Eva und die 40 Maenner - Roman
multikulturelle Weisen in die milde Frühlingsluft. Frau Helmholtz hinter dem Tombola-Tresen guckte zufrieden, und von der Kuchentheke her duftete es vielversprechend.
Eva war erst heruntergekommen, nachdem sie mit Oliver telefoniert hatte, der nach dem Schluss seiner Mathe-Klausur anrief und immer noch so aufgeregt war, dass er alle Aufgaben haarklein mit ihr durchgehen wollte. Nach geschlagenen 20 Minuten waren sie damit durch und Oliver wirkte zufrieden und deutlich ruhiger. Danach war er gerne bereit, Eva zu glauben, dass »alles in Butter sei«. Sie hatte entschieden, ihn jetzt nicht mit ihren Problemen zu belasten, auch wenn sie nicht hundertprozentig sicher war, ob das die richtige Entscheidung war.
Dann ging sie langsam hinunter, auch in der Frage unentschieden, was sie nun tun sollte. Den anderen die Zähne zeigen, wie Frau Helmholtz geraten hatte, oder ihnen – im übertragenen Sinn – den Stinkefinger zeigen, indem sie einfach ging? In der Mensa sah sie Nils, der mit einigen der größeren Kinder irgendetwas verhandelte. Kurz entschlossen lenkte sie ihren Schritt dorthin. Dass Nils zu den »Klatschweibern« gehörte, war ja ausgeschlossen, er würde sicher keine Sekunde geglaubt haben, dass an der blöden Sache etwas dran war. Und sicher hatte er bei den Kollegen für sie geworben, schließlich hatte er sie im Krankenhaus … besucht. Dass er sie vorhin nicht richtig zur Kenntnis genommen hatte, konnte nur einen anderen Grund gehabt haben.
Er sah auf, als sie noch ein paar Schritte entfernt war. Eva lächelte ihm zu, öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, als ihr jemand auf die Schulter tippte.
»Da bist du ja endlich! Ich hab dich schon überall gesucht.«
Es war Silke. Die Freundin entschuldigte sich für ihr Zuspätkommen, erzählte von dem Kuchen, den sie hergeschleppt hatte, und von Lena, die an ihrem Stand schon fast fünf Euro Umsatz gemacht hatte. Eva trat unauffällig von einem Bein aufs andere. Sie wollte mit Nils sprechen, Silkes Geschichten waren ihr im Augenblick ziemlich egal. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Nils sie musterte. Ohne lange zu überlegen, signalisierte sie ihm mit einem Winken, dass sie gleich bei ihm wäre.
»Und dann Uli, ich sage dir!«, stöhnte Silke gerade. »Glaub mir, er wollte eigentlich gar nicht mitkommen! Aber ich konnte ihn gerade so überreden.«
»Silke, sei mir nicht böse. Ich hab hier ein paar Probleme, weißt du, und will unbedingt ganz kurz mit Nils reden.«
»Oh. Na gut, verstehe.« Silke zuckte die Achseln. »Danngeh ich mal wieder. Wir sehen uns draußen, ja? Und du musst meine Schaumwaffeln probieren, mit denen hab ich mir ganz besondere Mühe gegeben. Wenn du Glück hast, sind noch welche da.«
»Ja, okay.« Eva drehte sich bereits um.
Doch Nils war nicht mehr da, weit und breit keine Spur von ihm. Die Kinder, mit denen er gesprochen hatte, verschwanden gerade durch eine Seitentür in den Hof. War er einfach gegangen? Er konnte ihre Geste nicht missverstanden haben, unmöglich.
Eva spürte einen schalen Geschmack auf ihrer Zunge. Einen Augenblick lang musste sie gegen den starken Impuls ankämpfen, wegzulaufen und diese Schule hinter sich zu lassen, womöglich auf Nimmerwiedersehen. Doch dann kehrte ihre Kraft zurück. Klein beigeben? Sie war hier doch mit offenen Armen empfangen worden, sie hatte etwas erreicht. Nein, sie würde nicht den Schwanz einziehen und sich das alles wieder wegnehmen lassen, nur weil sie jetzt auf Widerstand stieß. Sie würde verteidigen, was sie erreicht hatte! Und Nils hatte bloß viel zu tun, vielleicht wollte er auch warten, bis er sie in Ruhe alleine irgendwo erwischte, damit sie ungestört reden konnten.
Mit entschlossenen Schritten ging sie in den Hof. Hier draußen war der Trubel auf dem Höhepunkt. Vom Grill, an dem Lutz und Monika Dassler gerade Dienst hatten und fleißig Würstchen wendeten, wehten Schwaden würziger Luft über die Menge, die sich vor der Bühne und zwischen den Ständen drängte. Beifall brandete auf, als die Krokodile ihre fröhliche Jambo, Afrika -Nummer beendeten. Am Tombola-Stand tröstete Frau Helmholtz ein kleines Kerlchen, das über eine Niete weinte.
Eva blinzelte in die Sonne. Vielleicht würde sie sich zuerst mit einem Kaffee vom Kuchenstand stärken, bevor sie sich in den Kampf stürzte. Und tatsächlich Silkes Schaumwaffelnprobieren. Dort konnte sie genauso anfangen wie irgendwo anders.
Die nächsten zwei Stunden gab Eva ihr Bestes. Sie klinkte sich überall ein,
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