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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis aufs Blut
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teilte. Zwei uralte Freundinnen wieder miteinander vereint, das ließ auf keine schnelle Nachtruhe schließen, aber irgendwann hatte Lisa doch der Schlaf übermannt und Anna war klammheimlich aus dem Bett geschlüpft.
    Die verräucherte Wohnung lag im Dunkeln und dennoch half ihr das wenige Licht, das von der Straße her einfiel, sich umgehend zurechtzufinden. Anna schlich ins Wohnzimmer. Im diffusen Licht der Nacht ging sie langsam an dem Bücherregal entlang, sie war auf der Suche. Ziemlich nahe am Fenster in der zweitobersten Reihe fand sie es schließlich. Es war in eine Plastikfolie eingeschweißt und glänzte matt. Auf Zehenspitzen streckte sie sich, nahm es vorsichtig heraus und betrachtete es gewissenhaft. Ja, das war es, was sie gesucht hatte, es war geradezu perfekt. Neugierig blickte Anna auf den Umschlag. Leise lachend stellte sie fest, dass sie ein Kochbuch in den Händen hielt. Sie wusste, dass Lisa nicht gerne kochte, das war in ihrer Küche mal
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    wieder überdeutlich geworden und nur deshalb hatte sie dieses Buch erst gar nicht aus seiner Verpackung genommen, sondern es achtlos ins Regal gestellt. Anna hatte gerade dieses Werk aus dem Regal gezogen, weil sein Format mit dem des Buches identisch war, das in dem Schließfach der Post lag. Wie sie es anstellen würde Alex dazu zu bewegen mit dem Schließfachschlüssel, den sie ihm mit gespielter Verlegenheit überreichen würde, zum Postamt zu gehen, wusste sie noch nicht genau. Aber er war derart scharf auf dieses dumme Buch, dass sie sich darum wohl keine Sorgen würde machen müssen. Ihr Plan war jedenfalls, so zeitig wie möglich zur Post zu gehen, um ein zweites Schließfach zu eröffnen, in dem sie das Kochbuch verstecken würde. Sie selbst würde das eigentliche Buch wieder in Beschlag nehmen. Noch bevor Alex das Kochbuch entdeckt haben würde, hätte sie sich schon längst aus dem Staub gemacht. Anna war glücklich über ihren Plan, der ihr um so besser erschien, je mehr Wein sie getrunken hatte. Um dem Ganzen den letzten Schliff zu verleihen würde sie das Kochbuch zu einem identischen kleinen Päckchen verpacken, denn sie wollte Alex möglichst lange auf die Folter spannen. Begierig suchte sie nun nach einem passenden Umschlag, doch als sie dabei erfolglos blieb, nahm sie sich ein Poster mit einem Nachdruck von Monet, das mit Reißzwecken an die Wand gepinnt war.
    Flink drehte sie es um, denn es war auf der Rückseite weiß, wickelte am Boden kniend das Buch in das Papier und verschloss es mit Klebeband. Dann schrieb sie wie vor ein paar Tagen in Leece mit großen Buchstaben Lisas Adresse darauf. Wenn sie nur Alex’ blödes Gesicht sehen könnte, das er machen würde, wenn er feststellte, was er da auspackte. In eine Art übermütigen kreativen Rausch verfallen, hatte sie sich sogar über Lisas Briefmarkensammlung hergemacht, daraus eine alte italienische Briefmarke gefischt und auf das Paket geklebt. Den vergilbten Stempel hatte sie mit Bleistift nachgezogen. Dass diese Briefmarke schon lange nicht mehr im Umlauf war, würde dem Amerikaner gar nicht auffallen. Mit stolzer Überheblichkeit betrachtete sie ihr Werk, als sie plötzlich Schritte im Flur vernahm. Wer konnte das sein? Anna stockte der Atem. Blitzschnell kroch sie unter den Schreibtisch, das kleine Paket dicht an ihren Körper gepresst. Ihr Herz klopfte, denn je näher die Schritte kamen, desto mehr wurde ihr bewusst, dass dieses Versteck unter dem Tisch nicht wirklich gut war. Wer immer auch ins Zimmer treten und das Licht anmachen würde, er oder sie würde sie auf Anhieb sehen. Die Geräusche verstummten. Hatte sie sich das Ganze nur eingebildet? Doch in dem Moment, in dem sie wieder aus ihrem Versteck kriechen wollte, hörte sie einen kleinen, knarrenden Laut des Parkettbodens und gleich darauf sah sie, trotz der herrschenden Dunkelheit, nackte, beharrte Beine auf sich zukommen. Es war Alex! Was, um Himmelswillen, machte er hier?
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    Kapitel 13
    Sein Herz machte einen doppelten Salto, als er den ersten Jeton auf seine Lieblings- Dreiertransversale gesetzt hatte. Vor Aufregung zitternd hatte er seine langgliedrigen Finger von dem grünen Tableau genommen, aber nicht ohne vorher etwas darüber gestreichelt zu haben. Und da war es wieder, dieses Gefühl, wie seine Lebensgeister durch diese fast schon banale Berührung des Filzes wieder zum Leben erwachten. Überschäumende Erregung überflutete ihn mit einem Mal wie ein

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