Eva und die 40 Maenner - Roman
wenig Unterstützung zu bieten.
»Das gibt’s nicht«, murmelte Eva. »Das ist aber ziemlich …«
»… nett, richtig.« Irmela goss Eva eine Tasse Kaffee ein. »Hier, stärk dich schon mal. Du hast aber nur noch eine Viertelstunde, um wach zu werden und dich aufzubrezeln.«
»Warum sollte ich mich …« Sie begegnete Irmelas Blick. »Okay. Na gut.«
Nach ein paar Schlucken Kaffee ging sie also brav ins Bad, sprang unter die Dusche und zog sich danach an – Jeans und eine schlichte weiße Bluse. Viel mehr hatte sie eh nicht dabei; sie würde spätestens morgen in die Knesebeckstraße müssen, um ihre restlichen Sachen zu holen. Sie kämmte ihr Haar und nahm nur sehr wenig Lipgloss, und danach sah sie deutlich frischer, aber immer noch nicht aufgebrezelt aus, nur natürlich.
Auf dem Weg zurück ins Esszimmer klingelte es bereits an der Tür. Eva hörte, wie Irmela öffnete, dann das Stimmengewirr der Begrüßung. Sie wollte gerade etwas schneller werden, als ihr Fuß stockte und ihr Herz einen kleinen Satz machte. Diese Stimme! Was um alles in der Welt wollte Nils hier?
Eva schluckte. Sollte sie zurücklaufen ins Bad und doch ein wenig Mascara … Nein. Wie kam sie denn auf diese blöde Idee? Sie würde sich vor diesem Kerl nicht zum Affen machen, nie wieder. Eva lauschte. Irmela hatte ihre Gäste jetzt ins Esszimmer bugsiert. Sie holte tief Luft und setzte sich dann entschlossen in Marsch.
Ursula Hauenschildt war eine zarte Person mit kastanienbraunem Bob, und Eva war sie auf Anhieb sympathisch. Als sie ihr die Hand schütteln wollte, umarmte Johns Gattin sie spontan und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Der Senator machte es seiner Frau gleich nach, wobei er sofort wieder damit begann, sich zu entschuldigen.
»Meine Liebe, es tut mir so leid. Wirklich sehr unangenehm, was Sie durchmachen mussten, ich habe es gehört. Das ist der Grund, warum wir hier so überraschend auf der Matte stehen. Ursula und ich haben gestern beschlossen, dass wir uns darum kümmern wollen.«
Eva schwirrte ein wenig der Kopf. Sie lächelte, nickte und wandte sich dann zu dem anderen Besucher um, den sie noch nicht begrüßt hatte: Nils.
Eva fiel es schwer, ihm unbefangen in die Augen zu sehen, zu viele böse Worte waren gestern gefallen. Sie gab ihm mechanisch die Hand und spürte, dass seine Finger ganz kühl waren.
»Guten Tag.«
»Hallo. Ich … bin gebeten worden, zu kommen.« Sein Gesichtsausdruck war höflich, neutral.
Eva nickte flüchtig und setzte sich. Hatte John ihn gezwungen ? So konnte man es fast verstehen. Sie sah ihn nicht an, sondern nickte Irmela dankbar zu, die ihr eine Tasse Kaffee vor die Nase stellte. Dann konzentrierte sie sich auf den Senator, der ohne viele Umschweife das Wort ergriff. Er fasste »den ganzen Schlamassel« noch einmal zusammen und entschuldigte sich zerknirscht für die »blöde Idee«, seinen Staatssekretär in der Schule anrufen zu lassen.
»Frau Helmholtz ist bekannt für ihre toughe Haltung; ich kann das beurteilen, ich war schließlich früher im Schulressort und kenne sie. Ich wollte verhindern, dass Sie leiden müssen, Eva, und habe damit das Gegenteil erreicht. Hoffentlich können Sie mir das verzeihen.«
»Sie haben es gut gemeint«, sagte sie.
»Aber nicht gut gemacht «, konstatierte Ursula Hauenschildt. »Tut mir leid, Lieber, aber das weißt du ja. Ich habe John jedenfalls gesagt, dass wir nun wenigstens verhindern müssen, dass es noch schlimmer kommt. Deshalb hat er gestern Abend noch Frau Helmholtz angerufen.«
Eva war verblüfft. Am Samstagabend? Wie um alles in der Welt hatte er sie da erreicht? Als hätte sie laut gefragt, erläuterte der Senator jetzt, dass er die Direktorin nach einem Hinweis von Janna von Medewitz tatsächlich noch um sieben Uhr abends in der Schule erwischt hätte. »Sie ist wohl mit diesem Haus verheiratet, wie mir scheint«, meinte er. Jedenfalls habe er sich auch bei ihr entschuldigt und ihr versichert, dass er bestimmt nicht beabsichtigt habe, dem Kollegium einen Maulkorb zu verpassen. Dass außerdem überhaupt nichts an dem Gerücht über eine Affäre dran sei und sie beide daher eigentlich in der Pflicht wären, Eva zu schützen. Schließlich sei es ihm wohl gelungen, sie zu überzeugen. Sie habe ihm für seine Offenheit gedankt und beschlossen, Eva zu unterstützen.
»Und weil sie heute terminlich beim besten Willen nicht konnte, hat sie Herrn Fehrenberg als stellvertretenden Direktor gebeten. Damit Sie ganz offiziell vonseiten der
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