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Europa-Handbuch - Europa-Handbuch

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Titel: Europa-Handbuch - Europa-Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Weidenfeld
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betrug 2003 6,5 Prozent des realen Bruttosozialproduktes und die Wachstumsrate lag bei 5 Prozent.
3. Ausblick
    Die EU-Osterweiterung und der Beginn des Assoziierungs- und Stabilisierungsprozesses für Albanien zeichnen den Weg der EU-Integration für Albanien
vor. Nach einem Jahrzehnt von Unruhen im eigenen Lande und Krieg in der Nachbarregion hat sich Albanien sowohl politisch als auch wirtschaftlich ausreichend stabilisiert und funktionierende demokratische Strukturen gebildet, so dass ein Weg zurück in die Anarchie der 1990er Jahre nicht mehr denkbar ist.
    Verfassung und Gesetze entsprechen den Standards des Europarates und im Rahmen der EU-Integration bringt die Regierung die Rechtsangleichung konsequent voran. Gleichzeitig bleiben jedoch Mängel in der Rechtsumsetzung bestehen, die auch weiterhin Investitionshemmnisse darstellen, darunter vor allem Korruption und organisierte Kriminalität. Die Schaffung einer südosteuropäischen Freihandelszone eröffnet Albanien jedoch andererseits nun auch bessere Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen und könnte zu einer weiteren Stabilisierung der Wirtschaftslage beitragen. Im regionalen Vergleich kann Albanien schon jetzt gute Wirtschaftsdaten vorweisen, wobei die Arbeitslosigkeit auch durch eine starke Arbeitsemigration gedämpft wird.
    Die Parteienlandschaft ist zwar im Wesentlichen stabil geblieben, jedoch beteiligen sich nunmehr alle Parteien am politischen Prozess. Die oppositionelle PD konnte sich langsam von ihrem Rückschlag des Jahres 1997 erholen und nimmt nun auch wieder verstärkt lokale Verantwortung wahr. Gleichzeitig steht sie nun vor der Aufgabe, sich landesweit als regierungsfähige Alternative gegenüber der PS zu behaupten. Alle Parteien sind sich grundsätzlich im Ziel der Westintegration einig. Auch ein Regierungswechsel würde den eingeschlagenen Weg der Reformen nicht mehr umkehren können.
     
    Anmerkungen
    1 Vgl. Shqiperia ne Shifra, Instat, Tirana, September 2000, S. 4.
    2 Vgl. Albanian Daily News vom 10. Oktober 2000.
     
    Weiterführende Literatur
     
    GROTHUSEN, KLAUS-DETLEF u. a. (Hrsg.): Albanien, Südosteuropa-Handbuch Band VII, Göttingen 1993. ☐ BIBERAJ, ELEZ: Albania in Transition/The Rocky Road to Democracy, Oxford 1998. ☐ COULOUMBIS, THEODOROS A. u.a. (Hrsg.): The Southeast European Yearbook. 1998 – 1999, Athens 1999. ☐ REUTER, JENS: Albaniens nationale Frage, in: ders. und Konrad Clewing (Hrsg.): Der Kosovo Konflikt. Ursachen, Verlauf, Perspektiven, Klagenfurt 2000. ☐ WEIDENFELD, WERNER (Hrsg.): Demokratie und Marktwirtschaft in Osteuropa, Gütersloh 1995.

    Wichard Woyke
Belgien
    Das Land mit den vielen regionalen und kulturellen Identitäten spielte eine wichtige Rolle beim Zustandekommen der Belgisch-Luxemburgischen Wirtschaftsunion, der Benelux-Union und der Europäischen Union. Derzeit beschäftigen wirtschaftliche Probleme, die starke Internationalisierung sowie Belgiens Rolle in und für Europa die politische Elite.
1. Historischer Überblick
1.1 Politisch-kulturelle Ausgangslage
    Ein eigenständiger belgischer Staat besteht seit 1831. Belgien wurde als konstitutionelle Monarchie konzipiert; der Verfassungstext ließ jedoch den Weg zu einer weiteren Parlamentarisierung des politischen Systems offen. In wesentlichen Teilen konnte die Verfassung ihrer inneren Struktur nach durchaus als republikanisch bezeichnet werden. Dieser republikanische Charakter ist als das Bestreben zu verstehen, sich von der autokratischen Herrschaftspraxis des niederländischen Monarchen Wilhelm I. abzusetzen.
    Mit zunehmender Verschärfung des Sprachen- und Kulturkonfliktes, insbesondere seit Anfang der Sechzigerjahre, wurde das 1831 niedergelegte Einheitsprinzip der Verfassung infrage gestellt. 1 So kam es zu einem ersten Durchbruch föderalen Gedankengutes um 1960, als flämische Nationalisten und Teile im flämischen Flügel der katholischen Volkspartei (CVP) sich gegen den wirtschaftlich stärkeren, französischsprachigen Süden des Landes auflehnten, um so die Dominanz des Französischen zu reduzieren. Fünf Staatsreformen (1970, 1980, 1988/1989, 1993 und 2001) führten dazu, dass sich Belgien in Artikel 1 der Verfassung als Föderalstaat bezeichnet, der sich aus der flämischen, der französischen und der deutschsprachigen Gemeinschaft sowie der flämischen und wallonischen Region und der Region Brüssel-Hauptstadt zusammensetzt. Die Entscheidungsgewalt liegt nicht mehr ausschließlich bei der Föderalregierung und dem

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