Ethan von Athos
»Genaugenommen bin ich dabei abzureisen«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Ich wollte Sie noch einmal sehen, um … um mich zu entschuldigen. Können Sie mich umgehend in der Andockbucht C-8 treffen?«
»Ich glaube schon«, sagte Ethan. »Begeben Sie sich also mit Quinn zu den Dendarii-Söldnern?«
»Ich kann jetzt nicht mehr sprechen. Tut mir leid.« Cees Abbild wurde zu einem funkelnden Schneegestöber, dann war es verschwunden.
Vielleicht stand Quinn neben Cee und hinderte ihn daran, offen zu reden. Ethan unterdrückte den Gedanken, den Sicherheitsdienst anzurufen und Captain Arata zu sagen, wo er nach ihr suchen sollte. Er und Quinn waren jetzt quitt, Hilfe und Schaden glichen einander aus. Sein Geheimnis war geklärt, sie hatte den Geheimdienstcoup gelandet, den sie gewollt hatte. Damit sollte essein Ende haben.
Als er aus seiner Herberge auf die Promenade hinaustrat, erhob sich ein Mann, der müßig an dem Teich in der Mitte gesessen war und die Goldfische mit Körnern aus einem per Kreditkarte zu aktivierenden Automaten gefüttert hatte, und näherte sich ihm.
Ethan unterdrückte den Impuls, in schriller Paranoia die Promenade zurückzulaufen. Der Mann konnte nicht Setti sein. Seinem rassischen Typus nach war er kein Cetagandaner: groß, dunkelhäutig und mit einem hohen Nasenrücken, er trug eine rosafarbene Seidenjacke mit schreiend bunter Stickerei.
»Dr. Urquhart?«, fragte der Mann höflich.
Ethan blieb auf Abstand. Wenn das ein weiterer verdammter Spion war, dann würde er ihn kopfüber in den Teich werfen, schwor sich Ethan … »Ja?«
»Ich frage mich, ob ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten dürfte.«
»Um was geht es?«
Der Mann holte einen kleinen, flachen, länglichen Gegenstand aus seiner Jacke, einen kleinen Holovid-Projektor. »Sollten Sie Ghem-Oberst Luyst Millisor noch einmal sehen, dann hätte ich gerne, dass Sie ihm diese Nachrichtenkapsel übergeben. Die Nachricht wird durch Eingabe seiner militärischen Dienstnummer aktiviert.«
Zweifellos gehörte der Mann zu Millisors Ring. »Oberst Millisor befindet sich in Haft beim Sicherheitsdienst der Station. Falls Sie ihm eine Nachricht zukommen lassen wollen, dann besuchen Sie ihn dort einfach.«
»Aha.« Der Mann lächelte. »Vielleicht werde ich das tun. Jedoch, wer kann sagen, welche Zufälle die Drehung des großen Rades uns bringen mag? Nehmen Sie ihn auf jeden Fall. Wenn sich keine Gelegenheit ergibt, ihn abzuliefern, dann werfen Sie ihn einfach weg.« Er versuchte, den kleinen Projektor Ethan aufzudrängen, doch Ethan wich ihm aus und trat einen Schritt zurück. Anstatt Ethan über die Promenade zu hetzen, blieb der Mann stehen und schüttelte den Kopf. Er legte die Nachrichtenkapsel auf einer Bank nieder, die Ethan zwischen sie gebracht hatte. »Ich überlasse es Ihrer Entscheidung, Sir.« Er verbeugte sich mit einer schwungvollen Gebärde, die an eine Kniebeuge erinnerte, wandte sich um und ging weg.
»Ich werde ihn nicht anfassen«, erklärte Ethan kategorisch. Der Mann lächelte ihm über die Schulter zu und betrat ein nahegelegenes Liftrohr. »Ich werde ihn zum Sicherheitsdienst nehmen!«, rief Ethan. Der Mann wölbte die Hand hinter dem Ohr und schüttelte den Kopf, während er in dem gläsernen Rohr aufstieg. »Ich werde … ich werde …«, fluchte Ethan leise, als die rosafarbene Erscheinung aus seinem Blickfeld verschwand.
Ethan umkreiste die Bank und betrachtete den kleinen Apparat aus den Augenwinkeln. Schließlich steckte er ihn mit einem wortlosen Brummen ein. Er würde ihn bei erster Gelegenheit zu Captain Arata bringen, sollte der sich doch den Kopf darüber zerbrechen. Er blickte auf sein Chronometer und eilte weiter.
Da die Andockbucht sich in einem Frachtabschnitt befand, der vom Transitbereich aus gesehen auf der gegenüberliegenden Seite der Station lag, musste er ein Bubblecar nehmen. Diesmal hatte er einen Plan der Station griffbereit zur Hand und bog nicht falsch ab.
Die Andockbucht war außerordentlich still. Ein einziges Verbindungsrohr war aktiviert, was darauf schließen ließ, dass sich auf der anderen Seite ein kleines Schiff befand, vielleicht ein Schnellkurier, der speziell für diesen Anlass gemietet war. Auf jeden Fall war es kein kommerzieller Flug, für den weitere Fracht aufgeladen wurde. Quinns Spesenkonto musste wirklich flexibel sein, überlegte Ethan.
Allein mitten in der Bucht saß Terrence Cee in seinem grünen Stationsoverall blass auf einer Packkiste. Er blickte auf, als
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