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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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zu tun « , meinte Marion und tippte sich an die Nasenspitze.
    Â» Du immer mit diesem Psychoquatsch! Glaubst du, meine Mutter hat eine Maus über die Wickelkommode laufen lassen? Na gut. Dann komme ich jetzt runter. « Mit dem nackten Fuß angelte Nele nach dem weggestoßenen Stuhl, kletterte vom Tisch herunter und setzte sich mit angezogenen Beinen auf den Sitz. » Kann mir wer meine Puschen holen? «
    Â» Klar. « Marion verließ das Zimmer, kurz darauf kam sie wieder. » Ich weiß nicht, wo deine Puschen sind. Ich habe nur die hier gefunden. «
    Sie stellte rote Gummistiefel vor den Stuhl, auf dem Nele hockte. Vorsichtig, mit einem raschen Seitenblick auf die geschlossene Speisekammertür, ließ diese die Beine sinken und schlüpfte hinein. Dann stand sie auf und stakste hinaus.
    Â» Ich geh nach oben. Ins Bad « , sagte sie. » Es kann ein Weilchen dauern. Wartet nicht auf mich. «
    Â» Seht ihr, das ist der lebende Beweis dafür, dass man hier Gummistiefel braucht « , bemerkte Julika zufrieden, holte Tassen aus dem Küchenschrank und schenkte allen Kaffee ein.
    Â» Maus am Morgen bringt Kummer und Sorgen « , sagte Dorothee, aber vorsichtshalber so leise, dass Nele es nicht mehr hören konnte.
    Â» Und was machen wir jetzt? « , fragte Eva, als sie zu viert am Küchentisch saßen und Kaffee tranken. » Irgendwas müssen wir tun. Sonst packt Nele noch ihre Koffer. Ich hätte niemals geglaubt, dass sie so reagiert. «
    Â» Ach, so impulsiv ist sie ja nun auch wieder nicht « , gab Marion unbesorgt zurück. » Wahrscheinlich gewöhnt sie sich im Laufe der Zeit an die kleinen Nager. «
    Â» Glaub ich nicht. So habe ich sie noch nie erlebt. «
    Â» Wir könnten Gift streuen « , schlug Julika vor.
    Â» Finde ich nicht gut « , widersprach Eva. » Die Mäuse sterben einen schrecklichen Tod. Sie verbluten innerlich! «
    Â» Hast du Mitleid mit ihnen? Du musst dich entscheiden: Nele oder die Mäuse « , meinte Julika.
    Eva sah einen Moment lang aus, als ob sie ernsthaft darüber nachdenken musste. » Nele « , sagte sie dann und zuckte resigniert mit den Schultern. » Aber auch kein Gift. «
    Â» Vielleicht kann man eine Katze leasen « , spekulierte Julika.
    Marion lachte. » Lease-a-cat. Coole Idee. «
    In diesem Moment klingelte oben im Haus ein Handy. » Das ist meins « , rief Dorothee. » Sicher Mimi. Ich rede kurz mit ihr und zieh mich gleich an. « Sie eilte hinaus.
    Â» Die telefonieren ja wirklich viel miteinander. « Julika stand ebenfalls auf. » Ist das eigentlich normal bei erwachsenen Kindern? «
    Â» Keine Ahnung « , antwortete Marion und erhob sich. » Bei Dorothee ist es jedenfalls normal. Ich kenne es nicht anders bei ihr. Das Telefon ist wie eine verlängerte Nabelschnur. Sie sagt immer, die Kinder brauchen sie, aber manchmal frage ich mich, ob es nicht umgekehrt ist. «
    Â» Obwohl sie hier doch uns hat? «
    Eva beteiligte sich nicht an den Spekulationen. » Ich gehe mal nach draußen « , sagte sie und griff nach ihrer Kaffeetasse.
    Â» Ist dir nicht kalt? « , fragte Julika und wies auf ihr kurzes Shirt, das ihr nur knapp über den Po reichte.
    Â» Ach, einen Moment lang geht das schon. Mich sieht ja niemand. «
    Â» Ich dachte, du warst schon draußen « , sagte Julika und zeigte auf ihre Füße.
    Eva sah verwundert nach unten: Grashalme hafteten an ihren Füßen. » Nein, war ich nicht. Neles Schrei hat mich geweckt. «
    Sie ging zur Terrassentür und wollte sie aufschließen, aber sie war bereits offen. Verwirrt lief sie zurück in die Küche und sah Marion an. » Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Die Tür ist offen. Hast du nicht gestern Abend abgeschlossen? «
    Marion stutzte. » Ja, hab ich. Sag mal, Eva… schlafwandelst du vielleicht? Ich meine, wie kommt das Gras an deine nackten Füße? Und wer hat die Tür aufgemacht? «
    Eva erschrak. Sie überlegte eine Weile. » Einmal… als meine Oma gestorben ist. Da bin ich schlafgewandelt. Meine Mutter hat mich gerade noch im Treppenhaus erwischt « , sagte sie langsam. » Meine Oma und ich standen uns sehr nah. Ich war zwölf damals. «
    Â» Vielleicht war es nur das einzige Mal, dass es jemandem aufgefallen ist. Oder es liegt an der neuen Umgebung. Oder nein, vielleicht schlafwandelst du nur alle dreißig Jahre! «

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