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Kellern ganz schön viele Gefangene auf Eis …
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Was halten Sie von der Burg, Gerstein?
Nun, von außen sieht sie …
Der Führer hat gesagt, dass alles Polnische ausradiert werden muss.
Heil Hitler!, rief Gerstein sofort.
Die Eisenbahnschienen hatten dieselbe Farbe wie der Abendhimmel.
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Mit dem Auto fuhren sie nach Lwow, das unsere Truppen vor einem Jahr diesem slawischen General abgenommen hatten, Wlassow. (Wlassow würde bald für uns arbeiten.) Lwow hieß nun Lemberg. In den Schaufenstern aller besseren Restaurants hingen fein ordentliche Schilder und warnten:
Sie sind ein ruhiger junger Mann, Gerstein. Das lobe ich mir.
Danke, Herr Sturmbannführer.
Sie waren noch nie in Lemberg?
Nein, Herr Sturmbannführer.
Ich darf mit Vergnügen anmerken, dass der Antisemitismus in Lemberg schon vor unserer Zeit stark war. Selbst die polnischen Studenten pflegten …
Gerstein blickte ihn hasserfüllt an.
Verborgen hinter dem grandiosen Grün der polnischen Sommerbäume, jenseits der polnischen Heuhaufen, die sich wie urzeitliche Hügelgräber auftürmten, führte ein totes Gleis an einen geheimen Ort namens Belzec, der in seinen Alpträumen manchmal als Negativ auftauchte, Weiß auf Schwarz, der Stempel mit dem Naziadler auf dem Dokument ein weißer Fleck, das Hakenkreuz schwarz; manchmal verfärbten Adler und Hakenkreuz sich gemeinsam weiß, wurden zu einer geflügelten Bombe, die wie ein Vorläufer unserer V2-Raketen fiel:Und dann wurde jene Akte geöffnet; in getippten nummerierten Absätzen, die Zahlen zentriert, die Zwischenüberschriften unterstrichen nach der Art juristischer Verträge, erschloss sich ihm das Geheimnis von Belzec. Alles diente nur dem Allgemeinwohl; so lautete die Lektion für ihn. War das Gebiet erst einmal gesäubert, würde man fröhlichere Bilder sehen: Volksdeutsche, denen man Bauernhöfe übergab, dazu Ausweise und gerahmte Photos des Führers, wenn sie ihr neues Erbe antraten.
Meine Herren, ich möchte Ihnen-Obergruppenführer Odilo Globocnik vorstellen. Obergruppenführer, ich glaube, Herrn Professor Dr. Pfannenstiel, unseren Waffen--Hygieniker, kennen Sie schon. Und dieser resche junge Mann ist unser Entlausungsspezialist,-Obersturmführer Kurt Gerstein.
Heil Hitler! Ja, Dr. Pfannenstiel und ich haben uns vor zwei Wochen erst ausgetauscht, in Lublin.
Heil Hitler!
Heil Hitler!
Obergruppenführer Globocnik ist mit dem Vorgehen gegen die Juden im Bezirk Lublin betraut. Und, wie geht das gute Werk voran?
Das ist eine Kloake hier, Günther. So hart wir auch arbeiten, die Scheiße hört nicht auf! Jüdische Scheiße. Hoffentlich können wir hier schneller ausputzen …
Das ist Ihre Aufgabe, Obergruppenführer.
Natürlich. Aber sie laden mir immer mehr Juden auf. Als ich Lublin fast gesäubert hatte, haben sie mir Juden aus Österreich geschickt. In der vergangenen Woche kam eine Ladung aus dem Altreich, und alle geben sie sich als Kriegshelden aus!
Diese Halunken!
Die sind jetzt alle ins Badehaus gegangen! Verstehen Sie, Gerstein?
Nein, Obergruppenführer.
Na, Sie lernen schon noch dazu. Also, in Belzec werden Sie zwei Aufgaben haben. Vor allem werden Sie ein Verfahren zur Desinfektion von Kleidung entwickeln. Bei uns stapeln sich Berge davon, alle gebraucht und verlaust und verseucht wer weiß womit, von den Russen, Polen, Juden und dem ganzen Gesindel …
Zu Befehl, Obergruppenführer.
Zweitens brauchen wir ein Gas, das schneller wirkt als Dieselauspuffgase. Da kommt Ihre Blausäure ins Spiel.
3 Gerstein stiefelte hinter ihnen her und wartete mit hölzernem Lächeln auf Aufklärung. Dr. Pfannenstiel wusste schon Bescheid. Dr. Pfannenstiel erschreckte ihn.
Gerstein, darf ich Ihnen den Herrn Polizeioffizier Christian Wirth vorstellen. Wirth, das ist-Obersturmführer Kurt Gerstein, ein sehr erfindungsreicher und verlässlicher junger Mann, wie ich gehört habe …
Heil Hitler, Hauptsturmführer Wirth.
Heil Hitler! An den Geruch werden Sie sich noch gewöhnen, Gerstein. Sind Sie noch nie an einer Fett-Ausschmelzerei vorbeigekommen? Sogar Papiermühlen stinken. Also, das hier ist die Garderobe. Sehen Sie den Schalter da, wo man seine Wertsachen abgibt? Ganz überraschend, wie viele das tatsächlich tun. Scheint sie zu beruhigen. Spart dem Sonderkommando außerdem nachher Zeit, obwohl unsere Vorschriften besagen, dass wir in allen Körperöffnungen suchen müssen.
Das war der Augenblick, als Sturmbannführer Günther sagte: Sie werden uns doch nicht
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