Eva Indra
gewaltiger Wasserfall, stürzte auf ihn nieder, mündete sprudelnd in seiner Bauchdecke und schlug kleine Schaumwellen des Entzückens, die er glaubte bis hinab in seine Eichel zu spüren.
Ja, es erregte ihn, dieses Spiel mit dem Glück. Machte ihn so sehr wollüstig, wie es in letzter Zeit eigentlich nur Anna und Lisa zu Stande gebracht hatten. Übermütig fragte er sich in Gedanken, ob diese Erregung noch gesteigert werden könnte, wenn die beiden anwesend gewesen wären, sie sich über den Roulettetisch gebeugt hätten um einen Chip zu setzen und er sie simultan und alternierend dazu von hinten gefickt hätte.
Die Antwort gab sein schwellendes Glied selbst, das mit jedem Herzschlag mächtig gegen den Stoff seiner Hose pochte und schelmisch grinsend dachte er wieder einmal daran, wie einfach das Pulsmessen für die Ärzte doch sein könnte. Vor allem für hübsche, junge, weibliche Vertreterinnen der weißen Zunft, wenn sie nur öfters der Natur folgen wollten, statt ihre Finger kalt auf das Handgelenk zu pressen.
Mit zunehmender Spannung beobachtete er diese Elfenbeinkugel, die mit Überschallgeschwindigkeit am Rande des Holzkessels zu laufen schien. Die Szenerie verschwamm vor seinem Auge, der gesamte Tisch wurde zu einem gespannten, nackten Frauenkörper, die Jetons gehauchte Küsse und perlende Schweißtropfen auf ihrer warmen Haut, die Wände des Kessels schwellende Lustlippen, die rasende Kugel seine Zungenspitze, mit der er ihr Inneres zum Rotieren brachte. Weit geöffnet für ihn wand sie sich vor seinem Gesicht, wollte ihn näher und tiefer an sich spüren, aber so einfach würde er es ihr nicht machen. Nein, er umkreiste sie, bis sie nur noch Wollust war für ihn und ihre Geilheit aus ihr und über seine Zunge floss. Erst jetzt löste er sich von ihren Lippen und als wäre er ermattet, glitt er zu ihrem Inneren hinab, trank sie, tauchte durch die äußere, salzige Nässe hinein in ihre nicht endenwollende süße Flut, in diesen unvergleichlichen Geschmack, der so unendlich weit über allen anderen erdenklichen Genüssen steht. Ihre kurzen Atemstöße wandelten sich in ein langes, tiefes Ausatmen und er spürte, wie seine Lunge unkontrolliert die Luft einsog. Das Pochen in seinem Glied verstummte und wich dieser ihm so bekannten langgezogenen Härte, in der man jedes Zeitgefühl verlor und während der man die wirklich letzte Chance hatte, einen Orgasmus gerade noch zu verhindern.
Ausatmen - die Augen öffnen - an eine Autobatterie und ein Überbrückungskabel denken - den Druck in ihm selbst mit Muskelkraft erhöhen, um seinen Säften den Weg zu verschnüren - Alex riss sich aus seiner Phantasie und starrte auf die Kugel, die eben über die Kerben zwischen den Zahlenfächern zu hüpfen begann. Würde sie ihm Glück bringen, diese Jungfernkugel auf dem französischen Roulettetisch?
Hoffentlich, dachte sich Alex, denn er hatte das Kasino mit einem lächerlich kleinen Spielkapital betreten. Dreitausendfünfhundert Schilling hatte er aus Lisas Geldbörse entnommen. Geborgt hatte er sich das Geld, nichts weiter. Morgen früh würde sie es wieder haben. Nichtsdestotrotz war es schon verflixt, dass gerade sie ihn überhaupt erst auf die Idee gebracht hatte, ins Kasino zu gehen. Übermächtig stolz hatte sie ihm am Nachmittag das Geld gezeigt, das sie bei ihrem letzten Fotoshot gemacht hatte, weil sie ihr Glück selbst nicht hatte fassen können. Was sie Alex mit dem Bündel Scheine angetan hatte, das sie ihm förmlich unter die Nase gehalten hatte, war ihr wahrscheinlich selbst gar nicht bewusst gewesen. Stundenlang lag er wach im Bett,
79
Eva Indra Bis aufs Blut
hatte willenstark gegen diese aufkeimende Lust, diese unfassbare Begierde angekämpft wieder zu spielen, die dennoch nur dazu geführt hatte, dass er seinem Trieb freien Lauf gelassen und sich mitten in der Nacht halbnackt auf die Suche nach Ihrer Handtasche gemacht hatte.
„Wo um alles in der Welt bewahrt eine Frau über Nacht ihre Börse auf?' Bei einem Mann ist es klar, denn die Brieftasche steckt die ganze Zeit im Sakko und am nächsten Morgen vergisst er sie dann, weil er zwar die Jacke wechselt, nicht aber den Inhalt. Aber eine Frau? Wahrscheinlich an der Garderobe neben ihrem Mantel. Aber da war sie nicht gewesen. Im Schlafzimmer vielleicht? Wer weiß, aber dort konnte er unmöglich suchen. Viel zu groß wäre die Gefahr gewesen, entdeckt zu werden. Außerdem lagen da zwei junge Frauen. Eine attraktiver als die andere, beide nackt –
Weitere Kostenlose Bücher