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in lachsrosa-goldglänzenden Flammen. Schattenrisse von Gehängten umgrenzen nun sein arg geschrumpftes Reich. Eine Geisel aus der Zivilbevölkerung hebt beide Arme. Wo sind seine grausam lächelnden blassen jungen Gesichter unter den Stahlhelmen jetzt? Wo seine unzähligen Bannerträger, die hügelan marschieren, den Hakenkreuzfahnen hinterher? – In Sibirien oder tot unter Schlamm oder blassem Kopfsteinpflaster! – Das Radio, das einst seine Worte verbreitete wie Epidemien, funkt nun matt: Völlig ausgelöscht … schändlich … feierliches Versprechen … Die Russen stehen schon vor dem Mirkwald; Welle um Welle amerikanischer Juden kesselt sie an allen anderen Fronten ein. Verena Wagner bereitet für 1946 einen Ring ohne Hakenkreuze vor. Haufen zwielichtiger Gestalten verbrennen des Nachts, was sie ein Dutzend Jahre lang getragen haben, ihre nach seinem Bild genähte und bestickte Tracht. Andere Haufen in gestreiften Uniformen beginnen, aus den Stacheldrahtgassen zu strömen. Berge von Schuhen, die aus der Entfernung an Dosenheringe erinnern, gemahnen an all jene, die nimmermehr in Erscheinung treten werden. Und der Schlafwandler träumt. Er gibt Befehl, alle neuen Verräter hinzurichten. Deutschland wird sicher sein. Als er in seiner Rede an die Schuljungen, die aussichtslos für ihn gegen den Korso russischer Panzer gekämpft haben, der jetzt in Berlin einzieht, endlich lächelt, spricht er von ihrer gemeinsamen Herkunft, dann verteilt er Geschenke wie einst Ringe aus Rotgold an die Alten. Heil Hitler!, brüllen die Jungen. Er
schließt die Augen und erinnert sich, wie seine langen Kolonnen siegreicher Kämpfer vor fünf Jahren durch den Arc de Triomphe marschierten, als er Napoleon seine Aufwartung machte. Aber die Welt der alten Götter war schlecht; sie musste zerschmettert werden. Das sagt er den Jungen nicht. Für Erklärungen ist es zu spät. Ein paar Tage später, von russischen Flammen unheimlich eingekreist, bringen der Schlafwandler und seine geheime Braut sich um.
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    In seiner allerersten Rede als Reichskanzler hatte er gerufen: Ich habe es abgelehnt, jemals vor dieses Volk hinzutreten und billige Versprechungen zu machen! – Dann hatte er auf sein Herz gedeutet. Von was für Versprechungen kann Gunnar nun all diesen undankbaren Schlangen vorsingen? Müde wird er; seine Musik verklingt. Schüchtern gesteht er: Am Tag nach dem Ende der Bayreuther Festspiele werde ich von großer Traurigkeit ergriffen – als würde man die Kugeln vom Weihnachtsbaum abhängen …
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    Seine Musik verklingt, seine Berliner flüchten sich hinter die Schutthaufen, aus den Fenstern züngeln Flammen, denn er hat sein Damespiel verloren, das die Götter einst mit goldenen Bällen spielten, aber noch immer hegt er Hoffnung, denn Roosevelt ist tot; Stalin und Churchill zerstreiten sich; und von den Lippen der modrigen, von Gras überwucherten Mutter, die sich periodisch aus dieser von Gräbern übersäten Erde erhebt, erklingt leise die allerälteste der nordischen Prophezeiungen: Eines Tages, vielleicht sogar auf den Weiden Polens, wo seine Panzer kürzlich ihre Kapriolen schlugen, werden sich wieder die wundersamen Goldenen Bälle im Grase finden, die in Urzeiten die Asen hatten .
8 Und dann, unter einem gleichmäßigen grellen Licht, wird er seine Stadt zurückgewinnen, die Stadt ganz aus Gold, deren Prachtbauten und Plätze vom Makel der Menschlichkeit unberührt bleiben.

Der Palmbaum der Deborah
    Wissen Sie, ich glaube, dass sich das Rezept »Der Zweck heiligt die Mittel« auf die Musik in einem gewissen Ausmaß anwenden lässt.
    – D. D. Schostakowitsch (1968)
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    Notenlinien wie Stacheldraht, straff in Fünferformation gespannt, vereinnahmt entweder von der Partei der Bassstimme oder der der Oberstimme – denn so etwas wie eine neutrale instrumentale Zone hat es nie gegeben und kann es nicht geben –, umschlossen nun Leningrad, diese sogenannte »Wiege der proletarischen Revolution«. Die Kesselpaukenmelodien der Artillerie des Führungsstabes Bass würden von der Heeresgruppe Nord zur Aufführung gebracht werden: zweiunddreißig Divisionen, siebenhunderttausend deutsche Faschisten unter dem Dirigat von Feldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb. Aus der Stadt (Oberstimme, Tremolo) hielt die Piccolo-Musik der Schreie dagegen. (Wie könnte ich denn bitte, fragte sich der kurzsichtige Feuerschutzwart auf dem Dach des Konservatoriums, und dann noch anständig, vor dem Einsatz der Rührtrommeln das Pianissimo