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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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Busfahrten unter den Klassenkameraden, sie hätte es uns nie verziehen, wenn wir mit der Hälfte wieder nach Hause gekommen wären. Nachdem Vio ihr Surfbrett verstaut hatte, schnallten wir uns an und rollten mit dem Bully die Einfahrt hinab. Vios und auch meine Surfausrüstung wurden in einem Container am Ordinger Strand gebunkert. Es war nicht weit von Neuburg bis St. Peter-Ording, nur etwa 10 Kilometer. Grüne und gelbe Felder säumten unseren Weg auf der asphaltierten Straße. Ich kurbelte das Fenster hinunter und hielt übermütig meine Füße in den Fahrtwind, die Luft roch nach Frühling. Lauthals grölten wir die Klassiker der
Beach Boys
mit, die aus dem fast schon antiken Kassettendeck dudelten. Ich war froh mit Vio unterwegs zu sein, sogar auf das Surfen freute ich mich. Ein unverhoffter Sonnenstrahl brach durch die Wolkendecke und kitzelte mich an der Nase, ich schloss die Augen und genoss die Wärme auf meinem Gesicht. Im Sommer verbrachten wir unsere meiste Zeit am Strand, den Weg hätte ich mit verbundenen Augen gefunden. Auf den mit Prielen durchfurchten Salzwiesen herrschte reges Treiben, dutzende Vögel flatterten auf und nieder und veranstalten ein Höllenspektakel, als unser Bus die Straße zu der Strandauffahrt passierte. Ich hielt den Atem an und konnte es kaum abwarten, die große Sandbank in all ihrer Pracht vor mir zu sehen. Noch eine Kurve und der atemberaubende, feine weite Sandstrand erstreckte sich über zwölf Kilometer vor uns.Der Parkplatz lag praktischerweise direkt auf der Sandbank, die eine Breite von zwei Kilometern maß. Immer mehr Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Wolkendecke, feinsandig und cremig-weiß leuchtete der Strand im hellen Licht. Über uns segelten kreischende Möwen im kräftigen Nordwind, der den salzigen Geruch des Meeres an den Strand wehte. In der Ferne erhoben sich imposant fünf gestelzte Pfahlbauten, die teilweise bei Flut nur über Stege erreicht werden konnten. Auf einem dieser Pfahlbauten befand sich der blaue Surfcontainer.
    »Sagenhaft«, rief Vio begeistert. »Einfach nur phantastisch.« Sie strahlte und legte ihre Hand über die Augen, um die Sonnenstrahlen abzuschirmen und blickte auf das Meer. »Mae, sieh nur, diese genialen Wellen!«
    Auch ich hielt nun die Hände über meine Augen und erblickte hoch wogende Wellen, die schließlich mit einer weißen Schaumkrone brachen. »Wow. Da geht einiges. Neptun scheint auch auf deiner Seite zu sein.«
    Vio zog bereits ihr Surfbrett aus dem gelben Bus. »Komm, wir beeilen uns. Das müssen wir ausnutzen, wer weiß, wie lange das Wetter sich hält«, rief sie aufgeregt.
    In der Ferne flatterte die grüne Fahne hektisch am Mast der DLRG Station.
    »Ja, du hast Recht. Den Korb lasse ich im Bus. Wir können ihn später holen, wenn uns der Magen knurrt.«
    Vio legte das Board behutsam in den Sand, band ihre Dreadlocks zusammen und ging zur Beifahrerseite. Mit einem schrillen Quietschen öffnete sie das marode Handschuhfach. »Dein Handy und deinen Schlüssel kannst du hier hineinwerfen.« Unsere Schlüssel, Handys und Vios Führerschein flogen im hohen Bogen in das Handschuhfach.
    Auf dem Weg zum Container zogen wir unsere Schuhe aus und wateten durch das dunkelblaue Nordseewasser. Ich liebte es, nassen Sand unter meinen Füßen und die sanften Bewegungen der Brandung zu spüren.
    Nachdem wir unsere Neoprenanzüge im Container angezogen hatten, montierten wir die Segel an die Surfbretter. Ein böiger Wind rüttelte an meinem Segel. Mit dem Blick auf die offene See bestieg ich mein Surfbrett und ließ mich von der kräftigen Briseüber die Wellen tragen. Die Gischt spritzte mir kalt ins Gesicht, es war fantastisch mit dem Wind über Wellen, die wie tausende Diamanten im Sonnenlicht glitzerten, zu gleiten. Vio surfte weit auf das offene Meer hinaus. Das tat sie immer, sie war eben ein Profi. Meine deutlich begrenzteren Surfkünste hingegen kämpften mit den kleineren Wellen schon genug, ich zog es vor, in der Nähe des Ufers zu bleiben. Ich lehnte mich mit dem Segel gegen den Wind und schaute zu Vio, die weit entfernt auf den Wellen ritt, die mir allmählich immer riesiger erschienen. Nach einer Weile kam es mir so vor, als frischte die Brise mächtig auf. Auch am Horizont quollen immer mehr Wolken empor, die den Himmel rasch verdunkelten. Vio surfte immer noch weit draußen auf den tobenden Wellen. Ein zunehmend ungutes Gefühl überkam mich, meine anfängliche Euphorie war gänzlich verflogen. Ich sah nun

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