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Europa-Handbuch - Europa-Handbuch

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Titel: Europa-Handbuch - Europa-Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Weidenfeld
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GROSSER, DIETER/ STEPHAN BIERLING/BEATE NEUSS (Hrsg.): Bundesrepublik und DDR 1969-1990, Stuttgart 1996. ☐ HENNECKE; HANS JÖRG: Die dritte Republik. Aufbruch und Ernüchterung, München 2003. ☐ KORTE, KARL-RUDOLF: Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2003. ☐ DERS./GERHARD HIR-SCHER (Hrsg.): Darstellungspolitik oder Entscheidungspolitik. Über den Wandel von Politikstilen in westlichen Demokratien, München 2000. ☐ LEHMANN, HANS GEORG: Deutschland-Chronik 1945 – 2000, Bonn 2000. ☐ STAACK, MICHAEL: Handelsstaat Deutschland. Deutsche Außenpolitik in einem neuen internationalen System, Paderborn 2000. ☐ WEIDENFELD, WERNER (Hrsg.): Außenpolitik für die deutsche Einheit: Die Entscheidungsjahre 1989/90, Stuttgart 1998. ☐ WEIMER, WOLFRAM: Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Von der Währungsreform bis zum Euro, Hamburg 1998.

    Dzintra Bungs
Estland
    Die Esten behaupten gerne, dass ihr Land mit einer Fläche von 45 125 Quadratkilometern und einer Bevölkerungszahl von 1,36 Millionen »klein, aber fein« sei. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Leistungen seit 1991 hat die westliche Presse Estland den »Baltischen Tiger« genannt. Der Fortschritt ist so beeindruckend, dass er fast die Anstrengungen vergessen lässt, welche die Menschen auf sich nehmen mussten und weiterhin müssen. Angesichts des Zieles, bis Juni 2004 Mitglied der EU und der NATO zu sein, hatte sich Estland nicht an den Beitrittskandidaten gemessen, sondern bereits an den EU- und NATO-Mitgliedern. Die EU betrachtete Estland als eine stabile parlamentarische Demokratie mit einer funktionierenden Marktwirtschaft. Nachdem das Land 1997 zu Verhandlungen über eine EU-Mitgliedschaft eingeladen worden war, gehörte es zur ersten Gruppe der Beitrittskandidaten. Die Einladung an Estland, auch Mitglied der NATO zu werden wurde während des Prager NATO-Gipfels im November 2002 ausgesprochen. Während sich die Regierung Estlands also auf eine Vollmitgliedschaft in beiden Organisationen vorbereitete, versuchte sie parallel dazu, das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen und die Lebensqualität im Land zu verbessern.
1. Historische Entwicklung
    Unter ausländischer Herrschaft seit dem 13. Jahrhundert konnten die Esten erst, nachdem Alexander I. im Jahre 1816 die Bauern von ihrer Leibeigenschaft befreite, als Nation wieder erwachen. Die Russifizierungskampagne unter Alexander III. in den 1880er Jahren ließ die Hoffnungen der Esten nicht verstummen, welche später in dem konkreten Ziel eines unabhängigen Estlands Ausdruck fanden. Nach der Proklamation der Republik Estland am 24. Februar 1918 folgte der Unabhängigkeitskrieg, da russische und deutsche Truppen versuchten, in Estland die militärische Oberhand zu gewinnen. Nachdem sie die ausländischen Truppen vertrieben hatten, fingen
die Esten Ende 1919 an, ihr Land wieder aufzubauen. Zwanzig Jahre später genossen sie einen Lebensstandard auf skandinavischem Niveau.
    Im Friedensvertrag vom 2. Februar 1920 erkannte Russland die Unabhängigkeit und Grenzen Estlands »auf Ewigkeit« an. Am 1. Dezember 1924 versuchten jedoch estnische Kommunisten, bewaffnet und unterstützt durch Moskau, die Regierung in Tallinn zu stürzen. Die junge Demokratie wurde in den 1930er Jahren durch die Weltwirtschaftskrise, die Entwicklungen in Deutschland und Russland sowie die ständigen Auseinandersetzungen zwischen den estnischen politischen Parteien auf eine harte Probe gestellt. Diese Faktoren führten zur Gründung einer autoritären Regierung unter Präsident Konstantin Päts im März 1934 und zur Annahme einer neuen Verfassung im Jahre 1937. Der Regierung Päts gelang es jedoch weder die militärischen Provokationen und den politischen Druck Stalins noch die Intrigen Hitlers abzuwenden. Der Nichtangriffspakt vom 23. August 1939 zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und der Sowjetunion sowie dessen Geheimprotokolle ebneten den Weg für den Zweiten Weltkrieg und ein halbes Jahrhundert totalitärer Herrschaft in den baltischen Staaten.
    Nach der Invasion der Roten Armee am 17. Juni 1940 und den anschließenden Scheinwahlen wurde Estland am 6. August 1940 als 16. Republik der UdSSR inkorporiert. Für die westlichen Demokratien bildete dies die Grundlage für die Nachkriegspolitik der Nichtanerkennung der Rechtmäßigkeit der Inkorporierung Estlands, Lettlands und Litauens durch die Sowjetunion. Ein halbes Jahrhundert später spielten diese Politik und ihre rechtlichen Konsequenzen eine Schlüsselrolle im

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