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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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zugleich.
    »Glaubst du wirklich?« Meine Stimme bebte und ich biss mir auf die Unterlippe, um meine Beherrschung nicht zu verlieren.
    »Ja, das glaube ich nicht nur, ich weiß es«, hörte ich sie sagen. Ihre Stimme war fest und voller Überzeugung. »Du brauchst dir keine Vorwürfe machen. Nichts hätte sie retten können. Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist, dass du rechtzeitig aus dem Wasser gekommen bist …« Curly schaute über meine Schultern hinweg. »Hey, da seid ihr ja.«
    Nik, Adriana und Fabio schleppten die Boards aus dem Container. Konrad und Sam gingen an uns vorbei, um ihnen zu helfen.
    Wie sagte meine Oma Helene doch gleich? Die Zeit heilt alle Wunden. Tatsächlich alle? Würde dies nicht bedeuten, dass ich Vio vergaß, dass sie doch nicht so wichtig für mich war? Davorfürchtete ich mich insgeheim, dass es so kommen könnte. Wäre es dann nicht besser, den Schmerz aufrecht zu erhalten? Die Zeit würde vergehen, der Schmerz vielleicht nachlassen, aber niemand könnte mir das Gefühl nehmen einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren zu haben. Ich wollte mit aller mir zur Verfügung stehenden Macht die Erinnerung an Vio bewahren
    Die Surfbretter wurden von dem salzigen Wasser hin und her geschaukelt, als wir die Segel nach dem Wind ausrichteten, aufstiegen und über die flachen Wellen schossen. Ich hatte mir ein Tuch um den Kopf geknotet, damit mir meine Haare nicht die Sicht versperrten. Sam und Konrad behielten ihre Sonnenbrillen auf, während sie gekonnt auf den Wellen ritten. Ich lehnte mich mit meinem gesamten Körpergewicht nach hinten, um dem kräftigen Wind in meinem Segel die Stirn zu bieten. Es kostete mich einige Kraft das Segel auf Kurs zu halten, als eine Windböe in die Plane fuhr und meine Fahrt dadurch rasant beschleunigte. Ich flog über die nächste Welle und auch über die folgenden, begleitet vom hohen Gekreische der kreisenden Möwen über mir. Ich empfand seit langen wieder einen Anflug von Spaß. Und doch war ich auch hin- und hergerissen, ob ich diese Gefühle haben durfte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
    Meine Grübelei wurde je unterbrochen, als plötzlich Konrads gelbes Segel neben mir auftauchte. Sam, Nik und Adriana surften etwas weiter draußen, ich hatte es wie immer vorgezogen näher am Ufer zu bleiben. Als ich zu ihm schaute, umspielte der Anflug eines Lächelns seine schmalen Lippen.
    »Hey Mae«, rief er. »Lass uns ein Wettrennen fahren. Einmal um die rote Boje und zurück.« Er deutete mit seinem Kopf auf den roten Punkt, der über die Wellen hüpfte.
    »Ist OK«, stimmte ich zu, erleichtert und überrascht darüber, dass Konrad aus seiner Starre aufgewacht war. Wir schwenkten die Segel und fuhren eine Wende, um uns auf ungefähr gleicher Höhe einzupendeln. Dann ging es los.
    »OK Mae«, brüllte Konrad gegen den Wind an. »No rules. Alles ist erlaubt. Looos!«
    Am Anfang waren wir mit unseren Segeln gleichauf. Ich pumpte, um noch mehr an Fahrt zu gewinnen, als Konrad scheinbar mühelosan mir vorbeizog, mit direktem Kurs auf die rote Boje. Sein Vorsprung vergrößerte sich zusehends, egal was ich tat. Ich behielt ihn im Blick und staunte darüber, mit welcher Geschwindigkeit er über das Wasser glitt. Bald würde er die Boje erreichen. Gegen seine Technik kam ich mir wie ein blutiger Anfänger vor, er war genau wie Vio, ein Profi. Konrad sprang gerade mit seinem Board über eine große Welle, als ein Schrei durch die Luft gellte. Konrad verlor den Halt mitten in seinem Sprung, klatschte in die Fluten und ging unter. Das Surfbrett wurde samt dem Segel von den Windböen fortgerissen. Heißes Adrenalin peitschte einen Angststrom durch meinen Körper. Wo war Konrad? Die anderen waren zu weit entfernt, ich war auf mich alleine gestellt.
    »Konrad!, kreischte ich panisch und fuhr so schnell ich konnte in die Richtung, in der er untergegangen war. Ich dachte an Vio und daran, dass ich sie nicht hatte retten können. Ich hatte das Bild ihres bunten auf den Wellen tanzenden Segels genau vor Augen. Ich wusste, dass ich es ihr schuldig war, ihre große Liebe zu retten, ihn nicht ertrinken zu lassen. Meine Hände umklammerten den Griff des Segels und ich pumpte den Wind kraftvoll in das Segel, wie ich es zuvor noch nie getan hatte. Ich starrte angestrengt in die Wellen nach einem möglichen Anhaltspunkt, wo ich Konrad suchen musste. Aber ich sah nur graue Wellen, meine Angst wuchs. Die Gischt peitschte mir ins Gesicht, als eine Welle auf mich

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