Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
Vom Netzwerk:
gar nicht einverstanden. Sie stand auf und nahm Dorothee die Anzeigen aus der Hand. » Nein « , sagte sie bestimmt.
    Â» Nein? Was nein? « , fragte Nele erstaunt.
    Â» Nein, wir ignorieren sie nicht! Wir gehen morgen zu Sauert und fragen ihn, was das soll. Das geht doch nicht, dass er sich hier wie ein Despot aufführt! Wo kommen wir denn da hin? Wir leben in einem Rechtsstaat! In einer Demokratie! Wenn wir einen Strafzettel bekommen, weil wir im Halteverbot stehen, na gut. Von mir aus. Aber so ist es in unserem Fall ja nicht! Hier steht weit und breit kein Verbotsschild! Und habt ihr euch mal die Kontonummer angesehen? Das ist wahrscheinlich seine eigene! «
    Nele, Marion und Dorothee sahen sie erstaunt an. » Warum willst du dich mit diesem Idioten anlegen, wo wir nur noch so kurz hier sind? « , fragte Marion.
    Â» Weil ich ihn unfair finde! Ungerechtigkeit kann ich nicht ausstehen. Und Machtmissbrauch auch nicht. Genug ist genug « , fauchte Eva. » Wer kommt mit morgen früh? «
    Â» Ich nicht « , meinte Dorothee zögernd. » Ich muss endlich mal in Ruhe mit Mimi reden. «
    Â» Und ich muss um sieben zur Schule, das weißt du doch « , sagte Marion. Alle drei schauten zu Nele.
    Â» Also gut. Ich mach’s. Ich begleite dich « , seufzte Nele und stand auf. » Auch wenn ich nicht weiß, wozu das nützen soll. Und jetzt setze ich mich noch mal an einen Entwurf für Titus. Dann habe ich morgen Zeit, schwimmen zu gehen… mit Gandalf. «
    Â» Mit Gandalf? « Evas Wut war schon verraucht. » Was ist eigentlich mit dem? Das wollte ich dich die ganze Zeit schon fragen « , hakte sie nach.
    Eine Weile war Nele Gandalf aus dem Weg gegangen, aber in letzter Zeit hatte Eva die beiden häufig am Zaun plauschen sehen, und zwei Tage zuvor war sie mit ihm abends ein Bier bei Maik trinken gegangen. Danach war sie sehr aufgekratzt nach Hause gekommen.
    Nele blinzelte ihr zu. » Nichts. Wir gehen einfach zusammen schwimmen. «
    Â» Verstehe. Du nutzt die Restzeit vor Ort, die dir noch bleibt. «
    Â» Genau. Carpe diem mit dem Herrn der Ringe. « Sie lachte vergnügt und rauschte hinaus.
    Â» Ich setze mich noch ein bisschen ans Apfelbuch « , sagte Eva und verließ das Wohnzimmer.
    Â» Ich gehe auf die Terrasse und mache ein bisschen Tai-Chi. Vielleicht kommt ja heute mal wieder die Lady vorbei. « Marion war immer noch auf der Suche nach fernöstlicher Gelassenheit.
    Als sie allein war, zündete Dorothee die Duftkerzen an, die sie überall im Wohnzimmer verteilt hatte. Nachdenklich starrte sie in eine der Flammen. Morgen, dachte sie, morgen muss ich eine Entscheidung fällen. Die Kinder können hier nicht auf Dauer bleiben. Das ist für sie nicht gut, für mich nicht und für die anderen erst recht nicht.
    Am nächsten Morgen verließen Eva und Nele um kurz vor acht das Haus. Ohne sich abzusprechen, hatten sie sich beide für High Heels entschieden.
    Â» Das ist es, was gute Schuhmode ausmacht « , sagte Nele zufrieden, während sie die Dorfstraße entlangstöckelten. » Sie gibt einem Selbstbewusstsein. Äußere Größe. «
    Â» Genau. Um Männern wie Sauert auf den Kopf spucken zu können « , bestätigte Eva. In ihrer Handtasche raschelte der Packen Strafzettel.
    Sie passierten das Dorfzentrum, winkten durch die Ladenscheibe Frau Wolter zu, die gerade der Friseurin eine Tüte frischer Brötchen über die Theke reichte, kamen an Maik’s Bistro vorbei, das zu so früher Morgenstunde noch geschlossen war. Dahinter kam das Rathaus in Sicht, weiß-klassizistisch-neureich mit seinem Rollrasencharme.
    Â» Weißt du noch, als wir bei unserem ersten Besuch in Wannsee hier vorbeigefahren sind? « , fragte Eva Nele, als sie zur Eingangstür gingen. Bei jedem Schritt bohrten sich ihre hohen Absätze in den Kiesweg.
    Â» Klar « , antwortete Nele. » Schon damals haben wir geahnt, dass in diesem Ort seltsame Leute wohnen. «
    Â» Und jetzt wissen wir es « , fügte Eva hinzu.
    Gerade als sie die Tür öffnen wollte, wurde sie von innen aufgerissen, und unvermittelt stand Frau Karoppke vor ihnen. Sie presste ein Blatt Papier gegen ihre Brust und sah die Freundinnen mit weit aufgerissenen Augen an.
    Â» Es ist so unfair « , stammelte sie und drängte sich an ihnen vorbei. » Wenn ich das dem Uwe erzähle… «
    Â» Was ist denn, Frau Karoppke? «

Weitere Kostenlose Bücher