Eulenspiegel
ich denn hier was abdrücken?«
Als der Notarzt den Mann abtransportierte, lebte er noch, aber es sah nicht gut aus.
»Hat jemand gesehen, wo das Opfer herkam?« rief Rother von der Tür her.
»Wir brauchen doch nur der Blutspur zu folgen«, meinte van Gemmern gereizt und drehte sich auf dem Absatz um.
»Ich verstehe das nicht«, murmelte Rother. »Wie konnte Eulenspiegel unbemerkt reinkommen?«
»Weiß jemand, wie das Opfer heißt?« fragte van Appeldorn leise.
»Ich glaube, das ist dieser Politiker von den Grünen, der heute ein paarmal in den Reden erwähnt worden ist«, antwortete Astrid. Sie lehnte am Steinway-Flügel; ihre Hände waren blutverschmiert und ihr war speiübel. »Jens Bergfeld«, bestätigte Toppe. »Sitzt im Landtag.«
»Dreiundvierzig Lenze, geboren in Moyland«, kam es wie aus der Pistole geschossen von Ackermann. »Hat vor Jahren ’ne Bürgerinitiative gegründet, dat die alten Bäume im Park hier nich’ umgehackt werden. Un’ hat er ja auch geschafft.«
»Aber gar so grün und sozial ist der gute Mann nicht«, übernahm Toppe wieder. »Er hat vor einiger Zeit eine sehr lukrative wirtschaftliche Nische entdeckt: Er hat nämlich einen Zwischenhandel aufgezogen zwischen den ganzen Biohöfen und den Läden. Und damit verdient der sich mittlerweile eine goldene Nase.«
Van Appeldorn zog die Brauen hoch und sah von einem zum anderen. »Und woher habt ihr diese detaillierten Informationen?«
»Wir haben Jan, Pit und alle Mann auffe Gästelisten durchleuchtet«, sagte Ackermann.
Heinrichs maulte. »Aber uns erzählt man nichts.«
»Was hat’s denn gebracht?« meinte van Appeldorn gehässig. »Die hatten auch nicht mehr Erfolg als wir.«
»Nein«, bestätigte Toppe bitter. »Typen wie Bergfeld, die irgendwo eine Leiche im Keller haben, waren heute reichlich da. Aber es gab keinen, der unbedingt Eulenspiegels nächstes Opfer werden mußte.«
»Niemand, der ’n besonders großes Schwein war«, bekräftigte Ackermann und spuckte trocken auf den Marmorboden. »Wat für ’n abgezockter Scheißkerl, der Eulenspiegel. Hatt’ er voll eingeplant, dat so Veranstaltungen nie pünktlich anfangen. Hat genau gewartet, bis er dat größte un’ feinste Publikum hatte.«
»Herr Toppe!« Van Gemmern war auf einmal wieder da. »Oder wer immer hier zuständig ist. Wir haben den Tatort. Und eins steht fest: der Täter muß Blut an seiner Kleidung haben.«
Flintrop schaute Toppe fragend an. »Soll ich?«
Toppe nickte.
»Die Gäste, die gehen wollen, durch den Hauptausgang, und zwar einzeln«, gab Flintrop seine Anweisung ins Funkgerät. »Aber noch nicht! Erst wenn ich da bin.«
»War’ mir lieber, einer von euch käme mit«, hielt er dann die anderen zurück.
Ackermann meldete sich freiwillig, was Flintrop sichtlich in Erstaunen versetzte.
»Kuck nich’ so doof«, fuhr Ackermann ihn an. »Bloß weil du mich wie Karl Arsch behandelt has’, vergess’ ich do’ nich’ mein’ Beruf. Außerdem, meine Rache kommt noch, verlass dich drauf. Wenn de am wenichsten damit rechnes’.«
Heinrichs versuchte Toppe aufzuhalten. »Willst du nicht lieber gehen?« fragte er leise. »Eben hat die Chefin dich noch geflissentlich übersehen, aber wenn die dich am Tatort erwischt, geht’s bestimmt wieder rund.«
Toppe blieb abrupt stehen. »Sag mal, bin ich hier in einer Schmierenkomödie, oder was? Noch bin ich der Leiter der Mordkommission, und wenn ich zufällig an einem Tatort bin, dann gucke ich mir den auch an. Im übrigen darf ich dich daran erinnern, daß ich nur meine Überstunden abfeiere und nicht etwa vom Dienst suspendiert bin. Auch wenn das der ein oder andere zu verwechseln scheint.«
Heinrichs biß sich auf die Lippen und sah zu Boden. »Ach Herrgott«, lenkte Toppe sofort ein. »Tut mir leid, Walter, du bist ja gar nicht gemeint. Wenn der ganze Spuk vorbei ist, werde ich in aller Ruhe mit der Meinhard ein paar klärende Worte wechseln. Falls der Spuk überhaupt mal vorbei ist.«
Der Tatort war ein Eckraum, der zwar auf derselben Etage, aber auf der anderen Seite der Burg lag, ein ganzes Stück vom Zwirnersaal entfernt. Bergfeld hatte sich durch drei Ausstellungsräume geschleppt, wie man an den Blutstropfen, die auf dem makellosen Marmorboden unnatürlich rot leuchteten, deutlich erkennen konnte.
»Daß mir keiner hier reintrampelt«, herrschte van Gemmern sie an. »Wir sind noch nicht fertig. Bleibt an der Tür.«
Bergfelds Hosen und Boxershorts hingen an einem Bild an Wand 4, ein
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