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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Andre
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in ihm getäuscht. Was für ein dämliches Huhn sie gewesen war, auf ihn hereinzufallen! Beinahe hätte sie alles vergessen, was sie über ihn wusste – seine heimlichen Liebschaften, sein Hin und Her mit Kirsten und Charlotte, seine Falschheit. Sie hatte sich einlullen lassen von seinen samtigen Blicken und seiner verführerischen Stimme, von dieser Aura, die ihn umgab, von diesen unausgesprochenen Versprechen und dem scheinbar echten Interesse, das er heuchelte. Verdammter Scheißkerl!
    »Na, Ihre eigenen Affären, die meine ich!«, platzte es aus ihr heraus. »Mit Kolleginnen und Müttern, gleichzeitig und völlig skrupellos! Wissen Sie eigentlich, was Sie da machen? Dass Sie andauernd Herzen brechen, völlig schamlos! EinSchwerenöter, ein Don Juan, weiter nichts. Und ausgerechnet Sie haben die Stirn, mir eine Affäre vorzuwerfen!«
    Nils betrachtete sie mit umwölkter Stirn. »Ich will verdammt sein, wenn ich weiß, was Sie da reden«, schnaubte er. »Sie werfen mir vor, Herzen zu brechen? Dabei sind Sie doch diejenige, die an jedem Finger einen Mann hat. Wie die männlichen Kollegen Ihnen hinterherschauen; was ich da ständig von Treffen mit irgendwelchen Männern höre! Kaum haben wir uns in den letzten zwei Wochen mal einen Moment in Ruhe unterhalten, klingelte Ihr Handy und irgendein Kerl war dran! Was sind Sie dann, wenn ich Don Juan bin – Donna Juanita?!«
    »So etwas Absurdes habe ich lange nicht mehr gehört!«, zischte Eva. »Sie können mir mal den Buckel herunterrutschen.«
    »Glauben Sie mir«, knurrte Nils. »Ich bereue spätestens jetzt, dass ich Ihnen so freundlich begegnet bin und mich sogar aus dem Fenster gelehnt habe für Sie. Meine Empfehlung an Wosniak, und da gehen Sie hin und …«
    »Und vögele den Senator? Ha, glauben Sie doch, was Sie wollen! Und werden Sie glücklich damit!«, versetzte Eva, drehte sich auf dem Absatz um und rauschte davon.

36
    Hallo liebe E., möglicherweise bist du ja eine sehr interessante Frau. Ich könnte mir vorstellen, dass du mich auch für einen sehr interessanten Mann hältst. Freuen würde es mich jedenfalls. Wenn du anrufst, verrate ich dir gerne viel mehr über mich und ich wette, einiges könnte dich noch überraschen! In diesem Sinne, Thomas (0623-94…)
    Eva hatte genug. Sie wollte auf der Stelle weg. Was für ein schrecklicher Ort! Hinterhältiges Natterngezücht, die Kollegen, Nils allen voran. Sie stürmte an den Weißdornbäumen neben dem Fußballplatz vorbei in Richtung Hof. Ja, sie würde schnurstracks ihre Tasche holen und verschwinden. Dieser Idiot! Wie hatte sie auch nur eine Sekunde glauben können, dass er … Abrupt blieb Eva stehen, atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Sie konnte fast dankbar sein dafür, dass er sich noch rechtzeitig geoutet hatte, bevor sie einen kompletten Narren aus sich gemacht hatte. Ja, sie konnte ihn sich ohne Weiteres aus dem Herzen reißen, wütend genug war sie dafür. So, wie sie sich diese ganze Schule aus dem Herzen reißen konnte!
    Eva setzte sich wieder in Bewegung – und spürte plötzlich eine fremde Hand in ihrer eigenen. Beinahe wäre ihr Herz stehen geblieben. Doch es war nur ein Mädchen, das lautlos neben ihr aufgetaucht war und ihre Hand genommen hatte. Es hatte ein ziemlich verweintes Gesicht.
    Eva kannte die schmale Elfjährige aus dem Hort.
    »Was ist passiert, Celine? Warum weinst du denn?«
    Das Kind erzählte unter zahllosen Schluchzern von der teuren Jacke, die ihre Mutter letzte Woche aus New York mitgebracht hatte, und die sie nun nicht mehr finden konnte. Sie hatte sie schon gestern nach der Schule vermisst und sich nicht getraut, ihrer Mutter davon zu erzählen. Sie hatte sie heimlich heute wieder holen wollen, aber sie war verschwunden. Eva drückte ihren eigenen Frust weg und versuchte, das Kind zu trösten. Sie versprach schließlich, noch einmal im Klassenraum der Hummeln nachzusehen. Sie parkte die nun wieder zuversichtliche Celine vor der Bühne, wo mittlerweile die Schulband spielte, holte ihre Tasche und eilte in den zweiten Stock. Vielleicht war das ihre letzte Amtshandlung an dieser Schule, dachte sie. Auf eine gewisse Art fand sie es tröstend, dass sie nun zu guter Letzt noch etwas Sinnvolles tun konnte.
    Doch in der Klasse fand sich Celines Jacke leider nicht, und so ging Eva zurück ins Erdgeschoss. Vielleicht hatte das Mädchen ja noch nicht im »Fundbüro« nachgeschaut – zwei große Kisten, die versteckt hinter einer halbhohen Balustrade in der Nähe des

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