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schön genug, mir (vermutlich meiner russischen Herkunft wegen) die Tränen in die Augen zu treiben. Die erste Zeile: Ins flache Ufer waren Buchten geschnitten.
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Einst, als die Segel alle ausgelaufen waren, saß die Achmatowa – oder das junge Mädchen mit geflochtenen Haaren, das die Achmatowa gewesen sein mochte – nackt auf einer flachen Felseninsel. Ihr scheckiges Kleid hatte sie am Strand vergraben, damit es nicht nass wurde und niemand es stahl. Ich trocknete meinen salzigen Zopf auf dem Stein eine Werst weit vom Land. Das war es, was sie jeden Tag zu tun pflegte, bevor Russland und sie sich veränderten. Sie spielte mit dem grünen Fisch und der Möwe. Sie machte dieses oder jenes Gefühl durch und wusste nicht: Das ist das Glück; und wie ich so durch die Zimmerdecke zusah und lauschte, fragte ich mich, ob das Glück unsichtbar bleibt, bis es verloren ist, worauf das Schicksal (denn Gott lehne ich wie jeder anständige Kommunist ab) es in eine Grube schleudert (den Bergwerksschacht zum Beispiel, in den wir die Romanows stürzten), wo es im Dunkel leuchtet wie ein überirdisches Juwel. »Nah am Meer« ist im Grunde diese Art Juwel; dass unsere Tränenmuse, die den Winter liebte, so ein Gedicht schreiben konnte, bleibt mir unerklärlich; Teile davon verdienen weite Verbreitung.
Einst ruhte das Mädchen mit dem geflochtenen Haar auf einer Welle, so dunkel und heiß wie Blut; es ließ sich weit davontragen; dann schwamm sie zurück zu ihrem flachen Stein und trocknete sich den salzigen Zopf. Ohne zu wissen, dass sie glücklich war, sang sie der Möwe etwas vor; sie schwamm um den Stein herum, und der grüne Fisch leis
tete ihr Gesellschaft. Der Stein war so weit draußen im Meer, dass es immer schon dämmerte, wenn sie nach Hause schwamm und der Leuchtturm zu blinken begonnen hatte.
Eine Zarin wollte sie werden, die ihre Bucht mit sechs Schlachtschiffen und sechs Kanonenbooten verteidigen würde. Und so wies sie den grauäugigen Fischerjungen ab, der ihr Rosen brachte, und wartete auf den Zarewitsch. Als er kam, war er tot, ertrunken; er hatte grüne Augen wie der grüne Fisch. Ihr gelähmtes Schwesterndouble weinte; die Kirche leuchtete wie eine Insel; die Glocken läuteten für das Seelenheil des Zarewitschs.
Das war nur der Anfang und das Ende. (Das Ende verrät übrigens ihren bereits angedeuteten Hang zur Frömmigkeit. Das müssen wir umschreiben.) Den Mittelteil habe ich ausgelassen, damit dieser Bericht nicht zu lang wird. Und nun wohnte das Mädchen mit dem geflochtenen Haar, von ihrem Zarewitsch schon lange in den Witwenstand versetzt, in einem zerrissenen Morgenmantel und hatte keinen Zucker für den Tee. Einen Augenblick lang – das beweist die gefährliche Kraft der Poesie – tat sie mir sogar leid. Aber man darf nie vergessen, dass ein privates Gefühl nichts ist als ein privates Gefühl. Ich habe schon jede Menge verführerische Frauen erschossen.
Ich gebe zu, dass ich überwältigt war; das war meine russische Seele. Die Tschukowskaja aber kniete nieder und küsste, was Gumiljow in einem seiner traurigsten Gedichte als deine kalten schmächtigen Hände unsterblich gemacht hatte.
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Und dann? Kahle Bäume im Schnee am Uferdamm der Moika. Und ich gebe gerne zu, dass mir der Kopf, als ich in jener Nacht nach Hause ging, von Wortmüll aller Arten schwirrte, wie der Mond und sechs Kerzen und ein Kuss auf ihre Augenlider. Was sollte ich machen? Ich griff schließlich zu den Grundlagen des Leninismus und las wahllos zwei Seiten. Dann war ich geheilt. Mir war noch immer melancholisch zumute, und vielleicht habe ich auch meine Frau angeschnauzt. Aber, wie die Achmatowa bitter in einem ihrer frühesten Liebesgedichte lacht: Vom Glück heile ich niemanden!
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[ 17 ] Ich zitiere aus seinem Tagebuch: Wenn ich von der Kunst nichts verstehe, was verstehe ich dann? Den »lebendigen« Menschen, mehr nicht. Erschießt nur weiter Menschen; sie stehen der Menschheit, dem Proletariat im Weg. Schießt nur weiter.
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[ 18 ] Der Gerechtigkeit halber muss ich Sie an ihre respektlose Grausamkeit Nedobrowos Gattin gegenüber erinnern, die sie für ihre Ignoranz der Lyrik gegenüber verachtet hat – wenigstens war der Ehemann nach ihrem Geschmack. Am Ende verließ sie den Ehemann – wie sie alle verließ!
[ 19 ] Erst 1945, am Tag nach der Abreise der ausländischen Schlange Isaiah Berlin, schraubten wir ihr ein Mikrofon in die Decke. Wir verkleideten es absichtlich nicht; das sparte uns
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