Ethan von Athos
Liebe‹ bestand, auf letzteres war er zufällig gestoßen und war zu verdutzt gewesen, um es abzuschalten. Ein Leben mit Frauen führte, wie es schien, nicht nur zu seltsamem Verhalten, es führte sogar zu sehr seltsamem Verhalten. Wie lang mochte es dauern, bis die Ausstrahlungen (oder was sonst es sein mochte) von Kommandantin Quinn ihn zu gleichem Verhalten anstifteten? Wenn er ihre Jacke aufreißen würde, um ihre Brusthypertrophie bloßzulegen, würde das wirklich dazu führen, dass sie auf ihn fixiert würde wie ein frisch ausgebrütetes Kücken auf die Glucke? Oder würde sie ihn mit ihrem Vibramesser zerfetzen, bevor die Hormone (oder was sonst es sein mochte) wirksam würden?
Er schauderte und verfluchte die Studienzeit, die er während der zweimonatigen Reise nach Station Kline aus Ängstlichkeit vergeudet hatte. Unschuld mochte ein Segen sein, aber Unwissenheit war ganz offensichtlich ein fatales Handicap, wenn schon seine Seele auf dem Altar der Notwendigkeit geopfert werden sollte, dann sollte, bei Gott dem Vater, Athos den vollen Gegenwert dafür bekommen. Er las weiter. Bei seinem spirituellen Abstieg, entschied Ethan, war das Gegenstück zum Nirwana die helle Aufregung, und am sechsten Tag hatte er sie erreicht.
»Was, zum Teufel, macht Millisor dort draußen?«, wollte er von Kommandantin Quinn während einer ihrer kurzen Aufenthalte wissen.
»Er macht nicht soviel, wie ich gehofft hatte«, gab sie zu. Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen und drehte eine Locke aus ihrem dunklen Haar ständig um ihren Finger. »Er hat Sie oder Okita nicht bei den Stationsbehörden als vermisst gemeldet. Er hat keine verborgenen Personalreserven offenbart. Er hat keine Anstalten unternommen, die Station zu verlassen. Die Zeit, die er darauf verwendet, seine Tarnidentität aufrechtzuerhalten, deutet darauf hin, dass er sich für einen langen Aufenthalt eingräbt. Letzte Woche hatte ich gedacht, er warte nur auf den Rückflug von Athos, mit dem Sie kamen, aber jetzt wird deutlich, dass es da noch um etwas anderes geht. Etwas, das sogar noch wichtiger ist als ein Untergebener, der unerlaubt vom Dienst fernbleibt.«
Ethan ging im Zimmer auf und ab, seine Stimme wurde lauter. »Wie lange soll ich noch hier drinnen bleiben?«
Sie zuckte die Achseln. »Bis sich etwas entwickelt, nehme ich an.« Sie lächelte säuerlich. »Etwas könnte sich entwickeln, allerdings nicht für unsere Seite. Millisor, Rau und Setti haben selbst die Station durchsucht, wirklich unauffällig – sie kommen immer wieder zu diesem einen Korridor neben der Ökoabteilung zurück.
Zuerst konnte ich mir nicht vorstellen, warum. Nun ja, Okitas Kleider hatten sich als frei von Wanzen erwiesen, aber sicherheitshalber habe ich sie an Admiral Naismith geschickt. Deshalb wusste ich, dass es nicht daran liegen konnte. Schließlich bekam ich die technischen Spezifikationen für diese Sektion in die Hände. Hinter dieser Korridorwand befinden sich die verdammten Fässer mit den Proteinkulturen. Ich glaube, dass in Okitas Körper vielleicht irgendein anorganischer Tracer eingepflanzt war, der nur auf einen Code reagiert. Irgendein armer Kerl wird sich in den nächsten Tagen bei seinem Hähnchen à la Kiew einen Zahn daran ausbeißen. Ich hoffe nur bei den Göttern, dass dies kein Transitreisender sein wird, der dann die Station verklagt … Soviel zum perfekten Verbrechen.« Sie seufzte tief. »Millisor hat es allerdings noch nicht herausbekommen – er isst immer noch Fleisch.«
Ethan selbst hingen die ewigen Salate schon zum Hals heraus. Und dieses Zimmer und die Spannung, die Unentschlossenheit und die Hilflosigkeit. Und Kommandantin Quinn und die beiläufige Art, mit der sie ihn herumkommandierte.
»Ich habe nur Ihre bloße Aussage dafür, dass die Stationsbehörden mir nicht helfen können«, brach es plötzlich aus ihm heraus. »Ich habe Okita nicht erschossen. Ich habe überhaupt nichts getan! Ich habe nicht einmal einen Streit mit Millisor – Sie sind es, die mit ihm einen privaten Krieg zu führen scheinen. Er hätte mich von Anfang an nie für einen Geheimagenten gehalten, wenn Rau nicht Ihre Wanze gefunden hätte. Sie sind es, die mich immer tiefer und tiefer in die Sache verwickelt, um Ihrer Spionage zu dienen.«
»Er hätte Sie auf jeden Fall geschnappt«, bemerkte sie.
»Ja, aber alles, was ich hätte tun müssen, wäre gewesen, Millisor zu überzeugen, dass Athos sein Zeug nicht hat. Sein Verhör hätte das erzielt, wenn Ihre
Weitere Kostenlose Bücher