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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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am Strand keine grüne Flagge mehr. An der DLRG Station wurde eine rote Flagge gehisst. Absolutes Badeverbot! Ich blickte nach oben, der zugezogene Himmel wirkte bedrohlich. Blitzartig wurde mir bewusst, die Veränderungen waren keine Einbildung, ich musste so schnell wie möglich aus dem Wasser. Aber ich musste Vio Bescheid sagen. Ihr Segel hüpfte immer noch wie ein Flummi auf den Wellen hin und her. Wilde Gedanken schossen durch meinen Kopf, als mir klar wurde, nicht zu ihr gelangen zu können. Diese Erkenntnis schien mir die Luft abzudrücken, ich musste sofort zurück zum Strand und Hilfe von der DLRG Station holen. Vio befand sich in Gefahr und schätzte die Situation offensichtlich als ungefährlich ein. Dann ging alles ganz schnell. Kurz bevor ich den Strand erreichte, durchbrach ein ohrenbetäubender Knall das Rauschen der Brandung. Ich zuckte zusammen, beinahe wäre ich vor Schreck vom Surfbrett gefallen. Mit all der mir zur Verfügung stehenden Kraft zog ich das Surfbrett samt Segel an den Strand und schaute mich nach Vio um. Ich konnte kein buntes Segel mehr auf den Wellen tanzen sehen, egal wie angestrengt ich in die Ferne spähte. Eine fast schon gespenstische Ruhe lag über dem Strand. Ich fühlte mich hilflos und wie betäubt. An die nächsten Sekunden und Minuten konnte ich mich später nicht mehr erinnern.
    In eine Wolldecke gehüllt, kauerte ich zitternd auf der Liege in der DLRG Rettungsstation. Meine linke Halsseite pulsierte. DieTasse Tee in meiner Hand war mal warm gewesen, meine Zähne schnatterten unkontrolliert aufeinander. Eine Schwimmmeisterin kniete vor mir, immer wieder und wieder versuchte sie mir beruhigend zu versichern, die Küstenwache tue ihr Bestes, um meine Freundin zu finden. Vios Eltern wussten noch nicht Bescheid, sie besuchten ein Musical in Hamburg und hatten ihr Handy ausgeschaltet.
    Ich erwachte aus meiner Schockstarre, als die Tür der Station aufflog und Sam und Konrad direkt neben mir auftauchten. Erschrocken holte ich Luft. Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, Sam vor Freitag zu sehen, sein Anblick tröstete mich. Er war so schön wie immer, was mir die Illusion vermittelte, alles könnte wieder gut werden; aber die Sorge stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er hockte sich vor mich und schon erschien mir die Station nicht mehr so hoffnungslos und bedrückend, seine kalten Finger umschlossen meine Hände »Bist du OK, Mae?« Seine Augen waren unergründlich, doch mir war als könnte ich Dankbarkeit in ihnen erkennen.
    Ich nickte stumm.
    »Wo ist sie?«, rief Konrad mit zitternder Stimmte. Er war ganz in schwarz gekleidet, schwarze Docs, schwarze Jeans, schwarzes Hemd und eine schwarze Lederjacke, auf seiner Brust schimmerte das silberne Drachenamulett. »Verdammt noch mal, wo ist sie?«, schrie er und packte die Schwimmmeisterin an den Schultern.

    »Wir … wir wissen es noch nicht.«
    Sam ging nun zwischen ihn und die Frau, Konrad ließ seine Hände sinken. »Entschuldigung. Mein Bruder und ich sind sehr in Sorge wegen Viola«, erklärte Sam beschwichtigend.
    Die Schwimmmeisterin zog ihren Pullover zurecht und deutete auf eine Bank neben dem Eingang. »Bitte nehmen Sie doch erst einmal Platz.«
    Widerwillig folgte Konrad der Anweisung. Sam legte ihm beruhigend einen Arm um die Schultern.
    »Die Küstenwache sucht das Gebiet weiträumig ab. Wir tun was wir können.«
    Konrad sprang mit einem Satz auf. »Was sie können, was sie können … das ist nicht genug!« Sams Arm stemmte sich gegen Konrads Brust und drückte ihn sanft aber bestimmt zurück auf die Bank.
    »Ich kann Ihre Ungeduld und Sorge ja verstehen, aber mehr können wir im Moment nicht tun«, beschwichtigend reichte sie Sam und Konrad jeweils eine Tasse Tee. »Oh
    …«, sie griff nach ihrem Fernglas und spähte in die Dämmerung hinaus. »Da vorne kommen ein paar Leute von dem Suchtrupp.«
    Meine Augen erfassten die schnelle Bewegung nicht mit der Konrad sich wieder aufgerichtet hatte. Er riss die Tür auf und seine Haltung versteifte sich augenblicklich. Die drei Männer vom Suchtrupp trugen etwas in ihren Armen: ein Stück von Vios Segel.
    »Nein!«, schrie Konrad. »Neeiiiiin!« Er stürmte aus der Station und verschwand in der Dunkelheit.
    Einen kurzen Moment fühlte ich wie ein eiskalter und gleichzeitig siedendheißer Schwall durch mich hindurch flutete. Ich schluckte, beruhigte mich aber, als Sams Hand durch meine Haare strich. Wortlos legten die Männer das Teil des Segels auf den

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