Eulenspiegel
Malta.«
»Gute Güte«, brummelte Heinrichs. »Dann stimmt das also alles.«
Toppe kritzelte auf einem Stück Papier herum.
»Es kommt noch besser«, meinte van Appeldorn fröhlich. »In Grevenbroich sind während der letzten paar Monate ein paar Leute brutal überfallen worden: ein Sparkassenleiter, ein Kneipenwirt und ein Spielhallenbesitzer.«
»Hm«, Toppe sah von seinem Zettel auf. »Waren das auch so große Inszenierungen wie bei uns?«
»Nee, den Jungs fehlt die Klasse. War mehr so die Hauruck-Masche, Sack über’n Kopf und gib ihm. Einmal in einer dunklen Garage, die anderen Male nachts auf der Straße. Schläge mit einer Stange auf die Beine. Alle drei Opfer hatten beide Unterschenkel gebrochen.«
»Ich dachte, das wäre eher eine asiatische Spezialität«, überlegte Heinrichs. »Aber, Gott, die Welt wird ja immer kleiner.« Er trank seinen Cognac aus. »Es ist Zeit, nach Hause zu gehen. Ab Montag rennen wir uns die Hacken ab. Mir ist schleierhaft, wie wir das alles alleine schaffen sollen. An die restlichen Schwarzarbeiter will ich lieber gar nicht denken. Weißt du denn, was Günther jetzt mit denen vorhat, Helmut? Ich meine, wie will der die denn aushebeln? Die haben das doch perfekt konstruiert, wenn ich alles richtig verstanden habe.«
Toppe goß sich noch einmal ein. »Günther hat einen Trick gefunden. Er will den Schwarzarbeitern beweisen, daß sie keine selbständigen Unternehmer sind. Da sieht er keine großen Schwierigkeiten. Und wenn die kein eigenes Unternehmen haben, können die auch kein Material liefern und so weiter.«
»Typisch«, knurrte Heinrichs. »Die kleinen Rädchen in dem großen Getriebe werden zuerst stillgelegt. Und das sind vielleicht arme Schweine, die meisten jedenfalls.«
»Wie weit bist du denn inzwischen?«
»Wenn Lowenstijn nicht schon wieder neue aufgetrieben hat, muß ich nur noch acht interviewen, und die schaffen wir wohl am Montag. Aber bei denen kommt bestimmt auch nichts raus. Die sprechen alle nur ganz schlecht Deutsch. Selbst wenn denen einer in aller Ausführlichkeit vom Geldtransport erzählt hätte, die hätten nur Bahnhof verstanden.«
»Könnte doch sein, ein paar von denen hängen in der Russenmafia mit drin«, meinte van Appeldorn lässig. »Könnte doch sein, denen hat das einer auf Russisch verklickert.«
Heinrichs fuhr beleidigt hoch. »Hältst du mich für doof? Meinst du, ich checke deren Umfeld nicht ab? Außerdem sind kaum Russen dabei.«
»So hab ich das doch nicht gemeint, Walter.«
Aber da war nichts mehr zu machen. »Vielleicht hast du ja mehr Vertrauen zu unserem Kollegen Lowenstijn. Der ist nämlich bei allen Vernehmungen dabei.«
13
Toppe wußte auch später nicht, was ihn eigentlich geweckt hatte.
Mitten aus einem bedrückenden Traum heraus fand er sich plötzlich sitzend und hellwach in seinem Bett. Es brannte!
Er konnte sich nachher auch nicht mehr daran erinnern, daß er sich angezogen hatte, Hose, Pullover, Socken – nur die Schuhe hatte er vergessen – aber er wußte genau, daß sein Wecker 3 Uhr 12 angezeigt hatte.
Es war der Hühnerstall, der seitlich an die Tenne angebaut war, und als Toppe aus der Hintertür stürzte, schlugen die Flammen schon aus dem Dach.
Er rannte zurück ins Haus und brüllte. Astrid taumelte in die Halle, weiß wie die Wand.
»Es brennt! Der Hühnerstall, lichterloh! Ruf die Feuerwehr!« Damit stürmte er die Treppe hoch und bollerte gegen Gabis Tür, dann gegen Olivers. Christians Zimmertür stieß er auf, aber das Bett war leer. Er blinzelte einen Moment verwirrt, dann fiel ihm ein, daß der Junge in Köln war.
»Feuer!« schrie er.
Gabi stolperte auf den Flur.
»Es brennt, raus hier! Schnell!«
Oliver tauchte auf und hinter ihm, splitterfasernackt, Stefanie.
Der Toppehof war das letzte Haus in der einseitig bebauten Straße, nur hundert Meter weiter begann der Wald. Trotzdem hatte sich ein ganze Menge Gaffer eingefunden.
Der Brand schien endlich unter Kontrolle zu sein. Vom Hühnerstall war so gut wie nichts mehr übrig, und das Dach der Tenne hatte ordentlich was abgekriegt, aber das Wohnhaus würde verschont bleiben.
Toppe merkte plötzlich, wie kalt ihm war. Im Hinauslaufen hatten sie alle ihre Mäntel von der Garderobe gerissen, aber Toppe hatte seinen dem nackten Mädchen übergeworfen.
Der Brandmeister nahm seinen Helm ab, wischte sich mit einem Tuch über die glänzende Stirn und kam zu ihm. »Alles in Ordnung«, sagte er ruhig. »Jetzt passiert nichts mehr. Warum
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