Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht
Mannschaften. Ich entdeckte Adriana unter ihnen.
»Da seid ihr ja endlich! Das Spiel fängt gleich an«, rief Adriana aufgekratzt und deutete auf das Feld. Die Mannschaften positionierten sich bereits und los ging es. Ich wäre gerne vorhernochmal zur Toilette gegangen, entschloss mich aber mein Bedürfnis bis nach dem Spiel zu ignorieren. Adrianas Blick haftete schmachtend auf meinem Bruder. Beide Teams spielten aggressiv und das Publikum reagierte mit Buhrufen und Pfiffen auf unfaire Spielzüge.
Kurze Zeit später ging ein Aufschrei durch die Menge.
»Siebenmeter!«, schrien Fabio und ein paar andere Zuschauer wie auf Kommando. Aufgewühlt wischte er sich mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn. Das Spiel nahm ihn sichtlich mit.
Als der Schlusspfiff erklang, entspannte sich Fabios Haltung.
»Ende«, rief er. »Gewonnen!«
Auf dem Spielfeld lag sich unsere Mannschaft jubelnd in den Armen. Das gegnerische Team verließ geknickt den Platz.
»Ich gehe mal eben zu den Toiletten«, rief ich meiner Freundin über den Jubel zu. Ich zwängte mich durch die Zuschauermenge und eilte den Gang hinunter, an den Umkleiden vorbei, geradeswegs auf die Waschräume und die Mädchentoiletten zu. Meine Turnschuhe quietschten auf dem Bodenbelag. Ich klappte den Toilettendeckel hoch und seufzte innerlich auf. Das wurde auch höchste Zeit. Von Weitem drang der Lärm aus der Halle in den Toilettenraum. Es war ein gutes Spiel gewesen und ich freute mich für Nik und Pascal, dass sie in der Siegermannschaft waren. Ich zog mir gerade die Jeanshose hoch, als sich Mädchenstimmen näherten und die Tür zu den Toiletten geräuschvoll aufschwang. Vier aufgedrehte Stimmen erfüllten den Vorraum, in dem zwei Waschbecken mit darüber befestigten Spiegeln angebracht waren. Ich zögerte. Sollte ich die Spülung betätigen und mich durch die aufgekratzte Meute drängen, oder einfach abwarten, bis sie gingen? Ich entschied mich abzuwarten. Ich versuchte den Stimmen passende Gesichter zu zuordnen, doch es gelang mir nicht. Sie schnatterten wild durcheinander und gibbelten überdreht. Angestrengt versuchte ich mehr als nur vereinzelte Wortfetzen zu erhaschen, als es ruhiger wurde und ich eine helle Mädchenstimme klar und deutlich verstehen konnte.
»Zugezwinkert hat er mir. Und zwar immer, wenn er bei mir in der Nähe war«, brüstete sich eine der Vier. »Habt ihr gesehen,dass er einmal sogar den Ball verloren hat, weil er mich angeguckt hat?«
»Ja!«, gackerten die anderen im Chor.
»Und jetzt kommt das Beste.« Es raschelte und für einen Augenblick schwiegen sie. »Tataaa … ich habe sogar seine Handynummer.« Ich vernahm leise Tastentöne. Die Umschwärmte schien den anderen nun die Beweisnummer in ihrem Handy zu zeigen. Von wem wohl die Rede war? Wahrscheinlich ging es eh um einen Spieler aus dem gegnerischen Team, den ich nicht kannte.
»Wow. Das ist ja cool.«
»Weißt du eigentlich, ob er solo ist?«, warf nun das Mädchen mit der rauchigen Stimme ein. »Ich meine, bei Handballern weiß man ja nie.«
»Nö, keine Ahnung. Aber wenn er mich nicht toll finden würde, dann hätte er mir wohl kaum seine Handynummer gegeben. Und wenn er tatsächlich eine Freundin haben sollte, dann tut sie mir jetzt schon leid.« Spöttisches Gelächter hallte von den gekachelten Wänden wider.
Blöde Gänse, dachte ich mir. Was bildeten die sich ein? Dachten sie, sie wären allesamt Top Models und über allem erhaben? Ich sog zischend Luft durch meine Zähne ein, während die Umschwärmte mit ihrer Siegesrede fortfuhr.
»Aber damit eins klar ist, auch wenn er eine Freundin haben sollte, das wird kein Hindernis für mich sein. Ich bin jetzt schon so weit gekommen und da lasse ich mich doch von keiner »Noch-Freundin« abhalten, den Supertypen zu kriegen.«
»Genau!« Das Volk applaudierte seiner Königin.
»Wie geht es denn jetzt weiter? Datest du ihn?«
Ich verlagerte mein Gewicht auf das rechte Bein. Mein linker Fuß war eingeschlafen, sogar er fand das Ganze äußerst langweilig. Ich grinste in mich hinein. Hoffentlich beendeten sie bald ihren Tratsch, damit ich wieder zu den anderen zurückgehen konnte.
»Na ja, ich denke schon. Wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein«, sagte die Königin bedeutungsvoll. »Und eins sag ich euch, wenn ich Pascal erst einmal an der Angel habe, dann schwimmt mir dieser Koi ganz bestimmt nicht mehr weg.«
Der Hofstaat brach in wieherndes Gelächter aus.
Moment mal. Wie war das? Pascal? Sie
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