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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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weitere zu sehen, und dahinter, am Rande des Blickfelds, eine dritte.
    Der Laufsteg verbreiterte sich zu einer Plattform. Das Zischen wurde zu einem Tosen, als der Techniker einen Deckel von einem Unterwasserkäfig wegzog. Im Käfig wimmelte es von schwarzen und scharlachroten Leibern, die über einander hinwegglitten und -platschten.
    »Oh, Himmel, ja«, rief der Techniker. »Volles Haus. Bist du sicher, dass du nicht eure ganze Armee verpflegen willst?«
    »Würde ich schon, wenn ich könnte«, rief Quinn zurück. »Aber ich sag dir was: ich werde den Überschuss für dich runterbringen, zur Entsorgung, sobald ich meine Wahl getroffen habe. Braucht der Transitbereich welche?«
    »Keine Bestellung während dieser Schicht. Bedien dich selbst.«
    Er öffnete eine Abdeckung über einer Steuerbox und fingerte daran herum, die Molchfalle hob sich langsam, ließ Wasser abfließen und drückte die zappelnde schwarze und scharlachrote Masse zusammen. Eine weitere Bewegung an der Steuerung, ein Summen, ein blaues Licht. Selbst dort, wo er stand, spürte Ethan den Nimbus eines mächtigen Betäuberstrahls. Die Masse hörte auf zu zappeln, lag still und glänzend da. Der Techniker nahm die oberste von einem Stapel großer grüner Plastikschachteln und stellte sie auf eine Digitalwaage unter einer Falltür im Boden des Käfigs. Er brachte eine Rutsche in Stellung und öffnete die Falltür. Dutzende schlaffer Wassermolche rutschten in die Schachtel hinab. Als die Digitalanzeige sich 100 Kilogramm näherte, verlangsamte er den Fluss und warf einen letzten schwarzen Körper von Hand hinein. Dann entfernte er die Schachtel mit einem Handtraktor, ersetzte sie durch eine andere und wiederholte den Vorgang. Eine dritte Schachtel wurde nicht ganz voll. Der Techniker gab an seinem Computer die genaue Menge von Biomasse ein, die aus dem System entnommen worden war.
    »Willst du, dass ich euch helfe, euren Kanister vollzupacken?«, bot er an.
    Ethan erbleichte, aber die Söldnerin sagte leichthin: »Nö, geh nur wieder runter zu deinen Monitoren. Ich glaube, ich werde sie ein bisschen von Hand durchsortieren – das Ganze hat nur Sinn, wenn ich bloß die besten verschicke.«
    Der Techniker grinste und machte sich auf den Rückweg über den Laufsteg. »Such ihnen ein paar hübsche saftige aus«, rief er. Quinn winkte ihm freundlich zu, und er verschwand wieder durch die Zugangsluke.
    »Jetzt«, sagte sie und wandte sich mit aufmerksamem Blick Ethan zu, »sorgen wir dafür, dass die Zahlen zusammenpassen. Helfen Sie mir, diesen Dreckschlucker auf die Waage zu heben.«
    Das war nicht leicht, der in den Kanister gezwängte Okita war inzwischen nämlich steif geworden. Die Söldnerin entledigte ihn seiner Kleider und einer Anzahl tödlicher Waffen und machte aus ihnen ein kompaktes Bündel.
    Ethan schüttelte die Lähmung seiner Verwirrung ab und machte sich an eine Aufgabe, deren er sich endlich sicher fühlte, und wog die Leiche. Worum auch immer es bei diesem Wahnsinn ging, in den er geraten war, Athos war dadurch bedroht. Sein ursprünglicher Impuls, der Söldnerin zu entfliehen, wurde in seinem allmählich klarer werdenden Kopf zu einem ebenso heftigen Verlangen, sie nicht aus den Augen zu lassen, bis er irgendwie alles herausbekommen konnte, was sie über die Sache wusste.
    »Acht-eins-Komma-vier-fünf Kilogramm«, meldete er in seiner besten knappen wissenschaftlichen Sprechweise, die er in Sevarin gegenüber hochgestellten Besuchern verwendet hatte. »Was jetzt?«
    »Jetzt stecken Sie ihn in eine dieser Schachteln und füllen sie bis 100,62 Kilo mit Wassermolchen auf«, instruierte sie ihn mit einem Blick auf die Gewichtsanzeige der ersten Schachtel. Als dies getan war – der letzte Bruchteil eines Kilos wurde erzielt, indem sie ein Vibramesser aus ihrer Jacke holte und etwas weniger als einen halben Molch hinzufügte –, tauschte sie die Datendisketten aus und verschloss die Schachtel.
    »Jetzt 81,45 Kilo Wassermolche in diesen Transportkanister«, wies sie ihn an. Es ging glatt aus, und sie hatten wie zuvor drei Schachteln und einen Kanister.
    »Wollen Sie mir bitte erklären, was wir da machen?«, bat Ethan.
    »Wir verwandeln ein ziemlich schwieriges Problem in ein viel leichteres. Jetzt müssen wir statt eines äußerst belastenden Fasses mit einem toten Planetarier nur noch rund 80 Kilo betäubte Wassermolche loswerden.«
    »Aber wir sind die Leiche nicht losgeworden«, betonte Ethan. Er blickte in das helle Wasser hinab.

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