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Das bedeutete (er schrieb die Rechnung auf einen Briefbogen der Deutschen Gesandtschaft Budapest mit dem Naziadler darauf; dann zerriss er das Blatt und verbrannte die Fetzen) vierhundertundfünfzigtausend vergaste Juden pro Monat oder fünfeinhalb Millionen pro Jahr, unter Idealbedingungen natürlich. Das war schlimm genug. Als nach diesem ersten Mal in Belzec in der Kammer das grelle Licht wieder eingeschaltet wurde, glaubte er, er hätte das Schlimmste gesehen. Aber nachdem er sich tags darauf mit einem lauten Heil Hitler! in Lemberg von Sturmbannführer Günther verabschiedet hatte (Sturmbannführer Günther hatte einen Geheimauftrag zu erfüllen, in Chełmno), fand der blonde Mann sich in einem Lastwagen wieder, französisches Fabrikat, neben seinem engen Freund Dr. Pfannenstiel, mit Hauptmann Wirth am Steuer, auf dem Weg in ein zweites Vernichtungslager namens Treblinka, dessen acht Gaskammern fünfundzwanzigtausend Juden pro Tag umbringen konnten; und selbstverständlich sollten seine verschiedenen Verbindungs- und Inspektionsverpflichtungen ihn auch in die brandneuen Einrichtungen von Majdanek führen, dessen grünliche Baracken nur zweitausend Juden pro Tag verschlingen konnten, aber dafür wurde dort saftiger Kohl angebaut, gedüngt mit der schneeweißen Asche von Juden; und Sturmbannführer Günther hatte Chełmno erwähnt, während Hauptmann Wirth mit einem Augenzwinkern zugab, von Sobibor zu wissen (Kapazität: zwanzigtausend pro Tag), wo deutsche Ingenieure eine spezielle Mühle entwickelt hatten, mit der man die Knochen der Juden zu Staub zermahlen konnte. Wie sagt die Heilige Schrift? Mein Haus hat viele Wohnungen.
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    An Sobibor war der Witz (über den würde Gerstein sich wirklich totlachen, versprach Hauptmann Wirth), dass unsere allererste Vergasung dort – vierzig nackte Jüdinnen und ein paar zerquetschte; Sie hätten mal sehen sollen, wie die … – mit einem 200- PS -Benzinmotor aus russischer
Herstellung bewerkstelligt wurde! Wenn diese Bolschewiken wüssten, wie wir ihre Technologie einsetzen! – Nur Dr. Pfannenstiel lachte; Dr. Pfannenstiel sagte auch, die Pointe von Hauptmann Wirths Witz, nämlich auf welch ironische Weise durch unsere Aneignung erbeuteten Materials Gerechtigkeit hergestellt werde, sei hervorragend geeignet für eine Kolumne in der Illustrierten Signal. Zu schade, dass ersei!
    Gerstein, der mechanisch lächelte, wobei er seine Zahnlücken verbarg, hatte eben für die drei Einrichtungen die Summe errechnet: über zweiundzwanzig Millionen Juden pro Jahr, Chełmno und menschliches oder technisches Versagen nicht mit eingerechnet – wie viele Juden gab es in Europa? Konnte er es wagen, Dr. Pfannenstiel zu fragen? Wie viele Juden in Europa lagen noch nicht unter der Erde?
8 Wie viele gab es in der ganzen Welt? Was, wenn seine Schätzungen fehlerhaft waren? Was, wenn zum Beispiel nicht mehr als zwei Millionen Juden pro Jahr umgebracht wurden? Und wie viele Lager gab es wohl noch? Zwei Millionen, fünf Millionen oder zweiundzwanzig Millionen – er war Bergbauingenieur. Er konnte mit großen Zahlen umgehen.
    In Treblinka gab dieihnen ein Festessen, und nach einem Sieg Heil! für unseren Führer und einem herzhaften Absingen von »Deutschland über alles«, bei dem nicht jeder Ton getroffen wurde, erhob sich Dr. Pfannenstiel, das Gesicht vom polnischen Wein gerötet, um spontan eine Rede zu halten, die mit den Worten schloss: Wenn man die Leichen der Juden sieht, begreift man die Größe eurer Aufgabe!
9  – Gerstein lachte laut heraus und hob seinen Kelch. Dr. Pfannenstiel setzte sich. Es war später Nachmittag. Von draußen ertönten Frauenschreie in einem Chor, der rasch verklang; war das eine Aktion, eine Generalaktion oder eine Totalaktion? Dr. Pfannenstiel schenkte Gerstein mit einer knappen Verbeugung nach. Gerstein dankte ihm. – Du gefällst mir, du blauäugiger Gote!, lachte sein Kollege; er lachte so breit, dass Gerstein ihm tief in die Kehle blicken konnte. – Dann winkte Hauptmann Wirth ihn zu sich.
    Gerstein, Sie haben selbst gesehen, was wir hier leisten, setzte er an, verlegen, und Gerstein nickte ihm mit einem entwaffnenden Lächeln zu wie ein Schuljunge und dachte: Dieses Ungeheuer will, dass ich ihm einen Gefallen tue!
    Sie werden das Motorenproblem doch nicht nach Berlin melden, oder?
    Natürlich nicht, Herr Hauptmann! So etwas kann doch jedem passieren …
    Sie sind ein sehr verständiger junger Mann, das werde ich Ihnen nicht vergessen. Und