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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hatte. Er dankte seinem launischen Glück, dass er dafür schon im voraus gezahlt hatte, denn seine persönliche Habe war noch so vorhanden, wie er sie zurückgelassen hatte. Er badete, rasierte und schnitt sich die Nägel, zog sich endlich wieder die eigenen Kleider an und nahm ein leichtes Mahl aus der Zimmerservicekonsole ein.
    Beim Kaffeetrinken seufzte er. Fast zwei Wochen hatte ihn dieses Abenteuer gekostet – er musste jetzt das Datum nachschauen, da seine Zeitrechnung durcheinandergekommen war –, als Quinns Strohmann, Millisors bewegliches Ziel, Cees Schachfigur, als jedermanns Pingpongball, und was hatte er dafür vorzuweisen? Neue Erfahrungen? Sobald er seinen roten Overall und die Stiefel zurückgegeben haben würde, bliebe kein greifbareres Andenken zurück als das, was er gelernt hatte. Er holte seinen Kreditbrief heraus und betrachtete ihn. Vermutlich war irgendwo daran noch Quinns mikroskopisch kleine Wanze. Wenn er laut hineinschreien würde, könnte er damit ein Rückkopplungskreischen in ihrem linken Ohr auslösen? Aber sie war fort, ohne ein Wort des Abschieds. Wie dem auch sei, Leute, die mit ihren Kreditkarten redeten, würden zweifellos ihre Mitmenschen nervös machen, selbst auf Station Kline.
    Er legte sich erschöpft hin, doch seine Nerven waren noch zu angespannt und erlaubten keinen Schlaf. War es Tag oder Nacht? Wer konnte das auf Station Kline sagen? Er konnte nicht sagen, was er mehr vermisste, den Tagesrhythmus von Athos oder sein Wetter. Er hatte Verlangen nach Regen oder nach einer frischen Polarfront, die ihm die Spinnweben aus dem Kopf bliese. Er konnte die Klimaanlage einschalten, aber der Geruch bliebe derselbe.
    Nachdem er fast eine Stunde damit verbracht hatte, all die Dinge, die er in diesen letzten vierzehn Tagen hätte sagen oder tun sollen, mit den tatsächlichen Ereignissen zu vergleichen, gab er angewidert auf, zog sich an und ging hinaus. Wenn der Schlaf sich nicht einstellen wollte, dann könnte er wenigstens etwas Nützliches mit seiner Zeit anstellen. Athos zahlte ja schließlich eine schreckliche Summe dafür.
    Er spazierte zurück zu der Ebene im Transitbereich, wo die Botschaften und Konsulate konzentriert waren und begann sich ernsthaft nach korrekten biologischen Lieferfirmen umzusehen. Die meisten der technisch fortgeschritteneren Planeten hatten etwas anzubieten. Kolonie Beta bot neunzehn verschiedene Lieferquellen an, von rein kommerziellen Unternehmen bis zu einem von der Regierung finanzierten Genpool an der Universität von Silica, der gänzlich mit erbetenen Spenden talentierter und begabter Bürger versorgt wurde. So sehr es Ethan auch missfiel, noch einen Rat von Quinn über irgendwas anzunehmen, schien doch Kolonie Beta die beste Adresse zu sein. Er würde nicht enttäuscht werden, versicherte ihm die Frau, die das Handelsinformationssystem bediente. Als er das Büro verließ, hatte er das Gefühl, endlich eine gute Tagesarbeit geleistet zu haben, und war mit sich zufrieden. Er war mit der weiblichen Angestellten genau wie mit einem Mann umgegangen. Es war zu schaffen und überhaupt nicht schwer.
    Er kehrte in sein Zimmer zurück, nahm einen schnellen Imbiss ein und setzte sich dann an seine Komkonsole, um ein paar Preisvergleiche für das billigste Rückflugticket nach Kolonie Beta anzustellen. Die direkteste Route ging über Escobar und bot ihm eine Gelegenheit, einen weiteren potentiellen Lieferanten zu prüfen, ohne dass dadurch dem Bevölkerungsrat zusätzliche Kosten entstünden. Wenigstens die Hälfte des Komitees wurde mit ihm zufrieden sein, und das war wahrscheinlich ungefähr das beste Ergebnis, das er erzielen konnte.
    Als er endlich alle seine Entscheidungen getroffen hatte, übermannte ihn die Müdigkeit. Er legte sich hin, um eine Minute auszuruhen.
    Stunden später rief ihn ein hartnäckiges Summen seiner Komkonsole in einen schlaffen Wachzustand zurück. Da er unbequem abgewinkelt gelegen hatte, mit den Schuhen an den Füßen, war ein Bein eingeschlafen und kribbelte, als er zur Tastatur stolperte, um die Taste für Empfangsbereitschaft zu drücken.
    Über der Holovidscheibe erschien Terrence Cees Gesicht. »Dr. Urquhart?«
    »Tja, von Ihnen noch einmal zu hören hatte ich nicht erwartet.« Ethan rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Ich dachte, Sie hätten keine weitere Verwendung mehr für das Asyl von Athos. Da Sie und Quinn ja beide zu den praktischen Leuten gehören.«
    Cee zuckte zusammen. Er sah ausgesprochen unglücklich aus.

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