und einen langen schwarzen Mantel gekleidet, der vom hohen Kragen bis zur Taille mit Schnallen geschlossen war. Sie würde jede Wette eingehen, dass er darunter einen schwarzen Rolli trug. Statt seiner geliebten Stiefel im Grufti-Stil mit den dicken Sohlen trug er Kampfstiefel.
»Du siehst ja grauenhaft aus.« Er warf eine Jogginghose und ein T-Shirt auf den Tisch. »Und warum steckt da ein Messer in der Wand?«
»Pestilence war gerade hier, und das Messer war eigentlich für seinen Hinterkopf bestimmt.«
Thanatos erstarrte, seine gelben Augen färbten sich bernsteinfarben. Überall um ihn herum sammelten sich Schatten. »Was wollte er?«
»Mich verspotten, in erster Linie.«
Gott, wie sie das hasste. Sie hasste es, dass ihr Bruder auf die böse Seite gewechselt war. Hasste es, dass er so viel Macht über sie hatte. Hasste es, dass er Arik jetzt auf eine Weise besaß, wie sie ihn nie besitzen würde. Nicht, dass sie gern seine Seele gehabt hätte, aber sie wollte ganz bestimmt nicht, dass Pestilence sie bekam. Arik … was? Gehörte ihr? Unmöglich, selbst wenn er sie nicht hasste.
Thanatos war still geworden, als ob er darüber nachdächte, was ihr Bruder wohl getan haben könnte, um sie zu verspotten. Sie rechnete fest damit, dass er sie fragen würde, doch zu ihrer Überraschung sagte er nur: »Wie geht es dem Menschen?«
»Ich bin nicht sicher. Er erinnert sich nicht an seine Flucht.«
»Hast du an seinen Erinnerungen rumgepfuscht?«
Sie und ihre Brüder waren in der Lage, Erinnerungen zu löschen; je nach Situation und Individuum konnten sie normalerweise nicht mehr als ein paar Stunden zurückgehen, aber oft war es auch gar nicht mehr nötig.
»Ich hab gar nichts gemacht. Er glaubt, er wäre immer noch in Sheoul.« Sie seufzte frustriert. »Ich mach mir schon ein bisschen Sorgen.« Ein bisschen? Sie würde gleich ausrasten.
»Ja, sicher, aber erinnerst du dich nicht mehr, wie durcheinander du warst, nachdem du der Aegis entkommen warst?«
Wie könnte sie das vergessen? Diese Scheißkerle hatten sie mit Höllenhundgeifer gelähmt und in einem Kerker gefangen gehalten, während sie an ihr herumdoktorten und sie aus Spaß ab und zu auch mal ein wenig folterten. Reseph hatte sie gerettet, und sie hatte volle zwei Tage gebraucht, bis sie wieder wusste, wer und wo sie war.
»Er braucht einfach nur ein bisschen Zeit.«
Thanatos verlagerte sein Gewicht. »Wo wir gerade davon sprechen …«
»Sag es ja nicht«, knurrte sie. »Ihn umzubringen, damit ihn sich die Dämonen nicht schnappen können, ist keine Option. Unser bescheuerter Bruder hat Blut mit ihm ausgetauscht, und wenn er stirbt, gehört seine Seele Pestilence.«
»Mist«, flüsterte Than. »Das
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