Eva und die 40 Maenner - Roman
wo ein paar Kollegen beisammen standen, lächelte, spuckte in die Hände und half mit. Sie fragte nicht mehr, ob diese Hilfe gewünscht war, sie machte einfach. Sie plauderte, lächelte weiter und ließ sich nicht beirren, wenn sich die Kollegen spröde zeigten. Sie zuckte nicht mit der Wimper, als sie zweimal von Eltern auf die Affäre angesprochen wurde, sondern blieb ruhig und offen: Nein, es sei nicht das Geringste dran an diesen Vorwürfen, man solle doch einfach mal die Gegendarstellung von heute lesen, und sie hoffe, niemand glaube ernsthaft, was der Stadtanzeiger da verbrochen habe. Die Eltern meinten, dass sie es natürlich auch nicht geglaubt hätten, kein Gedanke!
Während Eva sich so durch den Schulhof arbeitete, bekam sie Nils kaum zu Gesicht. Zweimal sah sie ihn von ferne, stets umringt von Eltern (insbesondere Müttern) und Kollegen, und einmal ging er vor ihr durch die Menge, gerade als sie mit einem schweren Tablett voll schmutziger Teller auf dem Weg in die Spülküche war, sodass sie ihn nicht auf sich aufmerksam machen konnte, wenn sie ihm nicht gerade hinterherrufen wollte.
Doch irgendwann klappte es dann doch. Eva war gerade unterwegs zum Fußballplatz, wo angeblich ein paar Sechstklässler beim Rauchen gesehen worden waren, als sie unvermittelt vor Nils stand. Sie wäre beinahe gegen ihn geprallt.
»Nils! Was machen Sie ausgerechnet hier?« Eva wunderte sich über ihre plötzliche Kurzatmigkeit.
Er machte eine unbestimmte Geste. »Ein paar Kinder haben gesagt, hier würde geraucht. Ich wollte nachsehen.«
»Ach, Ihnen auch?«, lachte Eva, obwohl ihr nicht besonders heiter zumute war.
»Na ja, jedenfalls ist hier keiner. Also, bis dann.« Und er machte Anstalten, sich abzuwenden.
Eva war für einen kurzen Augenblick perplex. »Moment, warten Sie! Wieso … ich wollte kurz mit Ihnen reden, über … alles.«
Der Ausdruck seiner dunklen Augen war unergründlich. »Worüber sollte es etwas zu reden geben?«
Eva konnte nicht glauben, wie spröde er sich gab.
»Ich …« Sie gab sich einen Ruck. So wie die Dinge lagen, hatte sie nichts zu verlieren. »Es geht um … diese Geschichte mit der Zeitung. Warum Sie nichts dazu sagen, mich nicht angesprochen haben. Gerade von Ihnen hätte ich … ich hatte den Eindruck, wir äh … würden uns gut verstehen.«
Er stand beinahe zwei Schritte von ihr entfernt, seine Miene war höflich, aber zurückhaltend. »Was die Zeitungsgeschichte angeht, so habe ich nicht wirklich etwas dazu zu sagen. Es ist allein Ihre Sache, mit wem Sie sich treffen und wie Sie … Ihr Privatleben gestalten. Inwiefern das Auswirkungen auf Ihre Arbeit hier hat, so hat Bernadette ja schon mit Ihnen darüber gesprochen. Dazu kann ich sonst nichts weiter beitragen.«
Eva traute ihren Ohren kaum. Das sollte derselbe Mensch sein, dem sie gestern beinahe um den Hals gefallen wäre?
»Sie sind … wollen Sie damit sagen, dass Sie auch zu denen gehören, die dieser verdammten Zeitung glauben?«
»Darum geht es nicht. Ich sagte schon, Ihr Privatleben ist allein Ihre Sache, das meine ich genau so, wie ich es sage. Das einzige Problem ist, dass ich es schön gefunden hätte, wenn Sie mir das wenigstens angedeutet hätten, als ich Ihnen den Job bei Wosniak besorgt habe – der übrigens auch nicht sonderlich begeistert war, davon zu hören.«
Eva schoss das Blut in die Wangen. »Sie haben …«
Nils runzelte ärgerlich die Stirn. »Nein, natürlich nicht.Was glauben Sie, wie schnell diese Sache rumgegangen ist? Benno wird noch mit Ihnen reden. Da der Kultursenat unser wichtigster Auftraggeber ist, ist die Sache natürlich recht brisant.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie und Wosniak ausgerechnet den Stadtanzeiger für bare Münze nehmen. Das geht ja schnell, dass Sie die Leute, die Sie heute noch mochten, morgen schon verurteilen.«
»Das habe ich mit keinem Wort gesagt.«
»Wie soll ich Ihre Haltung denn sonst interpretieren? Sie haben ja noch nicht einmal den Anstand, mich zu fragen , ob da etwas dran ist.«
»Das habe ich gerade getan.«
Eva schnaubte verächtlich. »Haben Sie nicht. Ich finde Ihre … Ihre Art etwas fragwürdig – so nett und verständnisvoll tun und dann hintenherum …« Sie rang nach Worten. »Und das ausgerechnet von Ihnen!«, schloss sie mit Inbrunst und schoss ihm einen verächtlichen Blick zu.
»Was soll das heißen?« Jetzt war ein ärgerliches Funkeln in seinen Augen entstanden.
Evas Atem ging schnell. Ja, sie hatte sich wirklich gründlich
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