Eva und die Apfelfrauen
fünfundzwanzig Jahre später mit netten Frauen zusammenwohnen zu können. AuÃerdem weià ich inzwischen, wie das ist. Schön ist es, aber⦠«
Viel schwang in ihrem Aber⦠mit: die Hitze des Südens, der Vanilleduft der Oleanderblüten, das Mittelmeer bei Nacht, schöne Männer, alte Kirchen, Fresken, Prosecco mit Aperol auf einer piazza und Trüffelscheibchen auf hauchdünnem Carpaccio.
Eva schüttelte langsam den Kopf. » Nein, Julika. Ich glaube, du machst dir was vor. Wenn du jetzt gehst, dann hast du unsere Idee niemals mitgetragen. WeiÃt du, woran ich denken muss? An unseren ersten Tag hier. Eigentlich wolltest du gar nicht hierherziehen, es tat dir um die paar Monate, die du nicht in Berlin sein würdest, leid. Und letztendlich hast du nur aus Trotz zugestimmt. Du wolltest es Sauert beweisen. Die WG war dir nicht wichtig. «
Julika sah die Freundin herausfordernd an. » Das ist nicht wahr. Es war und ist mir wichtig, mit euch zusammenzuwohnen, irgendwann mal. Aber versteht ihr nicht, was Lorenzos Erbe für mich bedeutet? «
» Doch, schon « , sagte Dorothee bekümmert. » Nur⦠manchmal muss man Träume gegeneinander aufwiegen.Das machst du gerade. Und wir sind dir weniger wichtig, als ich gedacht habe. Wir sind dein kleinerer Traum. «
Unvermittelt stiegen Julika die Tränen in die Augen. » Ich will gehen, aber ich will euch auch nicht verlieren. Wirklich nicht. Ihr seid meine allerbesten Freundinnen und werdet es immer bleiben « , sagte sie leise.
» Dann geh « , sagte Eva traurig. » Wir können dich nicht zwingen zu bleiben. Und selbst wenn wir es könnten, würden wir es nicht tun, weil du es uns nicht verzeihen würdest. Du würdest nicht glücklich werden. «
» Danke. « Mit gesenktem Kopf stand Julika da, dann schaute sie wieder hoch. » Ihr wisst, wie ihr mich erreichen könnt. Ich habe mein Handy dabei. Und wenn Rechenberger auftaucht, dann fällt euch was ein. Versprochen? « Dabei schaute sie Dorothee an. » Bitte sagt Marion einen lieben GruÃ. Ich denke, sie wird mich verstehen. Sie hat ja ihre Wahl schon getroffen, als sie sich entschlossen hat, die Ferienbetreuung zu organisieren. Ach, und noch was. « Sie griff in die Tasche ihrer Kostümjacke. » Hier sind Autoschlüssel und Papiere. «
» Brauchst du dein Auto nicht? « , fragte Eva verwundert.
» Nein. Ich fahre mit Sergio. « Sie wandte sich ihrem Neffen zu.
» Finito? « , fragte er.
» Si. Finito. « Julika wandte sich ab. » Ich hole nur noch meine Tasche. «
Eva, Nele und Dorothee standen auf dem Bürgersteig vor dem Haus und winkten, als das silberne Cabrio, wegen des herrlichen Sonnenscheins mit geöffnetem Verdeck, aus der Einfahrt rollte. Sergio hupte zwei Mal zum Abschied. Er und Julika trugen ihre Sonnenbrillen, Julika hatte sich ein Tuch um die Haare geschlungen. Sie sahen aus, als würden sie eine italienische KüstenstraÃe und nicht eine märkische DorfstraÃe entlangbrausen.
» Erinnert ihr euch, wie sie bei ihrem Geburtstag gesagt hat, sie ist Single, weil für sie nur ein gut aussehender, jüngerer Mann infrage käme? « , fragte Nele, als sie endlich den Arm sinken lieÃ. » Eigentlich komisch. Jetzt fährt sie mit genau so einem nach Italien. «
» Ich gönnâs ihr. Auch wenn wir nur noch vier sind. Und auch, wenn sie uns ein bisschen verraten hat « , sagte Eva, als sie ins Haus zurückgingen. Vergeblich versuchte sie, die leise Wehmut zu ignorieren.
» Fühlt sich mehr wie dreieinhalb an. Marion macht auch kaum noch mit « , meinte Dorothee. » Aber ganz ehrlichâ bei der Apfelernte werde ich Julika nicht vermissen. Sie war immer ziemlich lustlos. «
» Du bist kein MaÃstab « , sagte Nele. » Niemand schält so gern Ãpfel wie du. «
» Doch. Eva! « , gab Dorothee zurück.
» Das stimmt nicht. Eva mag die Nähe zur Natur, das Ernten und den Garten. Du magst das Kochen. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. «
» Stimmt « , sagte Eva.
Wie das wohl ausgehen mag?, überlegte sie bei sich. Aber sie würde einen Teufel tun, die Frage laut zu stellen. Dieser Tag hatte gerade erst angefangen und schon genug Aufregung gebrachtâ¦
Julikas Abfahrt legte einen Schatten über das Haus, über den Tag, über Wannsee, über ihr ganzes Vorhaben. Dass Marion in
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