Eternity
den attraktivsten Fernsehschauspielern gearbeitet. Allerdings war von ihnen auch niemand besonders an ihr interessiert gewesen.
Vielleicht hatte es ja auch etwas damit zu tun, dass sie sich zum ersten Mal, seit David sie verlassen hatte, zu einem Mann hingezogen fühlte, der nicht verheiratet, schwul oder von einem nahen Tod bedroht war.
Sie ließ ihre Hand in seine Armbeuge gleiten – für den Fall, dass sie sich auf ihn stützen musste, falls der Schwindel schlimmer wurde – und lächelte ihn an.
»Und?«, sagte sie. »Wo waren wir stehengeblieben?«
24
Donnerstag, 15. April, 21.00 Uhr
Gehweg
912 Park Avenue, New York
»Was machen Sie hier?«, wollte die blauhaarige alte Frau wissen, als ihr Pekinese nicht weit von Alaric Wulf entfernt sein Bein hob. »Und versuchen Sie nicht, mich anzulügen, junger Mann. Ich habe Sie von meinem Fenster aus beobachtet. Sie stehen schon seit einer Stunde da.«
»Ich warte nur auf meine Frau, Ma’am«, sagte er. »Sie hat einen Termin bei Dr. Rabinowitz.« Er wies mit dem Kinn auf das Messingschild am Gebäude, auf dem Dr. Rubin Rabinowitz, Gynäkologie + Geburtshilfe, stand.
Die blauhaarige Frau folgte seinem Blick und wandte sich dann wieder ihm zu. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, glaubte sie ihm kein Wort.
»So spät?«, fragte sie. »Und warum sitzen Sie nicht im Wartezimmer?«
»Klaustrophobie«, erwiderte Alaric. Er warf dem Pekinesen einen finsteren Blick zu. Sein kleines Gesicht war genauso misstrauisch verzogen wie das seines Frauchens. »Und Dr. Rabinowitz richtet sich nach dem Terminkalender meiner Frau, die als Model durch die Welt jettet.«
»Hmpf«, sagte die alte Frau und ging weiter.
Alaric stand neben dem Haus Nr. 910 in der Park Avenue – aber außer Sichtweite, an der Seite des Gebäudes, wo nur alte Frauen, die mit ihren unglaublich kleinen Hunden spazieren gingen, ihn bemerkten. Ihm hatte die blauhaarige alte Frau gefallen.
Er mochte Frauen mit Kampfgeist. Sie erinnerten ihn an Betty und Veronica.
Und ihm gefiel das Haus, neben dem er stand, und seine Bewohner.
Jedenfalls die lebenden.
Es war ein elegantes Ziegeleckgebäude und offensichtlich sehr gepflegt. Die Kübelpflanzen zu beiden Seiten der sich automatisch öffnenden Eingangstür sahen gesund und üppig aus. Unter der grünen Eingangsmarkise lag ein fleckenloser roter Teppich, und der Portier war jung und eifrig darauf bedacht, seinen Job gut zu machen. Alaric sah, dass er sogar einen Chinesen aus einem Takeaway, der anscheinend Speisekarten unter den Türen der Bewohner durchschieben wollte, aufhielt und überprüfte, bevor er ihn durchließ. Er hatte auch sorgfältig den Namen jedes Gastes für die Party der Antonescus auf einer Liste abgehakt, bevor die Leute nach oben durften.
Alaric wusste, dass er nicht einfach uneingeladen hereinplatzen konnte … es sei denn, er verschaffte sich gewaltsam Zutritt. Aber er war nicht bereit, diesen Trumpf auszuspielen. Noch nicht.
Außerdem war das Gebäude zwanzig Stockwerke hoch, und die Antonescus lebten im elften Stock ohne Feuertreppe, so dass sein Trick »mit den Füßen zuerst vom Dach durch das Fenster« hier auch nicht funktionieren würde.
Bis Alaric einen Weg fand, um sich durch die Tiefgarage in den Keller zu schleichen – oder vielleicht den Dienstboteneingang zu benutzen –, würde er die Autos, die vor dem Haus am Straßenrand standen, wohl noch ziemlich gut kennen lernen.
Aber das war schon in Ordnung. Er hatte Zeit. Alle Zeit der Welt, um seinen nächsten Schritt zu planen.
Am Abend zuvor hatte Alaric im Peninsula eingecheckt, was er nach dem Hotel in Chattanooga sehr genoss. Bei dem Flachbildfernseher
konnte er unter mehreren Kabelkanälen wählen, während er in der großen, tiefen Wanne im Badezimmer lag. Die Bettwäsche war aus ägyptischer Baumwolle, und es gab einen Indoorpool in einem Glasatrium auf dem obersten Stockwerk, so dass er sein Training fortsetzen konnte. Der Zimmerservice war umfangreich, und es gab mehrere Restaurants, in denen attraktive Frauen aller Nationalitäten nach dem Einkaufsbummel eine Tasse Tee tranken. Nein, Alaric hatte wirklich keine Eile, Manhattan wieder zu verlassen.
Abgesehen von einer kleinen, unangenehmen Tatsache, dem Grund, warum er überhaupt in der Stadt war. Aber wenn die E-Mail, die Martin an ihn weitergeleitet hatte, echt war, dann war der Prinz aus demselben Grund in der Stadt: um dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr jungen Mädchen das Blut ausgesaugt
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