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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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Licht verwackelte. Ich rannte blind weiter, bis ich da war. Aber vor mir lag nicht Vio oder ein Teil ihres Surfbrettes. Vor mir lag ein großes Stück Treibholz.
    »Was ist es? Hast du was gefunden?«
    Nik und Sam schlossen zu mir auf. Enttäuscht starrte ich in die Brandung, die das morsche Holz hin und her wog. »Es ist nur Holz.«
    Ich blieb einfach stehen und wusste nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein sollte. Aufsteigende Tränen verklärten meine Sicht. Es war nur Holz. Ich beschloss es als positives Zeichen zu sehen und kämpfte meine Tränen nieder.
    »Geht’s wieder?« Nik tätschelte meinen Arm.
    Ich nickte. »Ja. Lasst uns weiter suchen. Wir müssen Vio finden.«
    Wir nahmen unsere alten Positionen ein fuhren mit dem Ableuchtenfort. Ich redete mir ein Vio ginge es gut, es wäre ihr nichts passiert. Sie wartete nur darauf, von uns gefunden zu werden. Ja, so würde es sein, wahrscheinlich war sie längst in Sicherheit. Ich schüttelte die Gedanken ab, die mich drängten, die Logik meiner Theorie zu überprüfen. Vio würde in der nächsten Saison den Surf-Cup gewinnen. Vielleicht würde ich sie dann begleiten und endlich hautnah dabei sein. Sams Taschenlampe leuchtete weit in die Ferne. Meine Augen folgten seinem Schein.
    Da war was. Eine Gestalt. Sie kniete. Und da war noch etwas, oh mein Gott …
    »Konrad!«
    Nik und ich stürzten hinter Sam her. Plötzlich hielt er uns zurück. Hohe Heulgeräusche drangen an mein Ohr, wie von einem Tier.
    »Bleibt zurück.« Sams intensiver Blick hielt uns an Ort und Stelle fest. Wieder spähte ich zu der Gestalt, die ich jetzt ganz deutlich als Konrad erkannte, der etwas in seinen Armen hielt. Angestrengt blinzelte ich zu ihm und erkannte dann … Meine Knie gaben nach und ich sackte zusammen. Vio! Nein! Das konnte nicht wahr sein!
    »Vio!«, schrie ich verzweifelt, Tränen rollten über mein Gesicht. Ich wollte mich gerade aufraffen und zu ihr sprinten, als Sam meinen Arm berührte, mich festhielt.
    »Du kannst nichts tun, Mae. Du und Nik, ihr geht jetzt zurück zum Auto.« Seine beinahe hypnotische Stimme ließ mich keine klaren Gedanken mehr fassen. »Ich informiere die Küstenwache und fordere einen Notarzt an.«
    »Ja. Ist OK«, sagte Nik mechanisch. »Wir werden Adriana, Curly und Fabio Bescheid sagen.«
    Wie ferngesteuert hakte sich Nik bei mir unter, drehte uns zum Gehen und schleifte mich zurück zu
Sid
. In mir schrie es. Ich musste doch zu Vio, sie war doch meine Freundin. Die Bilder der Wahrheit drangen nur schleichend in mein Bewusstsein. Konrad zusammengekauert, markerschütterndes Jaulen und Vio in seinen Armen, reglos. Reglos! Diese Erkenntnis sickerte immer tiefer in meinen Verstand, als wir
Sid
erreichten schüttelte ich mich vor beinahe körperlichen Schmerzen, stolperte und stürzte. Nik hobmich hoch wie ein Baby, setzte mich in das Auto, schnallte mich an und fuhr mit mir nach Hause. Wimmernd rollte ich mich zur Seite der Beifahrertür zusammen. Während der Fahrt telefonierte Nik mit Curly, teilte ihr mit, dass wir Vio auf dem Westerheversand gefunden hatten. Als er sie bat, ihn anzurufen, wenn es was Neues gäbe, klang er immer noch nicht wie er selbst.
    Mam wartete im Hauseingang, Nik hatte sie und Paps auf unsere Ankunft vorbereitet. Ich brach schreiend und schluchzend in ihren ausgebreiteten Armen zusammen. Paps trug mich in den ersten Stock und Mam folgte uns. Sie hatte für mich bereits ein heißes Bad eingelassen und bestand darauf, dass ich mich in die Wanne setzte. Danach zog sie mir einen Flanellpyjama über, packte mich ins Bett und hüllte mich zusätzlich in Wolldecken und wiegte mich in ihren Armen, so wie sie es damals immer getan hatte. Paps kochte heißen Tee für mich und Nik, meinen rührte ich aber nicht an. Mam stellte die Tasse auf meinen Nachttisch und blieb solange, bis ich einschlief.
    Kühle Nebelschwaden stiegen auf und griffen kalt nach mir. Angestrengt schaute ich vom Pfahlbau herab auf den nächtlichen Strand, auf dem sich gräuliche Schatten lautlos in meine Richtung bewegten. Die Gestalten waren nun ganz nahe und brachen durch eine Nebelwand. Es waren Hunde, große graue Hunde. Ich beugte mich vor, um sie genauer zu betrachten. Sie trugen ihren buschigen Schwanz waagerecht und ihre großen Köpfe und breite Stirn schienen zu keiner mir bekannten Hunderasse zu passen. Die Tiere wichen nun auseinander und ein anderer Hund, viel größer und muskulöser als die anderen war, setzte sich an die Spitze des Rudels.

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