Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Andre
Vom Netzwerk:
vorgekommen, aber sie hatte bloß mit den Schultern gezuckt.
    Silke zog bereits die Briefe aus der Tasche. »Das Kroppzeug und den totalen Schweinkram rausgerechnet, gab es immerhin 40 Antworten im diskutablen Bereich! Na ja, mehr oder weniger diskutabel vielleicht.« Sie grinste. »Ich lese euch mal ein paar vor, okay? Zuerst einen lustigen …«
    Mit leuchtenden Augen hörten sie zu. Eva, die die Highlightsder Sammlung ja schon kannte, betrachtete insgeheim die erwartungsvollen Gesichter.
    » … eine nette Partnerin zu finden, die einfach sie selbst ist, wie ich. Bist du das vielleicht? Luis, 52 .«
    »Hey, der klingt gar nicht so schlecht!«
    »Also Eva, wenn der Kerl dich zufällig nicht interessiert, dann biete ich mich an …«
    »Toller Name. Hat er ein Bild dazugelegt?«
    Hatte er. Das Foto ging herum, wurde von jeder einzelnen kommentiert, allgemein wurde sehr zugeraten, Luis einmal zu treffen. Danach las Silke noch zwei weitere der diskutablen Kandidatenbriefe vor, die ebenfalls auf breite Zustimmung stießen. Eva, die sich mittlerweile vom Prosecco durchaus beflügelt fühlte, tat diesmal auch ihre Meinung kund. Als Resultat ging eines der Schreiben in den Besitz von Ellen über, die es begeistert umklammerte.
    Vera machte den Vorschlag, die diskutablen, aber von Eva aussortierten Männer doch reihum weiter zu testen. Man wisse ja nie, ob sich nicht einer noch entwickele … Alle lachten, diskutierten die Frage aber ernsthaft. Irgendwann sagte Angela: »Kinder, die Lage auf dem Markt ist beschissen. Alle weg oder zum Weglaufen.«
    Zustimmendes Gejohle. Eva stellte verblüfft fest, dass sie genauso laut lachte wie die anderen. Kirsten machte eine letzte Flasche auf. Und dann fragte plötzlich irgendjemand: »Und du bist jetzt ganz nach Berlin gezogen, Eva?«
    Schlagartig fiel ihr wieder ein, dass sie genau das immer noch nicht komplett geklärt hatte. Aber zumindest war sie auf einem guten Weg dahin.
    »Ich glaube schon«, erwiderte sie. »Hundertprozentig entschieden bin ich noch nicht. Aber Silke sagt mir andauernd, 40 sei genau das Alter, noch mal was Neues anzufangen …«
    »Jetzt oder nie«, rief Silke dazwischen. Zustimmendes Nicken ringsherum.
    »Sie ist auch sonst nicht ganz ohne, unser Mädchen vom Land!«, fuhr Silke fort. »Manchmal scheint mir, sie braucht gar keine Anzeigen, die Kerle fliegen auch so auf sie. Der von gestern Abend zum Beispiel – sag, Eva, für welche von uns würde der sich denn eignen? Du selber willst ihn ja offensichtlich nicht.« Ihr Blick war liebevoll, doch ganz eindeutig hatte sie ein Gläschen zu viel intus.
    Eva spürte die Blicke der anderen auf sich, interessiert und möglicherweise ein kleines bisschen neidisch.
    »Aber ich weiß noch nicht, was ich will«, sagte sie. »Oder wie es weitergehen soll. Nur so, wie es bisher war, soll es nicht weitergehen.«

7
    Über misch ist zu sagen: netter Kerl, Anfangfierziger, lieb, kinderfreundlich, mollig, schüchtern, mit Wohnung. Willst du es trozdem versuchen? Basti, 030-674 50…
    18 Stunden später stand Eva in der überfüllten Halle vom Bahnhof Zoo und wartete auf ihren Sohn. Sie hatte Lust gehabt, sich für diesen Anlass ein wenig aufzubrezeln, und den grünen Bleistiftrock angezogen. Er wertete ihre alte Webpelzjacke ganz erheblich auf, und zusammen mit den neuen Schuhen, die sie sich heute Morgen mit schlechtem Gewissen gekauft hatte, gab sie ein ganz flottes Bild ab.
    Das spiegelte sich auch in Olivers Augen, als er ihr endlich gegenüberstand.
    »Du siehst aber gut aus, Mama. Wow … Ganz verändert.«
    »Danke«, sagte Eva und umarmte ihn fest. »Du irgendwie auch.«
    Es kam ihr so vor, als sei er gewachsen. War das möglich in so kurzer Zeit? Seine Schultern kamen ihr ein wenig breiter vor, sein Blick erwachsener. Vielleicht lag es daran, dass er sich mit der Trennung seiner Eltern hatte abfinden müssen. Sie widerstand dem Impuls, ihm durchs weiche, kastanienbraune Haar zu streichen – das Haar seines Vaters! –, und hakte sich stattdessen bei ihm ein.
    »Wir gehen zu Fuß, es ist nicht weit.«
    Sie genoss es, ihr Kind nach all der Zeit wieder so nah beisich zu haben. Olivers wegen hatte sie lange gezögert, die alte Heimat hinter sich zu lassen. Zu Anfang, als Eva ihn schweren Herzens darüber aufgeklärt hatte, was zwischen seinen Eltern los war, hatte er gegen seinen Vater gewütet, aber mittlerweile schien er sich mit der Trennung einigermaßen arrangiert zu haben. Schließlich war man in seinem Alter

Weitere Kostenlose Bücher