Europa nach dem Fall
Vorausberechnungen für andere europäische Staaten ähneln sich, allerdings ohne Einbeziehung der Immigration. So wird die derzeitige Bevölkerung Deutschlands von 82 Millionen bis 2050 auf 61 und bis 2100 auf 32 Millionen abnehmen. In Italien und Spanien wird der Rückgang noch drastischer sein. Italien zählt derzeit 57 Millionen Einwohner. Bis zur Mitte des Jahrhunderts werden es nur noch 37 Millionen und an dessen Ende 15 Millionen sein, sollte der Trend sich fortsetzen. Die Zahlen für Spanien lauten derzeit 39 Millionen, die bis 2050 auf 28 Millionen und bis zum Jahrhundertende auf 12 Millionen zurückgehen werden. Diese Vorhersagen beziehen die Einwanderung in den kommenden Jahrzehnten nicht mit ein.
Spätere Vorausberechnungen aus den Jahren 2008 und 2010 bieten ein etwas anderes Bild, da der Rückgang voraussichtlich langsamer voranschreiten wird. Das Vereinigte Königreich wird 2060 77 Millionen Einwohner haben, doch der Prozentsatz älterer Menschen wird doppelt so hoch sein wie jetzt, gefolgt von Frankreich mit 72 Millionen und Deutschland mit 71 Millionen. Die Bevölkerung all dieser Länder wird in den folgenden Jahren ziemlich stark zurückgehen. Die Gesamtbevölkerung Europas wird 2035 ihren Höhepunkt erreichen, aber später erst langsam, dann aber rascher zurückgehen. Ein großes soziales Problem wird die Alterung darstellen, da den Prognosen zufolge das derzeitige Durchschnittsalter von 40 Jahren bis 2060 auf 48 Jahre ansteigen wird.
Wie wird die ethnische Zusammensetzung der maßgeblichen europäischen Länder aussehen? Im Jahr 2008 waren 55 Prozent der im Großraum London geborenen Kinder nicht-britischer Abstammung. In Städten wie Birmingham und Leicester wird der nicht-britische Anteil bis 2020 in der Mehrheit sein, London wird dem wenig später folgen. Für das Vereinigte Königreich sind verschiedene Prognosen erstellt worden, aber alle scheinen darin übereinzustimmen, dass zumindest bis zum Jahrhundertende der Anteil der weißen Briten unter die Marke von 50 Prozent gefallen sein wird, selbst wenn die Einwanderung ins Land dramatisch abnimmt und die Ehen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen merklich zunehmen, was nicht als gesichert gelten kann.
Die vorhergesagten Verluste für Osteuropa sind Prognosen der UNO zufolge noch gewaltiger. Die nachfolgend angeführten Zahlen stellen dar, um wie viel Prozent die Bevölkerung eines jeden Landes bis 2020 zurückgehen wird.
Ukraine 43%
Bulgarien 34%
Lettland und Litauen 25 – 27%
Russische Föderation 22%
Kroatien 20%
Ungarn 18%
Tschechische Republik 17%
Sobald Gesellschaften über einen bestimmten Punkt hinaus altern, schwindet die Zahl derer, die sich vermehren können, rasch und der Rückgang beschleunigt sich. Zum ersten Mal in der Geschichte wird es in bedeutenden europäischen Staaten wie Italien, Deutschland, Spanien und Griechenland bald mehr Menschen über 60 als unter 20 geben. Dass in Staaten wie Frankreich und Großbritannien der Rückgang vergleichsweise geringer sein wird, liegt an der relativ hohen Fruchtbarkeitsrate der Einwanderergemeinschaften – aus West- und Nordafrika in Frankreich und aus Pakistan und der Karibik im Vereinigten Königreich.
Die Fruchtbarkeit ist weltweit zurückgegangen. In der Dritten Welt hat sie sich pauschal von 6,2 Kindern im Jahr 1965 auf 3,4 im Jahr 2000 halbiert, und laut Prognosen der UNO und anderer Organisationen wird die Weltbevölkerung 2100 schätzungsweise 8 Milliarden betragen und danach zurückgehen (derzeit sind es 7 Milliarden). In den Europa am nähesten gelegenen Gebieten wie Nordafrika, Schwarzafrika und dem Nahen Osten wird es in absehbarer Zukunft keinen Rückgang geben. Den Prognosen zufolge wird die Bevölkerung der Türkei 2050 100 Millionen betragen, die Ägyptens 114 Millionen; es wird 45 Millionen Algerier und 45 Millionen Marokkaner geben. Die größte Zunahme wird in den ärmsten Ländern zu verzeichnen sein. Den Prognosen zufolge wird der Jemen eine größere Bevölkerung haben als die Russische Föderation und Nigeria und Pakistan werden jeweils mehr Einwohner haben als die ursprünglich 15 Kernstaaten der EU vor der Erweiterung 2004. Deutschland, derzeit in der weltweiten Bevölkerungsstatistik an 14. Stelle, wird hinter den Kongo, Äthiopien, Uganda, Vietnam, die Türkei, Ägypten, Afghanistan und Kenia zurückgefallen sein.
Russland hat derzeit 141 Millionen Einwohner, doch es könnte erst von der Türkei und danach von anderen Staaten überholt
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