Eternal Riders: Limos (German Edition)
und aufs Meer hinausgeblickt hatte, drehte sich um. Er hatte eine schwarze Kampfhose und ein schwarzes T-Shirt angezogen, das vermutlich sehr viel lockerer saß als früher, aber immer noch seine breiten Schultern und muskulösen Arme betonte. Eine neutrale Maske schob sich vor seine Miene, doch in seinen Augen funkelte es wütend, als er seine Schwester sah.
»Arik.« Runa machte Anstalten, auf ihn zuzugehen, doch Shade packte ihren Arm und hielt sie zurück.
»Nicht.« Der große Dämon strahlte seine Anspannung in großen Wellen ab, die Limos’ Haut versengten. »Ich traue ihm nicht.«
»Du hast ihm noch nie getraut.« Runa schüttelte den Griff ihres Gefährten ab und ging auf ihren Bruder zu, der erstarrte, als sie näher kam. »Arik? Es ist alles okay.«
»Ach ja? Warum sagst du mir nicht, wer zum Teufel du bist? Okay ?«
Sie zögerte kurz, ging aber weiter. »Ich bin’s«, sagte sie sanft. »Runa.«
»Wag es nicht, ihren Namen auszusprechen.« Seine Maske der Ruhe zersplitterte in eine Million Teile, und im nächsten Augenblick stieß er mit wutverzerrtem Gesicht ein mörderisches animalisches Knurren aus. »Du bist nicht meine Schwester.«
Dann schlug er zu, rammte Runa die Faust ins Gesicht und versetzte ihr einen Tritt in den Unterleib. Sie flog durch den ganzen Raum und landete wie ein Häufchen Elend auf dem Boden.
Und dann ging’s erst richtig rund.
Während Limos auf Runa zulief, verwandelte sich Shade in einen riesigen schwarzen Werwolf, dessen Wutgebrüll sich zu Ariks gesellte, während sie in einem Sturm von Fäusten, Klauen und Zähnen aufeinandertrafen.
»Nein!« Limos stürzte sich ins Getümmel und bemühte sich verzweifelt, die beiden zu trennen, ehe Shade Arik umbrachte, und dann rauschte auf einmal eine weitere pelzige Gestalt an ihr vorbei, als Runa, jetzt ein Werwolf mit Fell in der Farbe von Karamellbonbons, Shade zu Boden warf und ihre Schnauze um seine Kehle schloss. Was war da los? Werwölfe unterlagen den Phasen des Monds, sie konnten sich nicht einfach nach Lust und Laune verwandeln. Ausgewachsene Seminus-Dämonen konnten ihre Gestalt verändern, aber was in Gottes Namen war Runa?
Doch diese Frage musste warten. Jetzt musste sie erst mal Arik bremsen, der sich auf Shade und Runa stürzen wollte, und seine Absicht war so deutlich wie ein Neonschild mit der Aufschrift TÖTEN .
Limos packte ihn um die Taille und rang ihn aufs Bett nieder. Eine Faust traf sie seitlich am Kopf, und sein Knie rammte ihren Magen mit solcher Gewalt, dass sie aufstöhnte, aber schließlich gelang es ihr, ihn festzuhalten. Er war stark, viel stärker, als sie gedacht hatte, und als er sich aufbäumte, musste sie sich schon anstrengen, um über ihm zu bleiben und nicht abgeworfen zu werden. Vielleicht hatte ihm der Blutaustausch mit Pestilence zu einer Art Superman gemacht.
Eine große, tätowierte Hand legte sich schwer auf Ariks Schulter, und Shades Dermoire leuchtete grell auf. Beinahe augenblicklich beruhigte Arik sich, seine Lider senkten sich über die Augen, und seine Miene erschlaffte. Innerhalb weniger Sekunden war er bewusstlos.
»Was zum Teufel ist da gerade passiert?«, blaffte Shade, als er zurücktrat.
Runa wischte sich mit dem Handrücken Blut aus dem Gesicht und hielt sich mit der anderen Hand die Rippen.
»Ich hab’s euch doch gesagt«, antwortete Limos. »Er glaubt, er wäre in der Hölle.«
Shade fuhr zu seiner Gefährtin herum und zog sie in die Arme. »Tut mir leid, Baby«, murmelte er. »Er hat dir wehgetan –«
»Ich weiß.« Runas und Limos’ Blicke trafen sich, als sie sich von Arik löste. »Können wir kurz mal nach draußen gehen?«
Sie alle traten vor die Tür, und sobald sie sich hinter ihnen geschlossen hatte, ließ sich Limos erledigt dagegen sinken. »Scheiße«, hauchte sie, tiefer erschüttert, als sie zugeben wollte. »Ich hatte gehofft, er würde in die Realität zurückkommen, wenn er dich sieht.«
»Das bringt ihn noch um.« Runas Stimme war entsetzt, so wie auch ihr Gesichtsausdruck. »Wenn ihm dämmert, was er getan hat …« Runa leckte sich das Blut von den Lippen. Shade streckte die Hand nach ihr aus, aber sie stieß sie fort. »Er hat geschworen, mir niemals wehzutun. Oder überhaupt irgendeiner Frau. Nicht nach allem, was unser Vater getan hat.« Shade küsste sie auf den Kopf und streichelte ihr Haar, aber es schien sie nicht zu beruhigen, sondern genau den gegenteiligen Effekt zu haben, und sie zuckte zusammen. »Ich gehe mal kurz nach
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