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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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weichen Knien weiter, direkt auf ihn zu. Er öffnete das Tor.
    »Hallo, Mae«, sagte er ruhig und schloss das Tor.
    »Hallo«, erwiderte ich verlegen. Ich stieg vom Rad.
    Schweigend betrachtete er mich hinter den Brillengläsern. »Darf ich?«
    Ich überließ ihm mein Fahrrad, das er bis zum Eingang des Schwimmbades schob und es dann gegen die Wand lehnte.
    »Tja, also …«, setzte ich immer noch verlegen an. »Es sah eben so aus, als hättest du auf jemanden gewartet?«
    Er lehnte sich gegen die Häuserfront, legte den Kopf in den Nacken und grinste verschmitzt. »Erwischt.«
    »Oh«, entfuhr es mir, wenig intelligent. Wir stierten schweigend in die Luft. »Dann komme ich wohl etwas ungelegen, wenn du schon eine andere Verabredung hast.« Ich wollte nicht enttäuscht klingen, aber das ging gehörig in die Hose.
    Wieder musste er grinsen. »Wer sagt denn, dass ich eine andere Verabredung habe?«
    Seine Antwort irritierte mich nun vollends. »Aber du sagtest doch gerade eben …«, setzte ich an.
    »… dass ich auf jemanden gewartet habe«, beendete er den Satz.
    »Genau. Und dieser jemand bist du.« Er zuckte die Achseln. »Ich wusste, dass du kommen würdest.« Sam hielt mir ganz gentleman-like die Tür zum Schwimmbad auf.
    Wir setzten uns in zwei Korbsessel, vor die Glasfront, die zum Garten führte. Sam schob die Sonnenbrille in sein Haar, legte den Kopf schief und musterte mich. Ich errötete.
    »Oh«, er sprang auf. »Ich bin wirklich ein schlechter Gastgeber. Möchtest du etwas trinken?«
    »Ja, gerne.«
    »Cola?«, fragte er und glitt hinter die Bar.
    Das schien er sich gemerkt zu haben, stellte ich geschmeichelt fest. »Das wäre perfekt.«
    Er stellte das Glas mit der Cola auf einen kleinen Tisch, der vor uns stand.
    »Danke«, sagte ich leise und betrachtete meine Fußspitzen. Für sich hatte er nichts zum Trinken mitgebracht, stellte ich mit einer gewissen Genugtuung fest. Darauf konnte ich meine Fragen aufbauen.
    »Hast du keinen Durst?«, wollte er wissen.
    »Doch, klar. Großen Durst sogar.« Wie zur Bestätigung trank ich zwei hastige Schlucke.
    Seine Augen waren wieder tiefgrün, nicht wie die Augen aus meinem Traum. Er beobachtete mich noch immer. Nervös knetete ich meine Hände und überlegte, was ich sagen könnte. »Und du? Trinkst du nichts?«
    »Nein.«
    Na prima. Einsilbiger hätte er nicht antworten können. Mein Plan ihn mit Fragen zu löchern und mich nicht abwimmeln zu lassen, geriet beträchtlich ins Wanken. Das konnte ja heiter werden. »Trinkst du nie?«
    »Doch.«
    Wie hieß das Spiel, was er spielte? Das Gegenüber mit EinWort-Antworten an den Rand des Wahnsinns zu treiben? »Aber keine Cola?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Er kräuselte die Stirn. »Ich habe einen empfindlichen Magen.«
    Ein leichter Anflug von Wut grummelte in mir. Vielleicht war es aber auch pure Frustration, ich wusste es nicht genau. »Und warum trägst du bei jeder Witterung eine Sonnenbrille?« Ich zwang mich, einigermaßen kontrolliert zu klingen, und seinem Blick standzuhalten.
    »Empfindliche Augen«, sagte er ungeduldig. »Wird das hier jetzt eine Art Verhör?«
    »Nein, aber ich will endlich die volle Wahrheit erfahren«, platzte es aus mir heraus.
    Verblüfft schaute er mich an. »Und was schwebt dir da ganz konkret vor?«
    In meinem Kopf drehten sich tausend Fragen, verquirlt zueinemundefinierbaren Brei. Mein Weltbild wurde in kürzester Zeit aus den Angeln gehoben. Ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Konrad bei Vollmond in eine wolfsähnliche Gestalt mutiert war. Ich zögerte und stellte dann mit erstickter Stimme die Frage, die mir am wichtigsten war, ohne deren Antwort ich sonst wahnsinnig würde. »Warum hast du mich Elisabeth genannt?« Ich hielt gespannt den Atem an.
    Sam saß bewegungslos da. Sein schönes Gesicht hatte harte Züge angenommen, aber in seinen Augen spiegelte sich seine Gefühle. Verbitterung, Wut, Verlangen, abgrundtiefe Zweifel, Liebe, Hoffnungslosigkeit. Sein intensiver Blick fesselte mich, nahm mir die Luft zum atmen. Sam schwieg, während in ihm ein Tornado zu wüteten schien.
    »Sam«, keuchte ich. »Bitte sag mir die Wahrheit. Sag mir endlich, warum du mich Elisabeth genannt hast.« Tränen stiegen mir in die Augen und die letzten Worte brachte ich nur unter hysterischen Kieksern hervor.
    Sam sprang so heftig auf, dass der Korbstuhl nach hinten überkippte.
    »Verdammt«, stieß er hervor, fuhr sich bebend durch die Haare und feuerte die Sonnenbrille in den

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