Ethan von Athos
Holoschirm.
»Hm … Hat er die Station verlassen?« War er weg, und Kommandantin Quinn hatte ihn die ganze Zeit festgehalten …?
Keine Person dieses Namens während der letzten 12 Monate auf Station Kline registriert, verkündete der Holoscreen munter.
»Hm, hm – wie steht es mit einem Hauptmann Rau?«
Keine Person dieses Namens …
»Setti?«
Keine Person dieses Namens …
Um ein Haar hätte er Okita erwähnt. Er hielt verdutzt inne. Da ging ihm ein Licht auf: Millisor war der wirkliche Name des Mannes. Aber hier auf Station Kline benutzte er zweifellos einen Decknamen, mit entsprechenden gefälschten Ausweispapieren. Ethan hatte nicht die geringste Ahnung, wie der Deckname lauten könnte. Sackgasse.
Nicht wissend, was er tun solle, wanderte er die Promenade hinab. Er könnte einfach, überlegte er, in sein Zimmer zurückkehren und Millisor ihn finden lassen, aber ob er dabei eine Chance zum Verhandeln erhielte oder überhaupt ein Wort herausbekäme, bevor Okitas rachelüsterne Kameraden ihm die Kehle durchschnitten, war sehr fraglich.
Er war so mit sich selbst beschäftigt, dass ihm die vielen unterschiedlichen Passanten kaum auffielen, aber zwei Gesichter, die sich ihm näherten, waren ungewöhnlich. Die beiden schlicht gekleideten Männer von durchschnittlicher Körpergröße trugen leuchtende Muster auf ihre Gesichter gemalt, die ihre Haut völlig verdeckten. Dunkelrot war die Grundfarbe des einen, unterbrochen von Orange, Schwarz, Weiß und Grün in einem komplizierten Muster, das offensichtlich eine Bedeutung hatte. Der andere war hauptsächlich leuchtend blau, mit gelben, weißen und schwarzen Wirbeln, die Augen, Nase und Mund umrahmten und sich wiederholten. Sie waren in ein Gespräch miteinander vertieft. Ethan starrte sie verstohlen an, fasziniert und erfreut.
Erst, als sie Schulter an Schulter an ihm vorübergingen, erkannte Ethan die Gesichtszüge unter der Bemalung. Plötzlich erkannte er, dass er aufgrund seiner kürzlichen Lektüre wusste, was die Gesichtsbemalung bedeutete. Das waren Rangabzeichen cetagandischer Ghem-Lords.
Hauptmann Rau blickte im selben Moment auf, direkt in Ethans Gesicht. Raus Mund öffnete sich, seine Augen weiteten sich unter der blauen Maske, seine Hand griff schnell nach einer Tasche an seinem Gürtel. Eine Sekunde lang war Ethan bestürzt, wie gelähmt, dann rannte er los.
Hinter ihm erscholl ein Ruf. Ein scheußlicher Nervendisruptor-Schuss knisterte an seinem Kopf vorbei. Ethan blickte über die Schulter zurück. Rau hatte ihn anscheinend nur deshalb verfehlt, weil Millisor die tödliche Waffe nach oben geschlagen hatte. Sie schrien sich gegenseitig an, noch während sie die Verfolgung aufnahmen. Jetzt erinnerte sich Ethan deutlich daran, wie schrecklich die Cetagandaner sein konnten.
Mit dem Kopf voran sprang er in ein aufwärts führendes Liftrohr und schwamm so hektisch wie ein Lachs durch das schwache Feld des Rohrs, Hand über Hand an den Haltegriffen nach oben. Die aufwärts fahrenden Passanten, die er anrempelte, schimpften empört.
Er stieg auf einer anderen Ebene aus, lief, nahm einen anderen Lift, wechselte wieder und wieder, mit vielen panischen Blicken nach hinten. Hier durch einen von Menschen wimmelnden Laden, dort durch eine menschenleere Bauzone – Zutritt nur für Befugte – Drehung, Wende, Hakenschlagen, Sprung. Irgendwo verließ er den Transitbereich. Vorrichtungen an den Wänden, neben denen im Touristenghetto lange Listen von Instruktionen und Verboten hingen, waren hier nahezu unbezeichnet.
In einer Gerätekammer ging er schließlich zu Boden und blieb um Atem ringend liegen. Er schien seine Verfolger abgeschüttelt zu haben. Aber er hatte sich auf jeden Fall verirrt.
KAPITEL 7
Als er wieder bei Atem war und sein Herz zu pochen aufgehört hatte, saß Ethan eine Stunde lang da und machte sich Selbstvorwürfe. Wie, wegzurennen und sich zu verstecken waren also keine Art, Probleme zu lösen? Jede Aktion war besser, als in Quinns zellenähnlichem Hotelzimmer zu verrotten? Er dachte niedergeschlagen darüber nach, wie schnell doch der Blitz und das Knistern aus der silbrigen, glockenförmigen Mündung eines Nervendisruptors einen dazu veranlassen konnte, seine moralische Stellung neu zu bewerten. Er starrte in die Dunkelheit der Kammer. Quinns Gefängnis hatte zumindest ein Bad gehabt.
Jetzt würde er zu den Stationsbehörden gehen müssen. Er konnte nicht wieder zu Quinn gehen, das hatte sie deutlich gemacht, und er hatte
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