Ethan von Athos
vor wie ein zurückgebliebener Vierjähriger. Nachdem die Söldnerin kurz die Lage erkundet hatte, verließen sie den Raum so ungesehen, wie sie ihn betreten hatten, und schwebten durch das Labyrinth der Station davon.
Wenigstens habe ich nicht mehr das Gefühl, dass mein Gehirn in einem Siruptopf hängt, dachte Ethan. Die Welt um ihn herum schien wieder von lediglich natürlicher Klarheit zu sein, die Farben blitzten nicht mehr feurig in seinen Augen und hinterließen keine Brennspuren mehr auf seiner Netzhaut. Das war gut, denn der Overall, den Quinn ihm gebracht hatte, damit er ihn über seinen athosianischen Kleidern trug, war leuchtend rot. Aber immer noch pulsierten Wogen von Übelkeit in seinem Magen, wie Gezeiten, die ein verrückter Mond regierte. Er ließ sich hängen und versuchte so, seinen Schwerpunkt noch tiefer auf die in Bewegung befindliche Schwebepalette zu senken, und ihn verlangte nach mehr Schlaf als nur die drei Stunden, die die Söldnerin ihm zugestanden hatte.
»Man wird uns sehen«, protestierte er, als sie in einen belebten Korridor einbog.
»Nicht in dieser Kleidung«, sie wies mit einem Nicken auf den Overall. »Zusammen mit der Schwebepalette ist das fast so gut wie eine Tarnkappe. Rot ist für Abteilung Docks und Schleusen – alle werden denken, Sie seien ein Transportarbeiter mit Schwebepalette. Solange Sie nicht Ihren Mund auftun oder sich wie ein Planetenbewohner benehmen.«
Sie kamen in einen großen Raum, wo Tausende von Karotten in dichten Reihen angeordnet hingen, ihre weißen Wurzelbärte tropften von dem periodisch ausgestoßenen Wasserdunst der hydroponischen Sprayer, die flaumigen grünen Blätter glänzten im Schein der Wachstumslichter. Die Luft des Raums, durch den sie, wie Quinn versicherte, nur eine Abkürzung nahmen, war kühl und feucht, mit einem schwachen chemischen Beigeschmack.
Ethans Magen knurrte. Quinn, die die Schwebepalette lenkte, blickte zu ihm hinüber. »Ich glaube, ich hätte den Schokoladenriegel nicht essen sollen«, murmelte Ethan düster.
»Nun, um der Götter willen, übergeben Sie sich nicht hier drinnen«, bat sie ihn. »Oder benutzen Sie das …«
Ethan schluckte kräftig. »Nein.«
»Glauben Sie, eine Karotte könnte Ihren Magen beruhigen?«, fragte sie versöhnlich. Sie griff zur Seite, wodurch die Palette sich fürchterlich neigte, und zupfte eine Karotte aus der Reihe, an der sie vorüberschwebten. »Hier.«
Er nahm das feuchte, haarige Ding misstrauisch entgegen und stopfte es nach einem Moment des Überlegens in eine der vielen verschließbaren Taschen des Overalls. »Vielleicht später.«
Sie stiegen neben einem Dutzend übereinandergestapelter Reihen von wachsenden Gemüsearten nach oben, um zu einem Ausgang zu gelangen, der sich hoch in der Wand des Raumes befand, Kein Zutritt stand dort in leuchtend gelben Buchstaben. Quinn ignorierte dieses Verbot mit einer Gleichgültigkeit, die nach Ethans Meinung schon ans Asoziale grenzte. Er blickte auf die Tür zurück, die sich zischend hinter ihnen schloss, Kein Zutritt wurde auch auf dieser Seite wiederholt. So, so, auf Station Kline gab es also auch Komitees …
Quinn landete mit der Palette im nächsten Querkorridor neben einer Tür mit der Aufschrift:
Atmosphären-Kontrolle
Zutritt nur für Befugte
Ethan schloss daraus, dass dies ihr Ziel sein musste.
Kommandantin Quinn erhob sich aus ihrem Schneidersitz. »Was immer jetzt passiert, bemühen Sie sich, nicht zu sprechen. Ihr Akzent würde Sie auf der Stelle verraten. Es sei denn, Sie wollten hier draußen bei Okita bleiben, bis ich mich um Sie kümmern kann.«
Ethan schüttelte schnell den Kopf, denn er sah lebhaft ein Bild vor sich, wie er einer vorübergehenden Autoritätsperson zu erklären versuchte, dass er, entgegen allem Anschein, kein Mörder auf der Suche nach einem Versteck für eine Leiche sei.
»In Ordnung. Ich kann ein zusätzliches Händepaar gebrauchen. Aber seien Sie darauf gefasst, sich auf meinen Befehl hin in Bewegung zu setzen, wenn die Situation es verlangt.« Sie ging voran durch die luftdichte Tür, und die Schwebepalette folgte ihr wie ein Hund an der Leine.
Es war, als beträten sie einen Raum unter dem Meer. Grünliche Streifen von Licht und Schatten wogten und szintillierten über den Boden, die Wände – Ethan starrte mit offenem Mund auf die Wände. Durchscheinende Barrieren, drei Stockwerke hoch, hielten klares Wasser zurück, das mit Grünzeug vollgestopft und von strahlendem Licht
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