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der Geheimdienstarbeit nichts Unge
wöhnliches. Steckte ich bis über beide Ohren in der Sache? Ich kehrte besser schnurstracks in die Zentrale zurück, um gründlichere Einweisung zu verlangen.
    L. Moholy-Nagy hat einmal geschrieben: Die Durchdringung des Körpers mit Licht ist eines der größten Seherlebnisse.
10 Und so kehrte ich in mein Deutschland zurück, in das wahre Deutschland, wo das Licht der Sonne so weiß war wie Heydrichs Hände.
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    Wer bewegt den Beweger?, wollte der bleiche Mann mit der dunklen Brille wissen. Er wirkte viel unglücklicher als ich. Er sehnte sich nach der guten alten Zeit, als nicht Träume, sondern Soldaten durch das Brandenburger Tor marschierten. Er erinnerte mich an seine Hauptsorge: Alle tanzen sie nach Schostakowitschs Pfeife.
    Ich schämte mich so sehr für mein Versagen, dass ich einfach nur den Kopf senkte. HAVEMANN drohte mir mit dem Finger.
    Irgendwie fühlte sich das helle Licht weniger hell an. Es war verloren, denn es war schon gesagt worden. Was, wenn sogar der bleiche Mann verloren war? Mein Misstrauen ihm gegenüber wuchs, auch wenn ich ihn noch immer nicht fürchten konnte, wo ich ihn doch so leicht ausgetrickst hatte. Ich erinnerte mich daran, dass ich schon oft an Orte östlich meiner eigenen Willenskraft gereist war, und riss mich zusammen; tat ich nicht genau, was ich wollte?
    PFITZNER trat ein, mit Nachschub an silbernen Kugeln auf einem Tablett. GRAENER brachte mir einen Ring, der unsichtbar machte. Der bleiche Mann verzog das Gesicht, stand auf und sagte zu mir: Wenn Sie drüben sind, werden wir in Gedanken bei Ihnen sein.
    Da fragte ich mich: Wo war drüben?
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    In jener Nacht war der Treffpunkt die Stresemannstraße. Direkt gegenüber der zerstörten Kuppel des Hauses Vaterland spritzten sie mich in den russischen Sektor ein. Sechs hochmotivierte alte Nazis waren nötig, den Eisernen Vorhang für mich anzuheben. Zwischen ihnen und mir war kein Unterschied, nur dass sie wussten, wer sie waren.
Einer von ihnen haute mir auf den Rücken und flüsterte: Gott sei Dank tut endlich jemand etwas. – Ein anderer steckte mir eine amerikanische Zigarette zwischen die Lippen. NEY flüsterte einen Bericht in ihren leeren Korb. Dann ging es ab mit mir. Ich fühlte mich so allein wie ein Melder, der auf seinem Fahrrad dem Feind ins Schussfeld radelt.
    Ich schwebte umher und versuchte mich zu orientieren. – Das holen wir uns alles zurück, hatte der ach so bleiche Mann gesagt, aber was genau würden wir uns zurückholen? Sehnte er sich nach der guten alten Zeit der Kontrollmädchen in drei Güteklassen und der Bubis, die in den Lesbenkneipen in langen Mänteln mit ihren Mädis tanzten? Die Müdigkeit verging, und mir wurde schlecht, als hätte ich eine winzige Überdosis Rauschgift genommen.
    Der Ort: Ostberlin. Wo einmal unser Luftfahrtministerium gewesen war, gingen russische Soldaten mit Meldungen ein und aus, die Mauer vor der Nase. Ich konnte mich kaum davon abhalten, diese Individuen zu beneiden. Sie sahen so fröhlich aus mit ihren rußgeschwärzten Gesichtern und ihren geklauten Armbanduhren! (Streng geheim: Ihre Partei bereitete bereits die Umwandlung des Café Kranzler in Bürogebäude vor.)
    Dieses Mal hatte ich eine dieser alten Faustpatronen mitgebracht, die wir den alten Männern vom Volkssturm gegeben hatten, als es zu Ende ging, getarnt als zusammengerollten Regenschirm; mit dieser Einwegwaffe sollte man einen Panzer erledigen, und mein Plan war, damit durch Schostakowitschs zwei Klaviere zu schießen, um endlich sein Herz zum Stehen zu bringen. Der bleiche Mann mit der dunklen Brille wäre enttäuscht gewesen, wenn man ihm erzählt hätte – falls man es nicht bereits getan hatte –, dass ich das Feuern mit seinen Silberkugeln aufgegeben hatte. So sehr ich ihm gefallen wollte, ich wollte doch vor allem wieder auf die Liste der Menschen, denen man trauen konnte. Das Schlimmste war: Ich wusste, dass ich mir selbst nicht trauen konnte.
    Was den Ring anging, der unsichtbar machte, den hatte ich schon verloren. Nun, bei jedem Einsatz geht etwas schief. Das lässt sich bestimmt wissenschaftlich erklären.
    Bevor ich michs versah, befand ich mich an einem winterlich anmutenden Ort, dessen reifbedeckte Eiszapfen mich an die schneeweißen Wände und das Kristallbett aus der Minneklause in Gottfrieds Tristan
erinnerten. Jemand küsste mich; ich bin mir fast sicher, dass es diesmal Elena Kruglikowa war. Jetzt kamen in gleichmäßigen Abständen Panzer die