Europa nach dem Fall
ihnen.«
Nur ein paar charismatische religiöse Leitfiguren, die extremes Handeln predigen, mögen eine gewisse Gefolgschaft bei männlichen Jugendlichen haben. Um das, was sich an den Schulen und in den Straßen von Neukölln und der Banlieue abspielt, zu verstehen, könnte ein Lehrbuch über Jugendkriminalität hilfreicher sein als der Koran.
Die Schule besitzt wenig Autorität; in Frankreich und im Vereinigten Königreich ist die Sprache kein so großes Hindernis, doch in Deutschland verstehen die Schüler im wahrsten Sinne des Wortes oft nicht, was der Lehrer sagt, und es gibt kein Bemühen, sowohl Lehrer als auch Schüler aus anderen Ländern mit unterschiedlichen Muttersprachen zu verstehen. Viele Lehrer können ihre Autorität nicht durchsetzen, denn wenn sie es wagen, Schüler für Fehlverhalten zu bestrafen oder Forderungen an sie zu stellen, werden sie des Rassismus und der Diskriminierung bezichtigt. Die mit allen Wassern gewaschenen Schüler sind geübt darin, die Rassismuskarte auszuspielen.
Die muslimische Jugendkultur variiert in gewisser Weise von Land zu Land. Gemeinsam ist ihr das sportliche Outfit und das Machogehabe, und die Körpersprache junger Muslime drückt Aggression aus. Sie verlangen Respekt, auch wenn nicht ganz klar ist, womit sie sich ihrer Ansicht nach diesen Respekt verdient haben; vielleicht basiert das auf dem Glauben, dass »diese Straße (oder dieses Viertel) unseres ist«. In Frankreich und im Vereinigten Königreich spielt die Hip-Hop-Kultur eine zentrale Rolle. Die Songtexte sind stark von Gewalt und oft von Sadismus geprägt. Die Straßengang hat üblicherweise ihr Revier. Die Türken in Berlin haben ihre eigenen Gangs. Das Gleiche gilt auch für die Araber, die später in Deutschland eingetroffen sind, sowie die Kurden. Manchmal stammt die Straßengang auch aus einem bestimmten Dorf oder Bezirk des Landes, aus dem der Familienclan kommt. Zwischen diesen regional zusammengesetzten Gangs hat es viele Kämpfe gegeben. Oft sind, wie in England, die Schwarzen auf die Inder (oder Pakistaner) oder, wie in Brüssel, die Türken auf die Afrikaner losgegangen.
Straßengangs lungern einfach herum und lassen sich oft auf Kleinkriminalität ein. In England haben sie zum größten Teil die Afro-Kariber als Drogendealer ersetzt, obwohl die Schlüsselpositionen nicht in ihren Händen sind. Der Handel mit Diebesgut ist noch eine Art, das nötige Geld für Outfits, Haschisch (härtere Drogen werden vertickt, aber selten konsumiert) und andere Vergnügungen zu beschaffen. Lehrer wagen es nicht, einzugreifen, und die Polizei vor Ort nimmt ungern Festnahmen vor, da Richter die Festgenommenen wieder freilassen werden, insbesondere wenn sie minderjährig sind. Einige begehen dann auch ernstere Straftaten.
Das ist ein Thema, mit dem sich die muslimischen Gemeinschaften in Europa nicht gern auseinandersetzen wollen. Statistische Daten zu diesen Straftaten sind schwer zu bekommen, doch alle Experten sind sich darin einig, dass der Prozentsatz junger Muslime in europäischen Strafanstalten bei Weitem ihren Bevölkerungsanteil übersteigt. Das gilt auch für Fälle von Vergewaltigung, was in vielen Gangs zum Ritual des Erwachsenwerdens geworden ist, insbesondere in Frankreich und in geringerem Maß im Vereinigten Königreich, in Skandinavien und auch in Australien. Die Opfer sind keineswegs immer nicht-muslimische Mädchen und Frauen, die sich »aufreizend« kleiden, sondern manchmal auch junge muslimische Frauen. Das Kopftuch bietet nicht immer Schutz.
Der Anstieg der Kriminalität in Europa kann selbstverständlich nicht ausschließlich mit Bezug zur Einwanderung erklärt werden, aber zweifellos ist sie einer der Hauptgründe. Der Chef der Londoner Metropolitan Police gab bekannt, dass 80 Prozent der in der Londoner U-Bahn verübten Straftaten von Einwanderern aus Afrika verübt würden. Der Chef der Berliner Polizei gab bekannt, dass jeder dritte junge Einwanderer in seiner Stadt ein Vorstrafenregister habe. In Frankreich sind Statistiken, aus denen der ethnische oder religiöse Hintergrund ablesbar ist, verboten, doch die hohe Zahl der jungen Muslime in französischen Gefängnissen ist kein Geheimnis.
Der Bericht der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig wurde 2010 ein Bestseller. Richterin Heisig glaubte sehr an Multikulti, doch ihre Erfahrungen mit jugendlichen Straftätern am Gericht in Neukölln, einem sehr türkischen Stadtteil, waren deprimierend. Sie war keine strenge Richterin,
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