Eva und die 40 Maenner - Roman
Schule hören können, dass Ihre Suspendierung zurückgenommen wird.«
Eva warf einen raschen Blick auf Nils. Er sah höflich drein, aber distanziert.
»Ja. Bernadette lässt Grüße ausrichten und mitteilen, dass sie morgen früh mit allen Kollegen sprechen wird. Sie denkt, dass sich jede Missstimmung in Luft auflösen wird, wenn sie die Hintergründe erläutert.«
Für einen Moment herrschte Schweigen, alle schienen auf irgendetwas zu warten. Eva knetete ihre Hände unter dem Tisch. So schnell würde es nicht gehen, das wusste sie. Auch Nils war immer noch auf der Hut.
»Das wird die Sache nicht ungeschehen machen«, kam es jetzt von Ursula Hauenschildt. »Aber es ist ein Anfang, finden Sie nicht? Außerdem hat Herr Fehrenberg auch mit Herrn Wosniak vom Kulturbüro gesprochen. Da gibt es keinerlei Vorbehalte gegen Sie.«
»Das ist gut«, murmelte Eva.
»Es ist sogar so«, platzte Irmela dazwischen und strahlte Eva an, »dass er dich immer noch als Anwärterin auf einen besseren Posten sieht. Hat er mir persönlich erzählt. In der Organisation, verstehst du, nicht mehr bloß Mäntel aufhängen.«
Eva sah sie verwundert an. »Du hast mit ihm gesprochen?«
Die Freundin zuckte die Achseln und grinste. »Na klar. Die Welt ist klein, Eva.« Mehr offenbarte sie nicht.
»Ich will keine Sonderbehandlung«, sagte Eva nach kurzem Zögern. »Ich habe erst ein einziges Mal für Herrn Wosniak gearbeitet. Woher will er da wissen, was ich kann?« Sie sah sich in der Runde um. »Wenn das Pendel jetzt in die andere Richtung ausschlägt, nur weil jemand von oben ein Machtwort gesprochen hat, dann ist das auch nicht … echt.«
»Benno Wosniak ist kein Mann, der sein Mäntelchen dauernd nach dem Wind hängt«, meinte der Senator. »Ebenso wenig wie Frau Helmholtz, will ich meinen. Nein, ich habe niemanden unter Druck gesetzt, insbesondere nicht nach der Erfahrung von vorgestern.«
Eva nickte langsam und rührte in ihrer Kaffeetasse. Sie hätte sich gewünscht, dass Nils etwas sagte, aber er blieb stumm.
»Na gut. Obwohl ich ehrlich gesagt schon Lust hatte, den Job in der Schule hinzuschmeißen. Ich bin fallen gelassen worden wie eine heiße Kartoffel, das war ernüchternd. Aber ich werde nicht kneifen, okay.«
Irmela tätschelte liebevoll ihre Hand, die Hauenschildts äußerten ihre Zustimmung und Erleichterung. Eine zweite Runde Kaffee wurde ausgeschenkt, der Senator griff aufgeräumt nach einem Brötchen. Alle taten, so kam es Eva vor, als sei die ganze Angelegenheit bereits erledigt. Eine lockereUnterhaltung kam in Gang, an der sich auch Nils beteiligte. Er wirkte souverän und gelassen – ein Mann, der mit sich selbst im Reinen ist. Er wich Evas Blick nicht aus, aber sie erkannte ganz deutlich, dass er ihn auch nicht suchte.
Sie selber freute sich anscheinend am wenigsten über die neue Entwicklung. Dabei war es so nett von allen, sich zu kümmern. Doch sie blieb in düsterer Stimmung, es half alles nichts. Die Gäste schienen es zu spüren und brachen bald auf. Ursula Hauenschildt sprach von einem Termin, den ihr Mann noch hatte. Als ganzer Pulk standen sie im Flur, während alle in ihre Mäntel schlüpften. Irgendein Bild in Irmelas Arbeitszimmer erregte noch einmal die Aufmerksamkeit der Hauenschildts, die kurz hinübergingen, um es sich anzuschauen. Unerwartet fand sich Eva alleine neben Nils an der Garderobe.
Er wandte sich zu ihr um, als hätte er auf diesen Moment gewartet. Ihr Puls ging plötzlich schneller.
»Unser Streit von gestern war … überflüssig«, sagte er. »Wir sollten ihn begraben.«
Eva schluckte. Er sah so gleichmütig aus, so unerschütterlich. Instinktiv zuckte sie die Achseln, damit sie auch gelassen wirkte. »Natürlich, klar. Steht ja auch nicht dafür …«
Er musterte sie mit einem seltsamen Blick. »Für was?«
Die Frage brachte Eva aus dem Konzept. Er sprach in Rätseln, außerdem guckte er verdammt zugeknöpft.
»Für … weil es nicht so wichtig ist«, sagte sie schnell. »Wir sind ja sowieso nur noch bis zum Sommer Kollegen, gerade mal zwei Monate. Da … äh … kommt es nicht so darauf an, ob wir uns sehr gut verstehen oder nur mittelmäßig.«
»Aha.«
Was zum Teufel sollte Aha heißen? Was sollte diese Reserviertheit? Er war wahrscheinlich keineswegs von ihrer Unschuld überzeugt, die Direktorin hatte ihn wohl eher gezwungen ,hierherzukommen. Eva reckte ihr Kinn ein wenig höher.
»Zumal Ihre Meinung von mir ja wohl trotzdem nicht besonders hoch ist. Ich meine gut.
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