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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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dies ist eine dienstliche Anweisung.«
    Dann wandte sie sich an Astrid. »Wo steckt denn Herr van Appeldorn? Ich möchte, daß er vorübergehend die Leitung übernimmt. Übrigens, Herr Toppe«, sah sie ihn wieder an, »ich werde eine entsprechende Mitteilung an die Presse geben. Wenn Sie selbst zu … stur … sind, muß ich eben für Ihren Schutz sorgen.«

    Seine Wut hielt gerade mal so lange, bis er im Auto saß, dann machte sie der ohnmächtigen Trauer Platz, gegen die er seit Monaten ankämpfte.
    Er hatte nie etwas anderes sein wollen als Polizist. Das Abitur hatte er damals nur nachgemacht, um bei der Kripo einsteigen zu können. Dabei war er wirklich gut gewesen in Englisch und Französisch, in Deutsch sogar sehr gut. Hundert andere Möglichkeiten hätte er gehabt. Jetzt hatte er keine mehr. Die Meinhards mit ihren Vernetzungen, ihren Supervisionen, ihrem Teamgeistgeschwafel und ihrer erbärmlichen Unfähigkeit schossen überall aus dem Boden. Wie sollte er noch fünfzehn Jahre durchhalten, ohne verrückt zu werden?
    Seit Wochen sprach er sich dieselben Sätze wie eine Beschwörungsformel vor: Ich bin gesund, ich habe Arbeit, ich habe ein Dach über dem Kopf, ich lebe in einer glücklichen Familie. Es steht mir nicht zu, zu jammern.
    Heute half ihm das gar nichts. Vielleicht half es nie mehr. Seine Augen brannten, wie so oft in letzter Zeit.
    Er war einfach nur so durch die Gegend gefahren, und als die Bimmener Kirche vor ihm auftauchte, zuckte er zusammen. Was wollte er hier? Sich seine eigene Blödheit vor Augen führen? Na gut.
    Er stieg aus. Vielleicht fiel ihm ja doch noch etwas ein, wenn er denselben Weg noch einmal ging.
    Ein Stück flußaufwärts hinter dem Deich krabbelte jemand im Gras herum. Toppe ging ein paar Schritte und blinzelte. Es war Rother.
    »Haben Sie immer noch nicht aufgegeben?«
    Rother kam auf die Beine. »Es kann einfach nicht sein, daß wir das Projektil nicht finden.«
    Toppes Blick schweifte über die Ebene. »Doch, das kann sein. Je nachdem, welche Waffe es war, kann das Ding noch Hunderte von Metern geflogen sein.«
    »Nein.« Rother sah auf Toppes Schritt. »Auch wenn es nur ein Streifschuß war, ist die Kugel heftig abgebremst worden. Stimmt der Winkel?«
    Toppe sah sich um. »Könnte hinkommen.« Dann betrachtete er Rothers lehmverkrusteten Hosenbeine und lächelte bitter. »Tolle Arbeit für einen Physiker.«
    Rother antwortete nicht.
    »Sie sind Kernphysiker, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben das AKW in Kalkar mit aufgebaut?«
    »Ich habe die Brütertechnologie entwickelt.«
    »Eben, das meine ich. Und jetzt kriechen Sie hier im Dreck herum.«
    »Das macht mir nichts aus, gar nichts. Ich arbeite an einer Erfindung, die alles ändern wird.« Und damit ließ er sich schon wieder auf die Knie nieder.
    Genau, dachte Toppe, du hast wenigstens die Wahl. Du kannst wenigstens noch irgend etwas anderes. Ich nicht.
    »Tja«, sagte er laut. »Dann werd’ ich mal wieder.«

18
    »Und das habt ihr einfach so geschluckt?« Van Appeldorn tobte. »Keiner hat dieser Pute klar gemacht, daß sie einen an der Klatsche hat? Das gibt’s doch wohl nicht!«
    »Was können wir denn machen, wenn sie uns mit Dienstanweisungen kommt?« wehrte Astrid sich.
    »Du!« schnauzte er. »Du bist doch sowieso …«
    Astrid sprang auf. »Vorsicht! Sag jetzt bloß nichts Falsches.«
    Heinrichs raufte sich die Haare. »Klasse! Genau das brauchen wir jetzt. Daß wir uns auch noch gegenseitig an die Köpfe kriegen. Als wäre nicht schon alles schlimm genug.«
    Aber van Appeldorn konnte sich noch nicht beruhigen. »Von wegen Leitung übernehmen. Ich? Ich denk’ ja nicht dran. Die wird schon sehen!«
    Als keine Reaktion kam, sagte er auch nichts mehr, saß nur da und mahlte mit den Kiefern.
    »So«, meinte Heinrichs schließlich. »Hast du dich jetzt wieder abgeregt? Natürlich übernimmst du die Leitung. Ist doch völlig schnuppe, wer seinen Namen dafür hergibt. Hauptsache, wir ziehen alle an einem Strang. Und jetzt sag uns, was eigentlich los ist.«
    »Ach, alles Mist! Günther freut sich wie ein Schneekönig. Der hat im Pfannkuchenhaus alle Papiere gefunden, die er gesucht hat. Aber ich bin kein Stück weitergekommen. Dabei hab ich mir die halbe Nacht mit diesen Gangstern um die Ohren geschlagen. Für alle drei Attentate hatten die Herren Alibis, und überhaupt, die würden sich mit so was gar nicht die Finger schmutzig machen. Wir sind raus aus dem Spiel, Freunde.«
    »Was soll das denn heißen?«

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