Ethan von Athos
sie warf ihm einen Blick zu, »und etwa eine Woche in einem Krankenhausbett. Ich fürchte, letzteres kann ich Ihnen nicht verschaffen, aber sobald ich hier mit dem Aufräumen fertig bin, werde ich Sie an einen Ort bringen, wo Sie sich eine Weile ausruhen können, während ich die nächste Phase einleite. Einverstanden?«
Sie öffnete den Transportkanister und schob nicht ohne Schwierigkeiten Okitas Leiche hinein. »Da. Das sieht doch nicht zu sargähnlich aus, oder?« Sie säuberte die Stelle, wo er aufgeschlagen war schnell aber gründlich mit einem Sonic-Schrubber, entleerte dessen Auffangbeutel drinnen über Okita, hob den Kanister mit einem Handtraktor wieder auf die Palette und brachte alles andere wieder dorthin, woher sie es geholt hatte. Zuletzt sammelte sie etwas traurig alle Überreste ihres Betäubers auf.
»So. Damit hat das Projekt seinen ersten Termin. Palette und Fass müssen binnen acht Stunden wieder hierhergebracht werden, vor dem nächsten Andocken laut Flugplan, sonst werden sie vermisst.«
»Wer waren diese Männer?«, fragte er sie, als sie ihn auf die Palette kriechen und sich für den Transport einrichten ließ.
»Die waren wahnsinnig. Ich meine, alle, die ich hier getroffen habe, sind verrückt, aber die – die redeten davon, Athos’ Reproduktionszentren zu bombardieren! Alle Babies zu töten – vielleicht alle Menschen dort umzubringen!«
»So?«, sagte sie. »Das ist mir neu. Von diesem Szenario höre ich zum ersten Mal. Es tut mir außerordentlich leid, dass ich bei diesem Verhör nicht mithören konnte, und ich hoffe, Sie werden mich über alles unterrichten, was mir entgangen ist. Seit drei Wochen versuche ich, in Millisors Unterkunft eine Wanze anzubringen, aber seine Spionageabwehrausrüstung ist leider hervorragend.«
»Ihnen ist hauptsächlich eine Menge Geschrei entgangen«, sagte Ethan mürrisch.
Sie blickte ziemlich verlegen drein. »Ach – ja. Ich fürchte, ich hatte nicht daran gedacht, dass sie etwas anderes als Schnell-Penta einsetzen mussten.«
»Strohmann«, brummte Ethan.
Sie räusperte sich und setzte sich mit der Steuerleine in der Hand im Schneidersitz neben ihn. Wie ein magischer Teppich hob sich die Palette in die Luft.
»Nicht – nicht zu hoch«, würgte Ethan und suchte nach einem nicht vorhandenen Haltegriff. Sie ließ die Palette auf die bescheidene Höhe von zehn Zentimetern sinken und sie schwebten im Schritttempo los.
Sie sprach langsam und schien ihre Worte mit großer Sorgfalt zu wählen. »Ghem-Oberst Luyst Millisor ist ein Offizier der Spionageabwehr von Cetaganda. Hauptmann Rau und Okita und ein weiteres Muskelpaket namens Setti sind sein Team.«
»Cetaganda! Ist dieser Planet nicht zu weit weg von hier, um sich für … hm …« – er warf der Stationsbewohnerin einen Blick zu – »uns zu interessieren? Für diesen Nexus, meine ich?«
»Offensichtlich nicht weit genug.«
»Aber warum, in Gott Vaters Namen, sollte Cetaganda Athos zerstören wollen? Wird Cetaganda – von Frauen kontrolliert oder so?«
Sie stieß ein Lachen aus. »Kaum. Ich würde es eher einen typisch männlich dominierten totalitären Staat nennen, nur wenig gemäßigt durch ihre ziemlich kunstvollen kulturellen Eigentümlichkeiten. Nein. Millisor ist nicht von sich aus an Athos oder dem Nexus von Station Kline interessiert. Er jagt – etwas anderes. Und um das herauszufinden, wurde ich angeheuert.«
Sie schwieg und manövrierte die Schwebepalette um eine tückisch aufragende Ecke herum. »Anscheinend gab es auf Cetaganda ein von den Militärs gesponsertes genetisches Langzeitprojekt. Bis vor etwa drei Jahren war Millisor der Sicherheitschef dieses Projekts. Und die Sicherheit war sehr strikt. In 25 Jahrenhat niemand herausfinden können, worauf sie aus waren, außer der Tatsache, dass es die One-Man-Show eines gewissen Dr. Faz Jahar zu sein schien, eines mäßig brillanten cetagandanischen Genetikers, der etwa zu der Zeit von der Bildfläche verschwand, als das Projekt begann. Haben Sie eine Vorstellung, wie unglaublich lang das ist, in einem solchen Geschäft etwas geheim zu halten? Diese Sache war wirklich Millisors Lebenswerk, ebenso wie Jahars.
Auf jeden Fall ging etwas schief. Das Projekt ging in Rauch auf – buchstäblich. Das Labor explodierte eines Nachts, und Jahar kam dabei um. Und seitdem jagen Millisor und seine fröhlichen Männer etwas überall in der Galaxis und pusten dabei Leute weg, mit der rücksichtslosen Hemmungslosigkeit entweder von
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