Eva und die 40 Maenner - Roman
Montags in den Ausschusssitzungen gebe ich gelegentlich ein anderes Bild ab, glauben Sie mir. Dann möchte man manchmal lieber vorspulen zum Wochenende – Originalton meine Frau.«
Eva betrachtete ihn verblüfft. »Sie sind verheiratet? Aber …« Ihr Blick wanderte unwillkürlich zum Fenster, hinter dem sie eine Reihe neidischer Gesichter zu erkennen meinte.
Der Senator begriff sofort. »Nun ja, ich weiß. Da sich meine Gattin fast nie in der Öffentlichkeit zeigt, packen mich viele Frauen in die Kategorie Single. Oder unglücklich verheiratet. Aber dafür tue ich nichts, glauben Sie mir. Ich bin einfach, wie ich bin.«
Eva lächelte. »Ein Charmeur, meinen Sie … Nein, streiten Sie das nicht ab. Die Hälfte der Frauen da drin liegt Ihnen zu Füßen, und das wissen Sie auch.«
Er zog eine betretene Grimasse. »Nun ja, ich gebe zu, dass ich es manchmal genieße. Aber ich liebe meine Frau,wirklich und wahrhaftig. Ursula würde Ihnen nichts anderes sagen, wenn sie jetzt hier wäre.«
Er meinte, was er sagte, Eva konnte es spüren. Als sie kurz darauf hineingingen, entdeckte Eva tatsächlich den Neid auf mehreren Mienen. Als Eva dann auch noch Freds missmutigen Gesichtsausdruck sah, der anscheinend in einer Ecke auf sie gewartet hatte, reichte es ihr. Doch die Party war sowieso zu Ende, wie sich herausstellte, die ersten waren schon aufgebrochen. Irmela, den knackigen Samuel untergehakt, nahm im Flur die Parade der sich verabschiedenden Gäste ab.
Eva ging auch, um ihren Mantel zu holen. Fred blieb dabei wie angeklebt an ihrer Seite. Immer die Falschen , dachte sie mit einem unterdrückten Seufzer. Aber sie mochten ja noch kommen, die anderen.
Im Moment war es eben Fred, der neben ihr ging. Sie würde ihn freundlich darauf hinweisen müssen, dass die Chemie zwischen ihnen einfach nicht stimmte. Er selbst merkte anscheinend nichts davon.
16
Liebe Frau,
mein Name ist Steffen, ich bin 51 Jahre alt, von Beruf Elektriker. Ich suche eine Frau fürs Leben und hoffe, dass ich sie vielleicht bei dir endlich finde. In meiner Frei Zeit gehe ich gern schwimmen, ins Kino und Teather und gern essen. Wollen wir das mal zusammen machen? Dein Steffen.
(Berlin, Mockenstr. 16…)
»Na, wie ging’s denn?« Lutz, der Mathekollege, grinste jovial.
»Du meinst, wie es mir bis jetzt gefällt? Ganz gut.« Eva hatte Lutz seit ihrem ersten Arbeitstag in der letzten Woche noch nicht wieder gesehen. »Ihr habt hier eine Menge aufgeweckte Kinder.«
Lutz nickte und strahlte, als sei er persönlich dafür verantwortlich. »Ja, wir haben eben einen guten Ruf in der Branche! Jedes Jahr mehr Anmeldungen als wir aufnehmen können, das ist ein echtes Kreuz. Na, jedenfalls schön, dass du gut zurechtkommst.« Sein Blick hinter der Brille war samtweich. An seiner Unterlippe hing noch ein kleines Stückchen Vollkornbrot vom Mittagessen.
»Na klar.« Eva lehnte sich ein winziges bisschen in ihren Schuhen zurück.
Lutz rückte ohne Umschweife nach, indem er sich weiter vorbeugte. »Ich habe den Eindruck«, raunte er, »dass du sowieso eine sehr patente Person bist, Eva. Ein echter Gewinnfür uns, sozusagen.« Sein Lächeln war dick wie Zuckerguss, und er glaubte definitiv, dass man sich schwer dagegen zur Wehr setzen konnte.
Er hatte es gerade nötig! Wie Eva mittlerweile wusste, war er verheiratet, und seine Frau Monika war ebenfalls Lehrerin an der Schule. Eva suchte noch nach einer schlagfertigen Antwort, da vibrierte das Handy in ihrer Tasche, und sie war abgelenkt. Wer rief sie denn um diese Uhrzeit an? Wie aus dem Nichts schob sich ausgerechnet Marcels Bild vor ihr inneres Auge. Sie runzelte die Stirn.
»Vielleicht sollten wir die Gelegenheit nutzen und uns einmal …«
»Entschuldige, ich … äh … warte auf diesen Anruf. Bis später, ja?« Eva lächelte unverbindlich und eilte aus dem Lehrerzimmer. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Nils gerade aus seinem Büro trat. Sie hatte ihn seit dem gestrigen Tag bei Irmela noch nicht gesehen. Er nickte ihr zu, und sie winkte rasch zurück und wandte sich dann ab.
»Ja?«
»Kannst du bitte kommen, jetzt gleich?« Es war Silke. Ihre Stimme klang gepresst, als ächze sie unter einer tonnenschweren Last.
»Kommen? Wohin denn? Und warum jetzt sofort?«
»Das kann ich dir am Telefon nicht erklären. Ich trau mich nicht, es allein zu machen. Aber wenn du dabei bist, schaff ich’s vielleicht!«
Eva zögerte, leicht verwirrt. »Ich hab jetzt Mittagspause … Wie lange soll’s denn
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