Eternity
ja auch nicht zulassen.«
»Wir werden alle dran glauben müssen, wenn die Menschen letztendlich realisieren, was vor sich geht«, stimmte Emil ihm düster zu. »Sie werden uns von der Geheimen Garde auslöschen lassen … so wie sie deinen Vater hingerichtet haben.«
Emil erschauerte. Er dachte daran, wie Luciens Vater sein Ende gefunden hatte. Plötzlich blickte er Lucien schuldbewusst an und sprudelte hervor: »Es ist meine Schuld, Mylord. Der Tod dieses Mädchens ist ganz allein meine Schuld. Ich hätte meiner Frau nie erlauben dürfen … sie gestern Abend einzuladen.«
Lucien wusste sofort, wen Emil damit meinte. Der Name schien wie ihr Duft in der Luft zu hängen.
Meena Harper. Meena Harper. Meena Harper.
»Es war falsch, dass ich das zugelassen habe«, fuhr Emil fort. »Natürlich hat dich das von deinen Pflichten abgelenkt. Ich würde es verstehen, wenn du mich töten wolltest, Mylord, weil ich so pflichtvergessen war.«
Lucien sah den kleineren Mann, der mit demütig gesenktem Kopf vor ihm stand, an. Offensichtlich wartete er darauf, dass er ihn durch die Fenster mit den getönten Scheiben hinauswarf, wo ihn die Sonnenstrahlen sofort verbrennen würden, bis nur noch ein bisschen Asche übrig blieb.
Aber Lucien konnte seinem Vetter keinen Vorwurf machen.
Er konnte sich ja selbst nicht erklären, was in der vergangenen Nacht passiert war. Und er wusste nicht, warum er so überzeugt davon war, dass das Mädchen, das er vor dem Angriff der Fledermäuse an der Sankt-Georgs-Kathedrale gerettet hatte, seine spirituelle und emotionale Erlösung sein würde.
Natürlich hatte er sie nicht so behandelt, wie man normalerweise mit seinem Erlöser umging. Aber sie schien es absolut genossen zu haben.
Und er auch.
Und jetzt hatte er Meena Harper im Blut. Seine ausgetrockneten Adern summten von ihrem Leben und ihrer Energie und verliehen ihm Vitalität.
Und das war noch nicht alles. Er schien … Dinge zu wissen. Er konnte es nicht erklären. Es ergab keinen Sinn. Beinahe war es eine Art … eine Art von Wahnsinn. Ihr Wahnsinn. Er sah flackernde Bilder, solche wie die, die er auch in Meenas Kopf hatte kommen und gehen sehen. Woher wusste er zum Beispiel, dass das Mädchen auf dem Foto immer gelächelt hatte, wenn eine Kamera auf es gerichtet war?
Das Mädchen auf dem Foto war tot. Und er war ihr nie begegnet. Was bedeutete das?
Er wusste es noch nicht.
Aber er wusste, es machte einen Unterschied. Und das war nach fünf Jahrhunderten gut.
Sehr, sehr gut.
»Es ist in Ordnung, Emil«, sagte er. Er hegte freundliche Gefühle für seinen Cousin. Das war lächerlich. Noch vor einer Woche hatte er sich schrecklich über ihn aufgeregt. Lag es an Meena Harper, dass er so milde gestimmt war?
Emil hob den Kopf und blickte ihn verwirrt an. »Dann …«, er sah sich im Raum um, als erwarte er, dass ein anderer von Luciens Untergebenen mit dem Pfahl in der Hand auf ihn zukommen
würde, »dann willst du mich nicht töten, Mylord? Oder meine Frau?«
»Ich glaube, es hat in der letzten Zeit genug Tod gegeben«, sagte Lucien. »Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, den beziehungsweise die Killer zu finden und sie auszuschalten.« Lucien stand auf und trat ans Fenster. »Und niemand konnte der Polizei einen Verdächtigen beschreiben? Wurde niemand in der Nähe der Leiche gesehen?«
Emil ergriff erleichtert seinen Aktenordner und blätterte darin. »O doch«, sagte er. »Es gab reichlich Verdächtige, und die Polizei verhört sie immer noch. Jeder glaubt natürlich, etwas gesehen zu haben, aber am Ende hat niemand etwas gesehen. Denn wer auch immer das getan hat, hatte wenigstens so viel Verstand, dass er bei möglichen Zeugen das Gedächtnis ausgelöscht hat.«
Lucien sah in der Ferne jenseits des East River die roten Warnlichter des Flughafentowers. Die Lichter erinnerten ihn an das rote Leuchten in den Augen seines Bruders. Dimitri war immer machthungrig gewesen. Er hatte immer nach neuen Wegen gesucht, um seine Geschäfte, seine Dominanz und seine Kontrolle auszubauen. Es hatte ihn fast umgebracht, als ihr Vater sein riesiges Vermögen seinem ältesten Sohn hinterlassen hatte …
… auch wenn Lucien bereit gewesen war, es mit ihm zu teilen.
Erstreckte sich Dimitris Hunger nach Reichtum und Macht auch auf andere Dinge? Lucien war sich nicht sicher. Und es war traurig, dass er das von seinem eigenen Bruder sagen musste.
Warum, fragte er sich, denke ich gerade jetzt an Dimitri, wo es doch so viele andere
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