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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die Nichttelepathen die Gene in ihrem Körper tragen und so potentielle Väter telepathischer Söhne darstellen. Der Genkomplex würde sich in der ganzen Bevölkerung verbreiten, und es wäre zu spät, ja unmöglich, ihn auszurotten.
    Die Frage Warum Athos? war endlich beantwortet. Natürlich Athos. Nur Athos.
    Die Kühnheit, die Vollkommenheit, die Schönheit – und die Ungeheuerlichkeit – von Cees geheimem Plan verschlug Ethan den Atem. Es passte alles zusammen, mit der überwältigenden Offensichtlichkeit eines mathematischen Beweises. Das war auch die Erklärung für Cees fehlenden Berg Geld.
    »Nun, wer kann jetzt die Wahrheit nicht erkennen?«, spottete Millisor sanft.
    »Oh«, sagte Ethan sehr leise.
    »Das Heimtückischste an dem kleinen Monstrum ist sein Charme«, fuhr Millisor fort und beobachtete Ethan aufmerksam. »Wir haben ihn absichtlich so gemacht, ohne damals zu wissen, dass die Grenzen seines Talents ihn unfähig zum Feldagenten machen würden. Allerdings, nach den Schwierigkeiten zu schließen, die er uns später gemacht hat, haben wir vielleicht in diesem Punkt auch nicht recht gehabt. Aber verwechseln Sie nicht Charme mit Tugend, Doktor. Er ist gefährlich, völlig ohne jede Loyalität gegenüber der Menschheit, der er entstammt, von der er aber kein Teil ist …«
    Ethan überlegte, ob das als Gleichsetzung der Menschheit mit Cetaganda verstanden werden sollte.
    »… ein Virus von einem Menschen, der das ganze Universum nach seinem verdrehten Ebenbild ummodeln würde. Sicher verstehen Sie besser als alle anderen, dass tödliche Ansteckungen energische Gegenmaßnahmen erfordern. Aber wir wenden die kontrollierte Gewalt eines chirurgischen Eingriffs an. Sie dürfen nicht die Propaganda des Virus für bare Münze nehmen. Wir sind nicht die Metzger, zu denen er uns in Ihren Augen machen möchte.«
    Millisor drehte seine Hände in seinen Fesseln und öffnete sie flehend. »Helfen Sie uns. Sie müssen uns helfen.«
    Ethan starrte verunsichert auf Millisors Fesseln. »Es tut mir leid …« Gott Vater, entschuldigte er sich tatsächlich bei Millisor? »Nein, Oberst, ich erinnere mich an Okita. Ich kann verstehen, dass ein Mann ein Killer ist, glaube ich. Aber ein gelangweilter Killer?«
    »Okita ist nur ein Werkzeug. Das Messer des Chirurgen.«
    »Dann hat Ihr Dienst einen Menschen in eine Sache verwandelt.« Ein altes Zitat ging Ethan durch den Kopf: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen …
    Millisor kniff die Augen zusammen, er verfolgte dieses Argument nicht weiter, sondern fragte statt dessen, mit einem Blick auf Arata: »Und was haben Sie eigentlich mit Sergeant Okita gemacht, Dr. Urquhart?«
    Ethan schaute auch auf Arata, und er bedauerte, dass er das Thema nicht angeschnitten hatte. » Ich habe nichts mit ihm gemacht. Vielleicht ist ihm ein Unfall passiert. Oder er ist vielleicht desertiert.« Oder, wenn er an Okitas endgültiges Schicksal dachte, wäre vielleicht ›desertiert‹ das angemessenere Wort … Ethan unterdrückte diesen Gedankengang. »Jedenfalls kann ich Ihnen nicht helfen. Selbst wenn ich Cee Ihnen gegenüber verraten wollte – falls es das ist, worum Sie mich bitten –, ich weiß wirklich nicht, wo er ist.«
    »Oder wohin er unterwegs ist?«, suggerierte Millisor.
    Ethan schüttelte den Kopf. »Irgendwohin, soweit ich weiß. Das heißt, irgendwohin, außer nach Athos.«
    »Leider, ja«, murmelte Millisor. »Vorher war Cee an diese Lieferung gebunden. Wenn ich das eine hätte, dann hätte ich das andere an der Leine. Jetzt, da die Lieferung zerstört ist, was eine sehr armselige Alternative dazu ist, dass wir sie gefunden hätten, ist er völlig ungebunden. Irgendwohin«, Millisor seufzte, »irgendwohin …«
    Der Ghem-Oberst, rief sich Ethan entschlossen ins Gedächtnis, war derjenige, der festgebunden war. Er selbst war auf freiem Fuß, es lag an ihm, dieses Gespräch zu beenden, bevor der aalglatte Spion noch weitere Informationen aus ihm herausholte.
    Auf seinem strategischen Rückzug zur Tür blieb Ethan stehen. »Ich will Ihnen jedoch noch etwas zu denken geben, Oberst. Wenn Sie in diesem Ton mit mir gesprochen hätten, als wir uns zum ersten Mal trafen, anstatt das zu tun, was Sie getan haben, dann hätten Sie mich vielleicht überzeugt und Erfolg gehabt.«
    Endlich ballte Millisor die Fäuste und riss an seinen Fesseln.
    Und so kehrte Ethan in sein eigenes Zimmer zurück, das er an seinem ersten Tag auf Station Kline gemietet und seither überhaupt nicht benutzt

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