Eva und die 40 Maenner - Roman
nicht willst, okay, aber es gibt ja noch einen Haufen anderer Frauen, für die er vielleicht was sein könnte.«
»Du weißt doch gar nichts über ihn.«
»Das lässt sich ja nachholen, oder? Ich sage dir, Männer in unserem Alter, die Single sind und dann auch noch ganz interessant, die kannst du mit der Lupe suchen. Du wirst es sehen, morgen Abend. All meine Freundinnen sind mit so was unterwegs.«
Eva begriff nicht. »Mit was unterwegs?«
»Mit einer Lupe.«
»Morgen Abend« war die Klamotten-Tauschparty, wie Silke sie nannte. Alle paar Monate traf sich ihr Freundinnenkreis, um Kleidung zu tauschen und zu verschenken – die Jacke, die man nicht mehr mochte, den Rock, der nicht mehr passte, das Kleid, das man versehentlich eine Nummer zugroß gekauft hatte und den Kassenbon verschmissen. Der Kleidertausch war aber auch immer ein willkommener Anlass, ein paar Stunden in Ruhe zusammenzusitzen und zu klönen.
Silke und Eva waren ein bisschen spät dran, die Party war schon in vollem Gange. Kirsten, die Gastgeberin, stellte sie der Riege der bereits versammelten Frauen vor.
»Hört mal her! Das ist Eva, Silkes Freundin vom Land, ihr erinnert euch doch sicher. Von Silkes Geburtstag. Eva, das sind Janna, Ellen, Charlotte, Vera, und hier haben wir noch Angela. Was willst du trinken? Silke, bei dir kann ich’s mir schon denken.«
Ein Glas perlender Flüssigkeit schwebte vorbei. Eva lächelte vage in die Runde und nickte dann ihrer Gastgeberin zu.
»Ich nehme auch ein Glas Sekt, danke.«
»Guckt euch um, bevor alles weg ist«, wies Kirsten sie auf einen mit Klamotten überladenen Tisch hin, der offensichtlich die noch ungetauschten Stücke enthielt. Eine schmale, blonde Frau – Charlotte – hielt sich dort gerade eine Lederhose vor die Hüften, und eine andere betrachtete zweifelnd ein safrangelbes Fransentop, das ziemlich eng ausfiel. Sie machte eine witzige Bemerkung darüber und alle lachten.
Während sich Silke gleich zu den anderen aufs Sofa begab, betrachtete Eva die mitgebrachte Kleidung. Es waren ausgesprochen schicke Sachen – ein T-Shirt von Zara, eine Hose von Mexx, eine Bluse von Wunderkind. Die schmale Blonde hielt sich ein teuer aussehendes rotes Schlauchkleid vor den Bauch und betrachtete sich prüfend im Spiegel.
Unerwartet verspürte Eva Lust, das eine oder andere Stück auszuprobieren. Schließlich hatte sie tatsächlich wenig anzuziehen, da die meisten ihrer Sachen noch zu Hause in Möckern lagen. Sie stellte ihr Glas ab und zog einen grünenBleistiftrock aus dem Kleiderstapel. Wenn ich so etwas doch auch tragen könnte, dachte sie. Es passte gut in die Großstadt, zu einer Bar, einem Shopping-Bummel, einem neuen Leben.
»Ich glaube auch, der könnte dir stehen. Und das hier dazu, hm?« Die Blonde hielt Eva eine Bluse hin, ein asymmetrisches Teil in auffälligen grün- und lilafarbenen Streifen. »Der letzte Schrei der letzten Saison, kann man aber immer noch gut tragen.«
Eva nahm das Ding entgegen, wiegte aber zweifelnd den Kopf. »Ziemlich auffällig, oder?«
»Nicht sehr. Außerdem will man in bestimmten Situationen doch auffallen! Untergehen kann jeder.« Sie sah Eva mit todernster Miene an, zuckte lässig die Achseln und entfernte sich.
Die Diskussion der Frauen auf den Sofas war mittlerweile beim Thema Schule angelangt – das zweite Lieblingsthema, wie Silke sie vorher aufgeklärt hatte. Die meisten hatten Kinder auf der Simone-de-Beauvoir-Schule, etliche davon waren in Lenas Klasse. So hatten sie sich kennengelernt, die meisten schon vor Jahren. Und Kirsten war sogar Lehrerin an dieser Schule, auch wenn sie dafür eigentlich viel zu flippig aussah.
Niemand achtete auf Eva, also fasste die sich ein Herz und zog die bunte Bluse über ihr T-Shirt. Sie saß enger um den Busen als sie erwartet hatte, aber beim Blick in den Spiegel stellte sie fest, dass sie ganz flott wirkte. Sie drehte sich ein wenig. Ihre Jeans passte nicht ganz dazu. Aber sollte sie wirklich die Hose runterlassen, hier vor den anderen?
Doch keine der Frauen achtete auf sie. Gerade lauschten alle der kleinen, rothaarigen Janna, die eine wilde Geschichte von ihren Zwillingen und deren Zirkus-Referat erzählte, das in eine ausgelassene Turnstunde im Klassenzimmer ausgeartet war. Hatte Silke nicht von ihr berichtet, sie habeihren Mann rausgeworfen und dann nicht wieder zurückbekommen?
Eva beschloss, die Hemmungen fahren zu lassen, genauso wie ihre Hose. Der Rock hatte gnädigerweise einen hohen Stretchanteil
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