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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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in der Welt ist dieser Revolver eigentlich nicht losgegangen, als ich den Burschen die Treppe hinunterwarf?«
    Er hielt an und fischte den Revolver aus der Seitentasche des Wagens, wohin er ihn zuvor gesteckt hatte. Nachdem er ihn gründlich untersucht hatte, stieß er einen Pfiff aus.
    »Also, das ist mir ja ein Ding! Der ist überhaupt nicht geladen. Wenn ich das gewusst hätte…« Er hielt gedankenvoll inne. »Mary, das ist eine äußerst sonderbare Geschichte.«
    »Ich weiß. Deshalb bitte ich dich ja auch inständig, dich da herauszuhalten.«
    »Kommt nicht infrage«, erklärte George fest. Mary stieß einen herzzerreißenden Seufzer aus. »Ich sehe schon, ich muss es dir doch sagen. Und das Schlimmste ist, ich habe nicht die leiseste Idee, wie du es aufnehmen wirst.«
    »Mir sagen – was meinst du damit?«
    »Ja, siehst du, die Sache ist nämlich so.« Sie machte eine Pause. »Ich finde, Frauen sollten heutzutage zusammenhalten – sie sollten die Männer, die sie kennen lernen, unbedingt ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Na und?«, fragte George total verwirrt.
    »Und das wichtigste für eine Frau ist, wie sich ein Mann in einer kritischen Situation verhält – besitzt er Geistesgegenwart – Mut – Entschlossenheit. Das ist etwas, was man schwer feststellen kann – ehe es zu spät ist. Eine kritische Situation tritt vielleicht erst ein, wenn man schon jahrelang verheiratet ist. Alles, was man von einem Mann weiß, ist, wie er tanzt und ob er Talent hat, nachts bei Regen ein Taxi aufzutreiben.«
    »Beides sehr nützliche Talente«, gab George zu bedenken.
    »Ja, aber man möchte gern das Gefühl haben, dass ein Mann ein Mann ist.«
    »Die weite, weite Prärie, wo Männer noch Männer sind«, murmelte George zerstreut.
    »Genau. Aber wir haben nun mal keine weite, weite Prärie in England. Deshalb muss man eben künstlich eine kritische Situation schaffen. Und genau das habe ich getan.«
    »Du meinst…«
    »Das meine ich. Das Haus dort gehört zufällig mir. Wir kamen absichtlich dort vorbei – nicht durch Zufall. Und der Mann – dieser Mann, den du beinahe umgebracht hättest…«
    »Ja?«
    »Das war Rube Wallace – der Filmschauspieler. Er spielt meistens Preisboxer und so, weißt du. In Wirklichkeit ein schrecklich lieber und sanftmütiger Mensch. Ich habe ihn engagiert. Bella ist seine Frau. Deshalb war ich so entsetzt bei der Idee, du könntest ihn umgebracht haben. Selbstverständlich war der Revolver nicht geladen. Er ist ein Bühnenrequisit. Oh, George, bist du jetzt sehr böse?«
    »Bin ich der erste, an dem du deinen – äh – Test ausprobiert hast?«
    »O nein. Insgesamt waren es – lass mich überlegen – waren es neuneinhalb!«
    »Und wer war der halbe?«, fragte George.
    »Bingo«, antwortete Mary trocken.
    »Ist irgendeiner von den anderen auf die Idee gekommen, wie ein Maulesel mit dem Fuß auszuschlagen?«
    »Nein – kein einziger. Ein paar haben lahme Drohungen ausgestoßen, ein paar haben sofort klein beigegeben, aber alle sind lammfromm die Treppe hinaufmarschiert und haben sich fesseln und knebeln lassen. Natürlich ist es mir danach gelungen, mich von meinen Fesseln zu befreien – so wie in den Büchern –, ich habe die anderen losgebunden, und wir haben uns aus dem Staub gemacht, wobei wir selbstverständlich das Haus leer fanden.«
    »Und kein einziger kam auf den Mauleseltrick oder so was ähnliches?«
    »Nein.«
    »In dem Fall«, erklärte George großmütig, »sei dir verziehen.«
    »Danke, George«, sagte Mary sanft.
    »Eigentlich«, fuhr George fort, »hätten wir dann nur noch ein Problem: Wo fahren wir jetzt hin? Ich weiß nicht genau, ist es Lambeth Palace oder Doctor’s Commons, wo auch immer das sein mag.«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Von der Heiratslizenz. Ich halte in diesem Fall eine Sonderlizenz für angebracht. Du neigst mir zu sehr dazu, dich mit einem Mann zu verloben und unmittelbar darauf einen anderen um seine Hand zu bitten.«
    »Ich habe dich nicht um deine Hand gebeten!«
    »Doch, das hast du. Am Hyde Park Corner. Nicht unbedingt ein Ort, den ich persönlich für einen Heiratsantrag wählen würde, aber jeder Mensch hat in diesen Dingen seinen eigenen Geschmack.«
    »Das ist überhaupt nicht wahr. Ich habe dich bloß gefragt, zum Spaß natürlich, ob du mich gern heiraten würdest. Es war nicht ernst gemeint.«
    »Würde ich die Meinung eines Anwalts einholen, so bin ich sicher, er würde mir sagen, es habe sich um einen

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