Eva und die 40 Maenner - Roman
einen abkriegen würde …«
Silke schnaubte. »Einen? Da wird mehr rauskommen, ich schwöre es dir. Zum Beispiel das hier, hör dir das an: Ich liebe es, Frauen auf Händen zu tragen. Stark genug bin ich dafür, und vermögend genug auch …«
»Steht das wirklich da? Zeig mal her … wie Richard Gere seine Pretty Woman … Ich fasse es nicht. Was manche Kerle sich so ausdenken.« Eva schüttelte grinsend den Kopf.
Aber urplötzlich fühlte sie sich richtig angeregt, interessiert. Wieder fiel ihr Torsten ein, mit dem sie am Abend vor dem verhängnisvollen Telefonat mit Marcels Geliebter so heftig geflirtet hatte. Gut, das zweite Treffen mit ihm war zwar gründlich danebengegangen, aber das waren außergewöhnliche Umstände gewesen. Also – wo stand geschrieben, dass man die zweite Hälfte seines Lebens in Einsamkeitversauern musste, wenn man das Pech hatte, seinen ersten Mann an eine andere abgeben zu müssen? Wer sagte denn, dass auch mit über 40 nicht noch eine Menge ging?
Allmählich verspürte sie regelrecht Lust, das einmal auszuprobieren.
3
Ich bin sehr naturverbunden und kenne nichts Beseligenderes, als sportlich aktiv zu sein und nach draußen zu gehen. Täglich brauche ich so um die 2,5 Std. Bewegung, damit ich mich wohl und glücklich fühle, als da wären Radfahren, Laufen, Wandern oder Inline-Skaten. Vermeide eher die Öffentlichkeit in Orten wie Disco, Kneipe und andere Orte, wo sich die schlechten Energien ballen, weil es mir bei meiner Sensibilität schnell zu viel ist und ich auch nicht so viel damit anfangen kann. Da muss ich schon in Stimmung sein. Dafür interessieren mich schon eher ruhigere Orte, wie Ausstellungen und alles was mit Kunst, Fantasie, Selbsterfahrung und Entspannung zu tun hat.
Geld und materieller Besitz sind für mich nebensächlich, es muss nur zum Wohlfühlen genug sein. Ich ernähre mich gesundheitsbewusst, mit ein paar Ausnahmen zwischendurch, die einfach dazugehören, und vermeide auf jeden Fall den Konsum von allem, was süchtig macht, zum Beispiel Drogen. Ich finde es schwierig, eine Frau zu finden, weil ich ein so andersartiger Mensch bin, der einfach festgestellt hat, dass die meisten meine Interessen nicht verstehen, also bin ich dann bisher lieber alleine geblieben, als mich für etwas zu verbiegen. Meine beruflichen Interessen liegen in Gesundheit, in der Heilkunst und bewusster Ernährung, aufder Herzebene. Wie genau ich da vorgehen möchte, weiß ich noch nicht, aber mein jetziger Beruf bringt mir keine Energie und Lebensfreude mehr. Ich gestalte gerne auch künstlerisch etwas, weil es mich bereichert, mein Inneres ausdrücken zu können.
Da ich kein Internet habe und so viel draußen bin, also in der Natur, wäre es am besten, du schreibst mir an folgende Adresse: Roland Kluckert, Oberlandstr. 34, 15991 Bad…
Den neuen Schwung, den Silkes verrückte Aktion bei ihr ausgelöst hatte, nutzte Eva gleich am folgenden Morgen. Nachdem alle Breitlings zu ihren verschiedenen Tätigkeiten aufgebrochen waren, räumte sie flugs die Wohnung auf und ging dann los, um sich am Kiosk am Savignyplatz mit den aktuellen Zeitungen zu versorgen. Es war an der Zeit, ernsthaft nach einem Job Ausschau zu halten. Seit zwei Wochen hockte sie jetzt tatenlos in der Wohnung herum und leckte ihre Wunden. Das war genug. Andere Menschen hatten auch Sorgen. Silke und Uli zum Beispiel. Deren Ehe-Fassade wies doch auch die ersten Risse auf, sie hatte bisher nur nicht darauf geachtet, weil sie so mit sich selbst beschäftigt gewesen war. Sie erkannte die Zeichen, die es auch in ihrer eigenen Ehe gegeben haben musste: der abwesende Blick, wenn der eine etwas erzählte. Das Küsschen, das egal wo landete. Die spitze Bemerkung, die sich als müder Scherz tarnte. Glück – auch das stille, langjährige – musste anders aussehen. Wenn sie das rechtzeitig begriffen hätte, wäre vielleicht auch bei Marcel und ihr noch etwas zu retten gewesen. Aber nun war das Kind in den Brunnen gefallen, und sie musste sehen, was sie mit den Resten ihres eigenen Lebens anfangen konnte. Deswegen stand sie hier.
Sie beriet sich mit der Kioskfrau und machte sich dann,einen dicken Stapel Zeitungen im Arm, wieder auf den Rückweg. Kaum hatte sie drei Schritte gemacht, klingelte das Handy in ihrer Jackentasche.
Anruf von Marcel , sagte das Display.
Mit einem Schlag war all ihre Lässigkeit und gute Laune zerstoben und löste sich in Schmerz auf. Eva sog scharf die Luft ein, um sich zu beruhigen. Seit über drei
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