Eternity
nur ein bisschen die Straße hinauf«, sagte Lucien.
»Ich hole rasch Jack«, erklärte Meena.
Sie lief über den Flur. Jon verabschiedete sich hastig und folgte ihr. Anscheinend war es ihm egal, dass seine Flucht peinlich wirkte.
»Was tust du da?«, fragte er, als sie die Tür zu ihrer Wohnung aufschloss. »Findest du tatsächlich was an dem Typen?«
»Mmh, warte mal«, sagte Meena. Sie nahm ihren Mantel vom Garderobenhaken und schlang sich den Gürtel fest um die Taille, während Jack Bauer aufgeregt um sie herumtanzte. »Was soll ich an ihm denn nicht mögen? Seine altmodischen guten Manieren, sein gutes Aussehen oder die Tatsache, dass er auf mich steht und wahrscheinlich eines Tages der Vater meiner Kinder wird?«
Jon sank auf die Couch und starrte sie an.
»Ich dachte, du wolltest keine Kinder«, sagte er, »weil du nicht die besorgteste Mutter der Welt sein möchtest, die ihren Kindern auf Schritt und Tritt folgt, weil sie vom Moment ihrer Geburt an ja weiß, wann sie sterben werden?«
»Ist schon gut«, entgegnete Meena. »Das war doch nur eine Metapher. Ich will ja gar keine Kinder von ihm. Aber mal ernsthaft. Wie findest du ihn?«
»Er ist wahrscheinlich in Ordnung«, sagte Jon und griff nach der Fernbedienung. »Wenn man auf geheimnisvolle, grüblerische Typen steht.«
»Nein, ehrlich.« Meena nahm Jack Bauers Leine vom Haken und befestigte sie an seinem Halsband. »Du musst dich schon ein bisschen mehr von dieser Couch erheben, Jon. Lucien Antonescu ist der perfekte Mann.«
»Das habe ich doch gerade gesagt«, erwiderte Jon und schaltete den Fernseher ein. »Aber gib mir nicht die Schuld, wenn er in einem dunklen Hauseingang über dich herfällt.«
»Ach, das wäre schön«, sagte Meena. »Du hättest übrigens ruhig ein bisschen freundlicher zu Becca sein können. Sie machte einen echt netten Eindruck.«
Jon blickte sie verwirrt an. »Ich dachte, sie hieße Becky.«
Meena verdrehte die Augen. »Wenn ich in einer Stunde noch nicht zurück bin, warte nicht auf mich. Du kannst ruhig schon ins Bett gehen.«
»Denk an Safer Sex«, rief Jon ihr hinterher.
Meena warf ihm einen angewiderten Blick über die Schulter zu.
»Erinnerst du dich noch an unser Gespräch vor etwa fünf Sekunden, dass ich nicht das Leben meiner zukünftigen Kinder ruinieren will, indem ich sie ständig an ihren bevorstehenden Tod erinnere? Mein Sex ist immer nur safe.«
»Gut«, sagte Jon und drehte den Ton lauter. »Ich bin nämlich noch zu jung, um Onkel zu werden.«
Meena verdrehte erneut die Augen, nahm jedoch, bevor sie die Wohnung verließ, sicherheitshalber ihre andere Tasche – die große, in der sie jede Menge Kondome aufbewahrte, seit
sie sich mit dem Typen mit den hohen Cholesterinwerten getroffen hatte.
Es konnte nie schaden, besonders vorsichtig zu sein. Und vorbereitet. Obwohl natürlich nichts passieren würde. Schließlich war er ein Prinz! Und Prinzen taten so etwas nicht – jedenfalls nicht beim ersten Date.
Lucien wartete im Gang auf sie.
Er sah genauso aus, wie Jon ihn beschrieben hatte … grüblerisch und geheimnisvoll. Meenas Herz machte bei seinem Anblick einen Satz.
»Hi«, sagte sie schüchtern.
»Hallo«, sagte er.
Seine dunklen Augen schienen direkt durch sie hindurchzublicken. Plötzlich wirkten sie gar nicht mehr so traurig. Sie war auf einmal überzeugt, dass er nicht nur wusste, dass sie die Tasche mit den Kondomen mitgenommen hatte, sondern auch, wie sie ohne ihr Kleid aussah.
Das Seltsame daran war, dass es ihr nichts ausmachte.
Nur Jack Bauer machte es etwas aus. Er zerrte an der Leine und knurrte.
»Entschuldigung«, sagte sie verlegen.
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte Lucien lächelnd. Er drückte auf den Abwärtsknopf. »Er kommt mir ein bisschen angespannt vor.«
»Das ist noch milde ausgedrückt«, sagte sie. »Deshalb heißt er ja Jack Bauer.«
»Jack Bauer«, wiederholte Lucien und sah auf den knurrenden Hund. »Oh, ich verstehe. Nach der Figur aus 24.«
»Genau«, sagte Meena, erfreut, weil er endlich einmal etwas aus der amerikanischen Populärkultur verstanden hatte. »Haben Sie die Serie schon mal gesehen?«
»Ja, oft genug«, erwiderte er. Seine Stimme klang verächtlich.
Offensichtlich mochte er 24 nicht. »Ich schaue mir nicht gerne Filme an, in denen gefoltert wird.«
»Oh«, sagte Meena verlegen.
Er klang so, als hätte er persönliche Gründe dafür. War er vielleicht beim Militär oder sogar selbst gefoltert worden? Das war natürlich möglich,
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