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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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nicht mehr die Illusion, dass er fähig wäre, mit den verrückten Cetagandanern einen Separatfrieden zu schließen. Er schlug seinen Kopf ein paar Mal sanft gegen die Wand, als Zeichen seiner Selbsteinschätzung, erhob sich aus seiner Hocke und begann sein Versteck zu durchsuchen.
    Ein Wandschrank voller Arbeitsoveralls für Stationsbewohner erinnerte ihn plötzlich an seine eigene Planetarierkleidung. Darauf folgte ein weiterer, schrecklicherer Gedanke: Hatte Quinn ihm eine weitere Wanze untergejubelt? Sie hatte sicherlich genügend Gelegenheiten dazu gehabt. Er zog sich bis auf die Haut aus und tauschte seine athosianischen Kleider gegen einen roten Overall und Stiefel aus, die nur ein bisschen zu groß waren. Die Stiefel scheuerten an seinen Füßen, aber er wagte nicht einmal, seine Socken anzubehalten. Er brauchte die Verkleidung ja nur lange genug, um sich zum nächsten Sicherheitsposten der Station zu schleichen – das heißt, herauszufinden, wo der Posten sich befand, und sich dann hinzuschleichen. Er beging jetzt keinen Diebstahl, denn er würde ja den Overall bei der ersten Gelegenheit zurückgeben.
    Er schlüpfte aus der Kammer und wandte sich nach links, den Korridor hinab, dabei versuchte er, den wiegenden, entschlossenen Gang eines Stationsbewohners nachzuahmen, während er sich die Nummer der Kammer ins Gedächtnis einprägte, damit er später seine Kleider wiederfinden konnte. Er kam an zwei Frauen in blauen Overalls vorbei, die auf einer beladenen Palette schwebten, aber sie waren offensichtlich in Eile. Ethan konnte sich nicht aufraffen, sie anzuhalten und nach dem Weg zu fragen. Ein Stationsbewohner, und für einen solchen gab ihn seine rote Kleidung aus, hätte den Weg gewusst. Seine Frage wäre ihnen gewiss auch ohne seinen Akzent seltsam erschienen.
    Seine ursprüngliche Annahme, wenn er nicht wüsste, wo er sich befand, dann würden es seine Verfolger auch nicht wissen, begann er gerade ernsthaft in Frage zu stellen, als ein Schrei, ein dumpfer Schlag und ein klirrendes Krachen seine Aufmerksamkeit auf den nächsten Querkorridor lenkten. Zwei Schwebepaletten waren kollidiert. Schreie und Flüche mischten sich mit dem Geklapper von Plastikschachteln, die von einer Palette stürzten, und darauf ein ohrenbetäubendes, kreischendes Gezwitscher. Gelbe Federkugeln flogen aus einer zu Boden gefallenen Schachtel in die Luft, sausten umher, wichen der Wand aus oder prallten von ihr ab.
    Eine Frau schrie: »Die Gravitation! Die Gravitation!« Ethan erkannte jäh die Stimme. Es war die knochige Ökotechnikerin in der grün-blauen Uniform, Heida, von der Assimilationsstation. Sie blickte ihn wütend an, mit scharlachrotem Gesicht. »Die Gravitation! Wach auf, du Trottel, sie entkommen!« Sie krabbelte unter den Schachteln hervor und taumelte keuchend auf ihn zu.
    Während Ethan noch mit seinem Gewissen rang, ob er sein Inkognito lüften und medizinische Hilfe anbieten sollte – die anderen drei beteiligten Personen schienen sich alle zu bewegen, setzten sich auf und beschwerten sich in gesunder Lautstärke –, riss Heida einen Deckel in der Wand neben Ethans Kopf auf und drehte an einem Rheostaten. Die verzweifelt flatternden Singvögel schlugen vergeblich mit den Flügeln, während sie an das Deck gesaugt wurden. Ethans Knie gaben fast nach, als sich sein Gewicht mehr als verdoppelte. Er bemerkte, dass er und die Ökotechnikern sich gegenseitig stützten.
    »O ihr Götter, Sie schon wieder«, knurrte Heida. »Das hätte ich wissen müssen. Sind Sie im Dienst?«
    »Nein«, quiekte Ethan.
    »Gut. Dann können Sie mir helfen, diese verdammten Vögel aufzusammeln, bevor sie auf der ganzen Station Toxoplasmose verbreiten.«
    Ethan erinnerte sich an die Krankheit, eine schwach ansteckende, langsame subvirale Lebensform, die die RNA angreift, und er fiel bereitwillig auf Hände und Knie, um hinter ihr herzukriechen und die ungefähr ein Dutzend hysterischen Vögel aufzuklauben, die von ihrem eigenen Gewicht an den Boden gepresst wurden. Erst als der letzte Vogel wieder in seine Schachtel gesteckt und der Deckel mit dem Gürtel der Ökotechnikerin festgebunden war, schenkte sie den sich bitterlich beklagenden menschlichen Unfallopfern Aufmerksamkeit, die lagen flach auf dem Deck und keuchten um Atem. Als sie die Gravitationsschaltung wieder auf den Standardwert drehte, kam es Ethan vor, als könnte er abheben und selbst fliegen, so groß war seine Erleichterung.
    Eines der Opfer, das sich jetzt unsicher

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