Eva und die 40 Maenner - Roman
der dich ablenkt. Der dich den Schmerz vergessen lässt - vielleicht nur für eine Weile, aber immerhin. Und selbst wenn nicht die große Liebe dabei ist, dann ist der eine oder andere bestimmt für was anderes gut.«
»Ich habe so einen«, entfuhr es Eva. Und dann erzählte sie von Torsten.
»Du bist bisher die Einzige, die davon weiß«, schloss sie seufzend. »Ich habe noch nicht mal Silke davon erzählt. Ich will sie im Moment nicht … Es kommt mir ein bisschen so vor, als hätte ich ganz unverdient so viel Glück.«
»Und müsstest eigentlich eher jammern und leiden, weil deine Ehe doch den Bach heruntergegangen ist?« Irmelaschnaubte, dass ihre roten Strähnen flogen. »Denk doch nicht so! Genieß es, solange es läuft. Wenn ich die Untertöne bei dir richtig interpretiere, ist dieser Torsten ja nicht die ganz große Liebe, oder? Also, was heißt dann Glück ?«
»Na ja, ehrlich gesagt habe ich manchmal den Eindruck, einige der anderen Frauen wären gelegentlich schon froh, wenn sie überhaupt mal guten Sex hätten.« Silke selbst wollte sie dabei nicht namentlich erwähnen, glaubte aber, dass es auch bei ihr so war.
»Na, darauf kannst du wetten. Insofern verstehe ich, dass du mit Torsten nicht hausieren gehen willst. Manchmal ist es schwer, den anderen beim Glück zuzusehen.«
Evas Antennen spürten ihren Stimmungsumschwung sofort. Was war es, das Irmela hin und wieder so traurig machte? Sie glaubte nicht, dass es mit Männern zu tun hatte. Instinktiv legte sie ihre Hand auf den Arm der Freundin.
Die sah sie mit einem schwachen Lächeln an. »Eva, ich hab dein Angebot nicht vergessen, dir mein Herz auszuschütten. Aber im Moment kann ich noch nicht. Heute jedenfalls.«
Eva nickte, drückte ihren Arm, sagte aber nichts.
Irmela beäugte wieder den Teller mit den bunten Törtchen. »Um auf den Sex zurückzukommen … Der ist gelegentlich nicht nur gut für die Fitness, sondern auch für die Seele. Aber wenn man gerade niemanden dafür zur Hand hat«, sagte sie im Verschwörerton und blinzelte Eva genießerisch zu. »… dann nimmt man am besten eins von den Rosafarbenen hier. Ich schwöre dir: Für fünf Sekunden machen sie glücklich.«
15
Fred, anschmiegsamer, niveauvoller End40er, möchte gerne das Leben mit Dir genießen. Treffen wir uns auf ein Glas Wein? 030-654 71…
Das Sonntagmorgen-Frühstück »mit Mann« besprach Eva dann noch am selben Abend mit Silke. Die Freundin zeigte sich aber noch interessierter an dem Stand der Dinge bei den 40 Briefen.
»Ich hab vier oder fünf Antworten geschrieben«, erklärte Eva, »alle per Mail. Zwei sind ja schon durch … Aber ich brauche jetzt einen für Irmelas Brunch. Uli können wir ja leider nicht zweiteilen.«
Sofort tat ihr der müde Scherz leid. An Silkes Gesichtsausdruck war deutlich zu erkennen, dass der Haussegen bei den Breitlings nicht gerader hing als vor ein paar Tagen.
»Du kannst ihn geschenkt haben«, murmelte Silke jetzt. »Ich mach dir sogar noch ’ne Schleife drum.«
Eva öffnete den Mund, um diese Steilvorlage endlich zu nutzen und das Eheproblem der Freundin anzusprechen, doch Silke kam ihr zuvor.
»Aber auf das Thema Uli hab ich jetzt gar keine Lust.« Sie schüttelte sich, sprang auf und machte wieder ein fröhliches Gesicht. »Komm, lass uns lieber mal nachschauen, ob sich einer von deinen Bewerbern gerührt hat. Vielleicht kriegen wir das Date ja auf Sonntagmorgen, das wäre doch praktisch, oder?«
Und wunderbarerweise kam es genau so. Per Mail gab es keine neuen Antworten, aber einige Männer hatten ihre Telefonnummern angegeben. Fred erreichte sie zuerst. Er klang sehr interessiert und hatte außerdem tatsächlich Zeit und Lust, sie zu Irmelas Party zu begleiten. Er bat nur darum, sich eine Viertelstunde vorher zu treffen, damit sie einander schon mal beschnuppern konnten.
So spazierte Eva daher am Sonntag mit Fred durch die Straßen in der Nähe von Irmelas Wohnung. Der »niveauvolle End40er« entpuppte sich als ziemlich intellektuell wirkender Zeitgenosse in Cordjacke und passender Weste, der das ihm fehlende Haupthaar offenbar durch möglichst üppigen Wuchs um das Kinn herum wettzumachen versuchte. Doch Eva störte weniger der Bart (der gefiel ihr bloß nicht besonders), als vielmehr seine trockene, humorlose Art. Freds Tonfall klang ein wenig nörgelig, seine Bemerkungen waren hauptsächlich negativ ( Also, der Frühling sei ja die scheußlichste Jahreszeit, da entblättere sich, was besser hinter Mänteln und
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